Protektionismus und steigende Handelszölle sind ein Schlüsselelement der Präsidentschaft von Präsident Donald Trump. Viele befürchten, dass vier weitere Jahre seiner Wirtschaftspolitik das Ende der Globalisierung bedeuten könnten. Es ist schwer, die Aussicht auf eine zweite Trump-Periode als gute Nachricht für die Globalisierung zu werten, aber die Bedeutung der US-Wahlen sollte nach Ansicht der Strategen von NN Investment Partners (NN IP) nicht überschätzt werden.

Die Globalisierung war in den zwei Jahrzehnten vor der globalen Finanzkrise eine wichtige Komponente – in einer Zeit, in der sich Waren, Dienstleistungen, Technologie und Kapital immer ungehinderter über Grenzen hinweg bewegten. Seit der Krise ist sie jedoch ins Stocken geraten. Ihre Zukunft hängt wahrscheinlich stärker von anderen Entwicklungen ab als davon, wer der nächste US-Präsident wird.

Eine deutliche Wiederbelebung der Globalisierung ist ohne einige größere Liberalisierungsmaßnahmen unwahrscheinlich. Bevor sich der Trend aber eindeutig in Richtung De-Globalisierung verschiebt, müsste der Protektionismus weltweit um sich greifen und große Wirtschaftsregionen wie Europa und Asien einbeziehen.

„Das Ergebnis der US-Wahlen wird wichtig sein, aber es wird wahrscheinlich nicht die entscheidende Rolle für die De-Globalisierung spielen“, sagt Marco Willner, Head of Investment Strategy bei NN Investment Partners. „Die Unterschiede zwischen Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden liegen mehr in Stil, Form und Taktik und weniger im Inhalt, wenn es um Globalisierung geht.“

Beide Kandidaten haben laut Willner eine strategische Agenda zum Schutz der US-Industrien und zur Aufrechterhaltung der globalen Führungsposition in der Informationstechnologie, da die Tage der USA als Weltmeister des Freihandels und des Internationalismus vorbei sind. Beide Kandidaten werden China gegenüber wahrscheinlich kämpferisch bleiben, auch wenn ihre jeweiligen Vorgehensweisen durchaus unterschiedlich sein können.

Sollte Trump die bevorstehenden Wahlen gewinnen, werden die USA wahrscheinlich den Weg der Deregulierung und niedrigeren Steuern für Unternehmen und Haushalte mit hohem Einkommen fortsetzen. Darüber hinaus könnten die USA ihre Unterstützung für die weltweite, auf Regeln basierende Ordnung, die sie mit aufgebaut haben, weiter einschränken. Eine weitere Eskalation des Handelskonflikts mit China gehört sicherlich zu den Eventualitäten. Außerdem könnte seine „America First“-Agenda die internationale, auf Regeln basierende Ordnung weiter schwächen.

Im Gegensatz dazu kann von einer Biden-Präsidentschaft erwartet werden, dass sie internationalen Abkommen und multilateralen Organisationen mehr respektiert. Dennoch wird sie wahrscheinlich den Druck auf China aufrechterhalten, seinen Binnenmarkt zu öffnen, Dumping-Praktiken einzustellen und die staatliche Einflussnahme auf seine Technologieunternehmen zu verringern. Darüber hinaus würde sich eine Biden-Präsidentschaft wahrscheinlich stärker auf die Verringerung der Ungleichheit durch eine entsprechende Innenpolitik konzentrieren. Dazu könnten eine Erhöhung der Steuern für Reiche und Unternehmen und die Einführung von Regelungen gehören, die die Marktmacht verringern und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer stärken.

Andererseits würde Biden wahrscheinlich ein Programm für höhere Infrastrukturausgaben und die Stärkung des sozialen Sicherheitsnetzes auflegen, das teilweise durch die Rücknahme der Trump-Steuersenkungen finanziert werden dürfte. Daher dürften die Haushaltsdefizite unter Biden höher sein.

Vorausgesetzt, die Mittel zielen auf die Verbesserung der Angebotsseite ab, sollte dies zu einer anhaltend höheren potenziellen Wachstumsrate in den USA führen. Auf internationaler Ebene wird von Biden erwartet, dass er die auf Regeln basierende Ordnung wieder fördert, insbesondere im Umfeld der traditionellen US-Verbündeten.

Inwieweit der Präsident in der Lage sein wird, sein Programm umzusetzen, wird entscheidend von der politischen Couleur sowohl des Repräsentantenhauses als auch des Senats abhängen. Und selbst wenn die Partei des Präsidenten in beiden eine Mehrheit hätte, müsste er immer noch politischen Anträgen Priorität einräumen. Der Grund dafür ist, dass in mehreren Bereichen eine Supermajorität (mehr als 60 von 100 Stimmen) im Senat erforderlich ist.

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