Natürlich könne die OSS nicht über Nacht ein vollumfängliches Angebot darbieten, wie dies vorgeblich bei All-Inclusive-Paketen etwa großer US-Tech-Konzerne wie Microsoft, Google und Co. der Fall wäre. Aber nach Einschätzung der AK ist die Nutzung solcher Dienste in öffentlichen Institutionen wie Schulen nicht nur datenschutzrechtlich höchst umstritten und überwiegend intransparent (Closed-Source), sondern schaffe entgegen allseitiger Bildungsansprüche bereits früh zahlreiche Abhängigkeiten (Vendor-Lock-in).
„Ein auf digitale Mündigkeit ausgerichtetes Lehren und Lernen darf nicht an der Oberfläche von Desktops und Touchscreens nur bestimmter Hersteller-Programme und -Apps verhaftet bleiben. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der digitalen Welt berührt auch die dahinter stehende Digitaltechnologie“, so Otto. Dafür eigne sich die flexible Funktionsweise quelloffener Lösungen wie Moodle, Nextcloud, BigBlueButton oder auch Matrix u.a. im Besonderen.
„Closed-Source-Anwendungen machen zudem eine vollständige Datenschutzfolgeabschätzung, wie wir sie gerade bei der Speicherung, Verarbeitung und dem Transfer sensibler Schülerdaten in Cloud-Lösungen vorab bräuchten, schwierig bis in der Regel unmöglich – zumindest mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen“, kritisiert Otto. Mit ihren erfreulicherweise vielen Open-Source-Implementierungen setze die OSS dagegen auf größtmögliche Transparenz, Flexibilität und weitgehende Unabhängigkeit, wodurch sie aus Sicht der AK einen bundesweit vorbildlichen und zukunftsweisenden Ansatz verfolgt.
„Bei allen Startschwierigkeiten während der Schulschließungen stellt die grundsätzliche Öffnung der OSS für alle Schulen eine beachtliche Leistung in der kurzen Zeit dar und kann nach und nach einen handlungsleitenden Rahmen und eine alltäglich zu nutzende digitale Lernumgebung für alle Beteiligten schaffen“, unterstreicht Otto. Zudem sei die OSS für einen etwaigen länderübergreifenden Ausbau unabhängiger und offener Infrastrukturen mit gemeinsamen Server- und Dienstlösungen kompatibel.
„Was wir deutschlandweit in den letzten zwei Jahrzehnten im Rahmen der Digitalisierung politisch verschlafen haben, lässt sich natürlich nicht so kurzfristig nachholen. Aber über alle Diskussionen um Lern-Plattformen, Endgeräte, fehlende System-Administratoren, bessere Netzwerke und Schul-WLAN dürfen wir nicht vergessen, dass der letztlich entscheidende Knackpunkt für digitale Bildung die adäquate und kontinuierliche Aus-, Fort- und Weiterbildung aller pädagogischen Fachkräfte darstellt. Neben dem entsprechenden Angebot braucht es dafür auch die nötige Systemzeit“, so Otto abschließend.
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