Die 100 umsatzstärksten Wirtschaftskanzleien in Deutschland haben ein Rekordjahr hinter sich. Im Durchschnitt stiegen die Erlöse um gut 8 Prozent, und auch beim Personal und der Produktivität legten die Kanzleien zu. Das ist das Ergebnis der von JUVE jährlich exklusiv recherchierten Kennziffern. Da etwa ein Fünftel der JUVE 100, vor allem die wichtigsten britischen Kanzleien, ihr Geschäftsjahr Ende April oder später beenden, stecken in diesen Zahlen bereits erste Auswirkungen der Corona-Krise.

Zusammen kamen die JUVE 100 auf einen Umsatz von fast 7,4 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der durchschnittliche Umsatz pro Berufsträger (UBT), ein Indikator für die Produktivität, stieg um 2,6 Prozent auf fast 550.000 Euro.

Die drei umsatzstärksten Kanzleien sind wie in den Vorjahren Freshfields Bruckhaus Deringer, CMS Hasche Sigle und Hengeler Mueller. Der Vorsprung des Spitzenduos Freshfields und CMS vor dem Verfolgerfeld hält sich. Hinter Hengeler aber hat sich der Abstand zur neuen Viertplatzierten Hogan Lovells auf 18 Millionen Euro verkürzt: Diese legte mit 15 Prozent erneut stark zu – und zog damit an Noerr vorbei. Neu unter den zehn umsatzstärksten Kanzleien ist nach diesem Geschäftsjahr Taylor Wessing, die um 16 Prozent zulegte und damit neben Hogan Lovells das stärkste Wachstum in dieser Gruppe erzielte. Luther, deren Umsatz nach einem gewaltigen Sprung im Vorjahr um knapp 2 Prozent zurückging, findet sich nun auf Rang 11.

Bei der Produktivität, gemessen am Umsatz pro Berufsträger, hat unter den zehn umsatzstärksten Kanzleien Hengeler die Nase vorn, die als einzige deutsche Kanzlei die Marke von 900.000 Euro übertrifft. Bei den britischen Kanzleien lässt Freshfields mit ihren 854.000 Euro pro Anwalt Clifford Chance, Linklaters und Allen & Overy deutlich hinter sich. Insgesamt erreichen bei dieser Kennziffer aber spezialisierte US-Kanzleien mit kleinerer deutscher Praxis die höchsten Werte. Die Rangliste beim UBT führen zehn Kanzleien mit US-Herkunft an, auf Platz elf folgt Hengeler, Freshfields rangiert in dieser Liste wie im Vorjahr auf Platz 14. An der Spitze steht Sullivan & Cromwell mit fast 1,2 Millionen Euro Umsatz pro Berufsträger. Immerhin 29 der hundert Kanzleien konnten ihren UBT nicht steigern.

Die JUVE-Analyse belegt einen Zusammenhang zwischen Personal- und Produktivitätszuwachs. Der Gesamtmarkt zeigt im Mehrjahresvergleich, dass eine Steigerung der Berufsträger zunächst mit einer Senkung des UBT korreliert. Auf lange Sicht aber ergibt sich aus den von JUVE untersuchten Zahlen aber eine höhere Produktivität in den Kanzleien mit hohen Umsätzen.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr haben die zehn Umsatzstärksten ihren Personalstand erhöht, Heuking Kühn Lüer Wojtek und Taylor Wessing sogar prozentual zweistellig. In der Summe der hundert Umsatzstärksten wuchsen die Teamgrößen um mehr als sechs Prozent. Auffallend ist, dass das prozentuale Wachstum beim Personal im Durchschnitt umso stärker ausfällt, je weiter eine Kanzlei am Ende der JUVE 100 steht. Insgesamt bauten 22 der 100 Kanzleien im vergangenen Jahr Personal ab.

Mehr über die Umsätze der 100 größten Wirtschaftskanzleien finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom JUVE Rechtsmarkt (10/20) und online unter juve-plus.de.

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