„Von Menschen, die sich von der Kirche verabschieden, könnten wir sehr viel lernen. Sie halten uns einen Spiegel vor und lassen uns merken, wie Kirche bei ihnen ankommt. Tragisch ist selbstverständlich, dass wir uns für ihre Stimme zuvor nicht interessiert haben. Was Kirchenaustritte betrifft, so denken wir leider immer noch vor allem in Zahlen. Das ist falsch. Wir sollten in Menschen denken. Jeder Mensch ist ein von Gott geliebter Mensch.“

Wie schrecklich es ist, immer drinnen sein zu müssen, haben im Jahr 2020 viele Menschen erfahren. In einer solchen Situation sind Langeweile, Aussichtslosigkeit, Aggression und Verzweiflung vorpro­grammiert. Es gibt auch in den Glaubensgemeinschaften eine kleine Gruppe von Menschen, die sich freiwillig in die Abschottung begeben, um nicht von den »Viren der Zeit« angesteckt zu werden. Sie sind »drinnen«, am sicheren Ort, und verstehen sich auch so. Tragisch: Sie verwechseln das selbstgerechte Abgeschottetsein mit Glauben. Die meisten Menschen haben sich – Gott sei Dank! – von ihnen verabschiedet.

Von diesen Menschen handelt das neue Buch von Martin Werlen. Und von einer Menschengruppe im Neuen Testament: den Pharisäern und Schriftgelehrten. Denn ein aufmerksamer Blick auf sie lässt die Person Jesus Christus und sein Evangelium ganz neu aufleuchten: „Die Auseinandersetzung mit den Pharisäern hilft uns, den Weg aus Sackgassen in Reformprozessen aufzuspüren und den Reformstau abzuarbeiten. Sie lassen die Wichtigkeit der Synodalität der Kirche aufscheinen, das heißt: gemeinsam im Dialog auf dem Weg zu sein im Miteinander aller gottsuchenden Menschen.“

Martin Werlen nimmt die Leser mit auf den Weg voller Überraschungen: zu einem Glauben, der nicht die Abschottung sucht und pflegt, sondern mutig bei den Menschen ist und zusammen mit ihnen den Weg in die Zukunft sucht. Das bringt Bewegung in die Kirche und in die Gesellschaft – selbst in der größten Krise. Die meisten Pharisäer werden damit Mühe haben, aber selbst einigen unter ihnen wird dabei aufgehen: Nur wer draußen ist, kann drinnen sein!

Martin Werlen OSB, geb. 1962, Mönch des Klosters Einsiedeln, er wirkte dort als Novizenmeister und Gymnasiallehrer. Von 2001–2013 war er der 58. Abt des Klosters und Mitglied der Schweizer Bischofs­konferenz. Seit August 2020 ist er Verantwortlicher der zum Kloster gehörenden Propstei St. Gerold in Vorarlberg (Österreich). Autor mehrerer Bestseller.

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