Die Häfner Gewichte GmbH, ein Feinwerkmechaniker-Betrieb in Oberrot, hat den 31. Seifriz-Preis für ihre Mitarbeit an den rundesten Siliziumkugeln der Welt erhalten. Mit diesen Kugeln wurde im vergangenen Jahr das sogenannte Ur-Kilogramm abgelöst. Bis dahin war 130 Jahre lang ein ein Kilogramm schwerer Metallzylinder das Maß aller Massen. Zur Neudefinition entscheidend beigetragen hat das Transferprojekt „Si-kg“ an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, an dem auch Häfner beteiligt war. Der Seifriz-Preis wird als Technologietransfer-Wettbewerb unter der Federführung des Baden-Württembergischen Handwerkstages durch den Verein Technologietransfer Handwerk e.V. veranstaltet.

Besonders gelungene Kooperation

Die PTB hat ein Fertigungsverfahren entwickelt, um die rundesten Siliziumkugeln herzustellen, die es gibt. Das Fertigungsverfahren wurde an die Firma J. Hauser GmbH & C. KG in Solms in Niedersachsen übertragen. Um die Lagerung, den Transport, die Reinigung und den Vertrieb der einzigartigen Kugeln kümmert sich die Häfner Gewichte GmbH. „Ich bin sehr stolz darauf, einen so innovativen und leistungsstarken Betrieb im Kammergebiet zu haben“, sagte Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer bei der Verleihung des Preises.

Auch die Jury zeigte sich begeistert von der Kooperation. „Hier ist ein vorbildlicher Transfer von Forschungsergebnissen in eine wirtschaftliche Anwendung gelungen“, so Prof. Dr. Michael Auer, Vorsitzender der Jury und Vorstand der Steinbeis-Stiftung. „Um mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenzuarbeiten, brauchen Betriebe viel Mut und Innovationskraft. Belohnt werden sie mit großen Chancen. Bleiben Sie weiter an den Innovationen dran“, forderte Auer den Preisträger auf. 

Sensibles Produkt

Der Betrieb Häfner besteht seit fast 90 Jahren und verfügt über Spezial-Know-how bei der Herstellung und Kalibrierung von Gewichten. „Wir arbeiten schon seit Jahren mit der PTB zusammen. Wir sind durch sie zertifiziert und dürfen Kalibrierscheine ausstellen. Für das Projekt wurde eine kleine, flexible Firma mit viel Erfahrung gesucht. Das hat genau zu uns gepasst“, erzählt Inhaber Martin Häfner. Drei Jahren lang ging es etliche Male quer durch die Republik, um an dem Projekt mitzuarbeiten. Getestet und entwickelt wurde dabei das Equipment für die Handhabung, die Reinigung und den Transport der Kugeln. „Der Umgang mit den Kugeln ist heikel. Sie dürfen weder Kratzer bekommen noch darf es irgendwelche Anhaftungen geben. Deshalb haben wir spezielle Ständer und Zangen entwickelt. Für den weltweiten Versand sind außerdem besondere Transportbehälter mit Halterungen und Polsterungen notwendig, die nicht ausdünsten“, erklärt Häfner. Mit der Aufbewahrung sensibler Produkte kennt er sich bestens aus. Die Gewichte, die in seinem Betrieb produziert werden, müssen ebenfalls sehr sorgfältig aufbewahrt werden. Zum Betrieb gehört eine eigene Manufaktur, in der Etuis und Koffer für die Gewichte hergestellt werden.

Von Kugeln und Frauen

Häfner hat in das Projekt mit der PTB und der Firma Hauser 17 Personenmonate investiert, was einer Summe von einer viertel Million Euro entspricht.  „Die Zusammenarbeit war klasse, fast schon freundschaftlich. Und hat mit dem Projekt nicht geendet. Wir stehen weiter in Kontakt und arbeiten an neuen Produkten. Drei Kugeln haben wir bereits gemeinsam an nationale Messinstitute verschickt“, berichtet Häfner. Weitere Ausschreibungsverfahren, sogenannte Tender, laufen.  Aber nicht nur Messinstitute und Labore interessieren sich für die besonderen Kugeln. Ehefrau Katrin Häfner erinnert sich an einen Anruf vor einem Jahr, kurz vor Weihnachten. „Ich hatte einen Mann am Telefon, der bei der Suche nach einem ganz besonderen Geschenk für seine Frau auf unsere Kugeln gestoßen war. Als ich ihm sagte, dass er für eine Kugel mehrere tausend Euro investieren müsse, hat er sich dann doch lieber nach etwas Anderem umgeschaut“, schmunzelt sie. Die gelernte Bankkauffrau und Betriebswirtin des Handwerks leitet gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen mit 45 Mitarbeitern. Starke, engagierte Frauen spielten bei der Firma Häfner von Anfang an eine wichtige Rolle. Als der Gründer Adolf Häfner 1966 verstarb, übernahm Ehefrau Klara kurzerhand den Betrieb. 1986 übernahm Sohn Martin. Dennoch war sie weiterhin täglich im Betrieb. Bis zu ihrem 86. Geburtstag.

Immer weiter

Mut und Ausdauer hat sie offensichtlich an ihren Sohn vererbt. „Wir haben ständig neue Produkte und Projekte im Visier“, bestätigt Martin Häfner lachend. Aktuell steht die Digitalisierung der Fertigung ganz oben auf der Agenda, unterstützt durch die Universität Karlsruhe. Und auch am digitalen Kalibrierschein wird gearbeitet. Daten aus der Fertigung und die Ergebnisse aus dem Kalibrierlabor sollen künftig in einer Cloud gespeichert werden. Kunden erhalten dann einen Account, mit dem sie jederzeit und von überall auf der Welt auf die Daten zugreifen können. An den Innovationen dranbleiben, das ist bei der Firma Häfner bereits selbstverständlich.

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