Für die aktuelle Oktoberausgabe lud VOGUE zwei Modelegenden zum Gespräch. Grace Coddington arbeitete über 25 Jahre für die amerikanische VOGUE und inszenierte als Kreativdirektorin zahlreiche ikonische Fotostrecken. 2016 zog sie sich aus dem Redaktionsalltag weitgehend zurück. Heute arbeitet die 79-Jährige mit Modefirmen und Verlagen für eigene Kollektionen und Bücher zusammen. Paul Smith startete 1970 mit einem Geschäft in Nottingham. In den achtziger Jahren galt sein Londoner Store als Geheimtipp unter Künstlern und Intellektuellen. Zeitweise war Smith der meistverkaufte europäische Designer. In diesem Jahr feiert der 74-Jährige sein 50-jähriges Bestehen in der Branche. Nur die wenigsten wissen: Grace Coddington und Paul Smith verbindet eine langjährige, tiefe Freundschaft. Im VOGUE-Gespräch werfen beide einen Blick zurück auf die gemeinsame Zeit, ihre Karrieren und sie sinnieren über den Wandel der Modebranche.

Nachfolgend finden Sie Auszüge aus dem VOGUE Gespräch mit Grace Coddington und Paul Smith, die Sie gerne für eine redaktionelle Meldung mit Verweis auf VOGUE.de verwenden können. Das vollständige Interview finden Sie hier. 

Auszug aus dem VOGUE-Gespräch mit Grace Coddington und Paul Smith 

Grace Coddington, über Paul Smiths Aussage, sie habe seine Herrenkollektion immer bevorzugt an Frauen gestylt.
GRACE CODDINGTON: „Sie Männern anzuziehen, das verunsichert mich. Ich kann einfach nicht entscheiden, ob es gut aussieht oder nicht. Frauen in Männersachen, das macht sogar Spaß, und in den Achtzigern machte es sehr viel Spaß. All die Sakkos und jede Menge weiße Hemden. Wir haben gern Frauen in weißen Männerhemden fotografiert.”

Grace Coddington und Paul Smith über den Wandel der Modebranche:PAUL SMITH: „Als ich anfing, hat man Kleidungsstücke entworfen, die von Herzen kamen. Man hoffte, dass sie jemandem gefallen würden. Heute ist das ganz anders. Es ist Marktforschung.”

GRACE CODDINGTON: „In London war ich sehr naiv. Wie du gesagt hast: Wir taten Dinge aus Liebe. Wir verwendeten auf Shootings Vintagemode, um die Looks auf den Fotos natürlicher erscheinen zu lassen. Wir kannten zwei Saisons Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Dann wurde alles furchtbar kommerziell. Ständig neue Sachen, von denen man gar nicht mehr wusste, wofür sie sind.”

GRACE CODDINGTON: „Und was auch dazukam, ist der Celebrity-Kult. Stars bekommen die Teile schon kurz nach der Show geschenkt, damit sie sie auf dem roten Teppich tragen. Wenn die Mode dann aber mal wirklich im Geschäft angekommen ist, hat sie jeder schon gesehen.”

Paul Smith über die gegenwärtige, gesellschaftliche Sphäre: PAUL SMITH: „Ich bin gestern am Victoria and Albert Museum vorbeigegangen. Auf den Säulen links und rechts vom Haupteingang standen zwei große Wörter: Bildung und Individualität. Und ich dachte mir, dass es genau diese beiden Dinge sind, die heute fehlen, weil sich jeder nur noch Gedanken darüber macht, was er tun sollte, aber nicht darüber, was er eigentlich will. Lieber schaut man den anderen über die Schulter und fragt sich nervös, wie man am meisten Geld machen kann.”

Paul Smith über seine Karriere: PAUL SMITH: „Ich werde oft gefragt, worauf ich am meisten stolz bin. Ganz ehrlich: Kontinuität. Edward de Bono hat einmal gesagt: Der Job verändert immer dich, niemals du den Job. Ganz oft stimmt das auch. Wenn man als Designer Investoren gewinnen kann oder vielleicht sogar irgendwann mal Teil einer Unternehmensgruppe wird, erhöht sich der Druck. Mehr Geld, mehr Umsatz, immer mehr. Man soll expandieren, plötzlich auf Sportswear setzen oder Tailoring machen, obwohl man anfangs überhaupt nichts damit zu tun hatte. Man soll Kooperationen eingehen mit einem Autohersteller oder irgendjemand anders. Ich habe Ende der 70er Jahre mit 600 Pfund in der Tasche und einem kleinen Geschäft begonnen, das nur freitags und samstags geöffnet hatte. Heute verkaufe ich weltweit in 73 Ländern und bin immer noch ich. Vielleicht war ich nie die Nummer eins, das weißt du, Grace, aber immer relevant. Ich muss nicht mehr sein als das, und damit bin ich sehr glücklich.”

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