Laut einer Studie der Krankenkasse DAK verbringen Kinder rund 2,5 Stunden täglich mit Computerspielen. Während des Lockdowns in den kommenden Wochen werden es mit Sicherheit noch mehr sein. Auch viele Erwachsene haben in Zeiten Corona-bedingter Einschränkungen die Freiheit virtueller Welten neu zu schätzen gelernt. Aber Computer- und Videospiele sind nicht nur gern verteufelter Zeitvertreib, sondern bilden auch einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Spielerinnen und Spieler können dort vieles lernen über ihre Wahrnehmungen, den Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen, über Geduld und Ungeduld sowie über Vorurteile und Weltbilder. „Leider haben Computerspiele und die Beschäftigung mit virtuellen Welten auch im 21. Jahrhundert einen unverdient schlechten Ruf“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Mario Donick. Er setzt sich dafür ein, Spiele nicht nur als Unterhaltung, sondern auch als festen Bestandteil unserer Kultur zu betrachten.

Das gerade erschienene Buch Let’s Play! ist daher ein Reiseführer durch die Welt der Spiele. Es richtet sich auch an diejenigen, die dem Spielen am PC nach wie vor skeptisch gegenüberstehen. Anhand bekannter Titel und Serien wie „The Elder Scrolls“, „Life is Strange“, „X4: Foundations“ oder „The Talos Principle“ nimmt sich Donick zahlreicher Themen an wie beispielsweise Kommunikation, Träume, Handeln oder Wachstum und Krieg. „Dabei wird deutlich, wie vielfältig und anregend Computerspiele heute sind – dass sie nicht nur bloße Konsumprodukte einer Unterhaltungsindustrie sind, sondern buntes Zeugnis menschlicher Kreativität. Wir verpassen etwas Wichtiges, wenn wir Spiele nicht ernst nehmen“, sagt der Autor. Mal wandert er mit den Lesern durch blühende Landschaften, erkundet düstere Gemäuer oder fliegt in den Weltraum. Das Buch zeigt, welche Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung Online-Spiele bieten – oft in einem viel weiteren Sinne, als die Entwickler zunächst selbst vorhersehen können.

Let’s play! ist aber keine Spieleverherrlichung um jeden Preis. Denn der Autor geht auch ausführlich auf kritische Aspekte wie Gewalt, Sexismus oder unhinterfragte kapitalistische Wachstumsvorstellungen ein. „Indem Spiele uns auf derartige Probleme stoßen, regen sie auch dazu an, über Alternativen nachzudenken.“

Dr. Mario Donick ist Kommunikationswissenschaftler. Er studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Rostock und war dort bis 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik. 2016 erschien seine Dissertation zum Thema Unsicherheit und Ordnung der Computernutzung. Er ist Begründer und Co-Organisator der Rostocker Tagungsreihe „HiStories” zu Geschichte, Formen und Funktionen von Computerspielen.

Mario Donick
Let’s Play!
2020, 139 S., 41 Abb. in Farbe
Softcover + eBook € 17,99 (D) | € 18,50 (A) | sFR 20.00 (CH)
ISBN 978-3-658-30214-6
Auch nur als eBook verfügbar

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