Schwabing gilt als magisch, Haidhausen als Dorfidyll inmitten der Stadt – und die Wohnsiedlung Borstei in Moosach als eine kleine heile Welt für ihre Bewohner. Kein Wunder, dass Menschen an solchen Orten gerne leben und Immobilien hier kaum zu bekommen sind. Man kann das alles natürlich nicht einfach klonen – aber man könnte sich bei der Entwicklung von großen Neubaugebieten doch zumindest einiges davon abschauen.

Gefällige Fassaden statt gesichtslose Häuserblocks

Ob die Messestadt Riem oder Freiham: Die neuen Stadtteile sind geprägt durch eintönige Architektur. Vielstöckige Hochhäuser, die alle gleich aussehen und lieblos am Reißbrett entworfen wurden. In solchen gesichtslosen Wohnblocks wollen Menschen doch nicht leben! Stattdessen könnte man die in München oft zu findenden gefälligen Baustile der Jugendstil- und Gründerzeit aufgreifen und modern interpretieren. Der Vorteil: Die Gebäude haben nicht nur ein ansprechendes Äußeres, sondern bieten alle Vorzüge des heutigen Wohnkomforts. Dadurch kann ein wenig das Manko ausgeglichen werden, dass es sich nicht um einen „echten Altbau“ handelt. In Hamburg-Eimsbüttel wurde das übrigens vor Jahren schon verwirklicht, wenn auch nicht als ganze Siedlung.

Charakter und Vielfalt

Schwabing, Haidhausen oder die Borstei haben eines gemeinsam: Hier wird nicht nur gewohnt – hier wird gelebt. Kneipen, Geschäfte, Straßen und Plätze mit Charakter, wie der Hohenzollern- oder der Wiener Platz, prägen das Erscheinungsbild der Stadtteile und bieten den Menschen unzählige Möglichkeiten. Und in der denkmalgeschützten Wohnsiedlung gibt es eine ganz eigene kleine Infrastruktur.

Natürlich kann man das alles nicht einfach aus der Retorte neu erschaffen. Jedoch fehlen mir jedwede Ansätze bei unseren geplanten Neubaugebieten, überhaupt in solch eine Richtung zu gehen. In der Messestadt Riem haben wir einen überdimensionierten Platz und ein riesiges Einkaufszentrum. Wo bleibt da das Flair? Wo ist da Vielfalt? Wo ist der Raum für nachbarschaftliche Begegnungen?
Zwar soll das in Freiham besser gemacht werden – aber ich habe da ehrlich gesagt noch meine Zweifel, ob das wirklich gelingt, denn an der öden Architektur ändert das auch nichts. Immerhin wird es kein zentrales Einkaufszentrum geben. Das ist auch dringend zu raten: Die Baumärkte dort reichen völlig…

Gute Anbindung

Auch eine jeweils gute Anbindung zeichnen meine drei Beispiele aus. Einziges Manko, zumindest in Schwabing und Haidhausen, ist der Mangel an Parkplätzen. Das könnte man in Neubaugebieten natürlich ausgleichen, aber in Freiham wird stattdessen autoarm und damit meines Erachtens am Bedarf vorbei geplant. Gleichzeitig hinkt aber eine angemessene Verkehrserschließung für die über 25.000 Menschen, die hier in Zukunft wohnen wollen, hinterher. Es gibt mit der S8 und der S4 zwar zwei Bahnstationen, aber die Verlängerung der U5 soll nach derzeitigem Stand erst Mitte 2035 kommen – wenn sich das nicht durch die Corona-Pandemie verschiebt. Wie passt das zusammen?

Natürlich brauchen wir in München Wohnraum, aber zusätzlich benötigen wir auch Lebensqualität in Neubaugebieten. Dazu gehören eine gute Verkehrsplanung, eine vielfältige Infrastruktur, aber auch der Blick dafür, wie die Menschen wohnen wollen. Gerade durch den Lockdown im Frühjahr ist vielen die Bedeutung der eigenen vier Wände und ihrer unmittelbaren Umgebung nochmal deutlich geworden.
Schwabing, Haidhausen und die Borstei sind deshalb für mich tolle Blaupausen bei der Konzeptionierung von neuen Stadtteilen und Wohnsiedlungen. Ein bisschen mehr von dieser Atmosphäre, etwas mehr von jenem Charakter und deutlich mehr Kreativität bei der Planung würden aus gesichtslosen Neubaugebieten begehrte Wohnlagen machen.

Zwar weht dann dort nicht der Geist von Monaco Franze und Baby Schimmerlos, von Karl Valentin und Bernhard Borst – aber es kann etwas ganz eigenes entstehen und zu einem Ort werden, an dem Menschen nicht nur einfach wohnen, sondern gerne leben.

Statement von Thomas Aigner, Geschäftsführer der Aigner Immobilien GmbH

Über die Aigner Immobilien GmbH

Mit 30 Jahren Markterfahrung und einem Objektvolumen von über 400 Mio. Euro im Jahr 2019 gehört die mehrfach ausgezeichnete Aigner Immobilien GmbH zu einem der führenden Immobilienunternehmen im Großraum München und zu den größten inhabergeführten Maklerhäusern Deutschlands. Das Dienstleistungsspektrum reicht von der klassischen Wohnimmobilienvermittlung über die Vermarktung von Investmentprojekten bis hin zum Vertrieb von Bauträgermaßnahmen, die durch eine unternehmenseigene Marketingabteilung begleitet werden. Die über 130 Mitarbeiter zeichnet eine fachlich hohe Kompetenz und langjährige Erfahrung in der Immobilienbranche aus. Als Berater und Vermittler begleiten sie Projektentwicklungen im wohnwirtschaftlichen und im gewerblichen Bereich. Darüber hinaus bietet das Unternehmen eine marktorientierte Wertermittlung durch firmeneigene Architekten und Gutachter. Abgerunde t wird das Leistungsspektrum durch eine bankenunabhängige Finanzierungsberatung.

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