Auf dem diesjährigen Geothermiekongress nehmen Experten und Expertinnen aus Politik und Forschung unter anderem die Wärmewende in den Fokus. Der Kongress wird aufgrund der Pandemielage vom 9.-13. November 2020 digital stattfinden. Wie die Wärmewende durch die Nutzung von Geothermie funktionieren könnte, ist u.a. einer der Schwerpunkte des Kongresses.

Seit Jahren wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommarkt. Doch dadurch, dass dieser immer wieder im Fokus der Berichterstattung steht, wird oftmals vergessen, dass der Anteil des Wärmemarkts am Endenergiebedarf in Deutschland von viel entscheidenderer Bedeutung ist: Mehr als die Hälfte des Gesamt-Energiebedarfs entfällt auf Wärme und Kälte für Heizung, Trinkwasser und industrielle Prozesswärme. Dennoch tut sich im Vergleich zum Strommarkt am Wärmemarkt erschreckend wenig. Gerade einmal 14.5 % beträgt der Anteil Erneuerbarer Energien am Wärmemarkt inzwischen. Hier ist hoher Entwicklungsbedarf, denn circa 30% der deutschen Treibhausgasemissionen wird noch immer im Wärme- und Kältemarkt verursacht. Fossile Energieimporte aus dem Ausland bringen zudem Unsicherheiten und politische Abhängigkeiten mit sich: Mehr als 80 Prozent der Wärme- und Kälteversorgung hängt von ihnen ab – mit teils extremen Preisschwankungen.

„Ein strategischer Baustein der künftigen Wärmeversorgung muss die Nutzung der Erdwärme sein, ganz gleich, ob oberflächennah, mitteltief und, sofern wirtschaftlich nutzbar, der tiefen Geothermie,“ so der Schirmherr des Geothermiekongresses Peter Altmaier, Minister für Wirtschaft und Energie in seinem Grußwort zum Kongress.

„Eine kluge Energiewende ist weniger auf Strom fokussiert und adressiert auch eine Wärmewende. Diese ist für den Gebäudesektor und für Städte von zentraler Bedeutung. Lösungen auf der Basis von Geothermie, Biomasse und Solarthermie sowie Verbundlösungen auf der Quartiersebene gehören dazu und sollten gestärkt werden. Die Energiewende gehört auch räumlich und städtisch interpretiert,“ präzisiert die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik Lamia Messari-Becker der Universität Siegen. Prof. Dr. Lamia Messari-Becker beriet die Bundesregierung bereits im Sachverständigenrat für Umweltfragen und ist Mitglied im Club of Rome International. Auf dem Geothermiekongress hält sie am Mittwoch, den 11. November einen Vortrag über die Energiewende im Bausektor.

Noch macht Geothermie nur 4% der Gesamt-Energiebereitstellung aus Erneuerbaren Energieträgern aus, beim Wärmemarkt sind es nur 1%. Doch in Zukunft wird das Thema Wärmewende auch in der Gesetzgebung größer geschrieben: Natascha Wessel vom Referat für Wärmewende und Sektorkopplung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie informiert in ihrer Keynote auf dem Digital-Geothermiekongress am Montag, den 9. November zur novellierten Bundesförderung für effiziente Wärmenetze: „Das BMWi schafft mit dem neuen Förderprogramm ein langfristiges, flexibles und nachhaltiges Förderinstrument für die Dekarbonisierung  bestehender Wärmeinfrastrukturen und fördert die Transformation von Bestandsnetzen,“ so Wessel.

Fernwärmenetze werden schon heute zur Erreichung der Wärmewende mit geothermischer Wärme gespeist. Durch die Nutzung Tiefer Geothermie im Wärmemarkt kann die Transformation von Wärmenetzen gelingen. Dabei ist das Potenzial der Geothermie als einer der belastbarsten Träger dieses Prozesses hoch: Durch die heute bekannten Ressourcen der hydrothermalen Tiefen Geothermie und der oberflächennahen Geothermie könnte ein Großteil des deutschen Wärmebedarfs abgedeckt werden. 

Der Umbau der Wärmenetze zu effizienten, weitgehend CO2-freien Systemen bedarf einer sehr hohen Priorität im Rahmen des Klima- und Umweltschutzes. Dieser wird aber nur gelingen, wenn die Potentiale der Geothermie stärker genutzt werden.

Das komplette Programm finden Sie unter: www.der-geothermiekongress.de

Über den Bundesverband Geothermie e.V.

Der 1991 gegründete Bundesverband Geothermie e.V. (BVG) ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Einzelpersonen, die auf dem Gebiet der Erdwärmenutzung in allen Bereichen der Forschung und Anwendung tätig sind. Er vereint Mitglieder aus Industrie, Wissenschaft, Planung und der Energieversorgungsbranche. Hauptaufgaben des Verbandes sind die Information der Öffentlichkeit über die Nutzungsmöglichkeiten geothermischer Energie zur Wärme- und Stromerzeugung sowie der Dialog mit politischen Entscheidungsträgern. Der BVG organisiert den jährlichen Geothermiekongress DGK ebenso wie Workshops zu aktuellen Themen und ist Herausgeber der Fachzeitschrift "Geothermische Energie" sowie weiterer Informationsmaterialien. Der DGK 2020 findet vom 9. bis 13. November online statt.

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