Mit dem Preis für exzellente Studienabschlussarbeiten erkennt der ICV Internationaler Controller Verein die Leistungen von Nachwuchskräften an, die bereits während ihres Studiums innovative wissenschaftliche Lösungen für praktische Probleme des Controllings entwickeln. Der mit insgesamt 4.000 Euro dotierte ICV Newcomer Award wird von Haufe und der Haufe Akademie gesponsert. Seit dem Jahr 2005 wird der Preis alljährlich anlässlich der ICV-Fachtagung CIB – Controlling Inspiration Berlin verliehen; in diesem Jahr online auf der CIB 2020.
„Für die Controller-Praxis ist es von großer Bedeutung, dass sich Studierende während ihrer Ausbildung nicht nur mit theoretischen Konzepten und Methoden, sondern auch mit deren praktischer Anwendung und daraus entstehenden Problemen beschäftigen“, erklärt die ICV-Jury-Vorsitzende, Prof. Dr. Nicole Jekel, von der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Der Jury gehörten 2020 Christina Keindorf, Konzerncontrolling Deutsche Bahn, Gerhard Radinger, Trainer in der CA Controller Akademie, Ute Schröder von den Controlling-Benchmark-Zirkeln und Solveig Reissig-Thust, Professorin für Controlling an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin, an. Bei der Jury-Entscheidung stehen neben der wissenschaftlichen Fundierung vor allem die praktische Relevanz der Fragestellung, die direkte Umsetzbarkeit der entwickelten Konzepte und der Innovationsgrad der Abschlussarbeiten im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird die Konformität der Arbeiten mit den Grundsatzpositionen des ICV bzw. deren kritische Diskussion bewertet.
Platz 1 für Masterarbeit zum Thema „Mergers & Acquisitions“
Die Laudatio zum Gewinner sprach die ICV-Jury-Vorsitzende, Prof. Dr. Nicole Jekel:
„Der Preis ist heiß! Es geht um das Kaufen und Verkaufen, um Mergers & Acquisitions. Wenn Sie ein Unternehmen verkaufen wollen, dann fragen Sie sicherlich: Wieviel Geld bekomme ich für mein Unternehmen? Verkäufer wollen so viel Geld wie nur möglich erhalten. Käufer hingegen wollen natürlich alles so günstig wie nötig zu einem nachhaltigen Wert bekommen. Konkret geht es beim 1. Platz um Earn-outs – also um vertragliche Vereinbarungen – im Rahmen von Unternehmenstransaktionen, die einen Teil des Kaufpreises von der zukünftigen Performance des veräußerten Unternehmens über eine festgelegte Zeit abhängig machen.
Was haben Mergers & Acquisitions mit Controlling zu tun? Eine Menge! Insbesondere geht es um eine betriebswirtschaftliche Beratung bei Unternehmensentscheidungen. Schlicht und einfach geht es um rationale Entscheidungen. Und in dem Zusammenhang wurde bisher wenig geforscht.
Konkret dreht sich somit alles um die Performance-Messung: An erster Stelle geht es meist um EBIT oder EBITDA, an zweiter Stelle um den Umsatz, gefolgt von nachhaltigen Unternehmenswerten bis hin zu nicht-finanziellen Erfolgsmaßen. Wir wissen, dass die Auswahl der Performance-Messung für den Informationsgehalt als auch für eine mögliche Manipulation eine immense Rolle spielen kann. Wenn wir ein Unternehmen verkaufen wollen dann – so sagen Norddeutsche: „wird die Braut geschmückt“. Wie schmücke ich nun eine Braut? Um z.B. die Umsatzzahlen zu boosten, können kurzfristige Aktionen eingeleitet werden, die aber langfristig dem Unternehmen auch eher schaden könnten.
Der Preisträger des 1. Platzes hat sich richtig Arbeit gemacht. Neben einer fundierten Literaturrecherche wurden vier Hypothesen mithilfe von 65 Interviews getestet. Dabei wurden Verkäufer als auch Käufer interviewt. Ich bin jetzt schon gespannt, welche konkreten Erkenntnisse und Tipps wir rund um diese Vertragsgestaltungen bei Unternehmenstransaktionen erhalten.
Aus diesem Grund haben wir unseren ersten Platz an Herrn Jesper Juul mit dem Master-Thema: „The application of performance metrics in earn-out provisions“ von der Hochschule für Wirtschaft und Recht vergeben, betreut von Prof. Dr. Thomas Gruber.“
Der Preisträger stellte im Online-Plenum der CIB 2020 seine Arbeit vor.
Platz 2 für Masterarbeit „Data Scientist: A Cockoo in the Management Accountant’s Nest?“
Die Laudatio für den 2. Platz sprach Jury-Mitglied Ute Schröder:
„Der 2. Platz geht an Christoph Beis und Andreas Friedrich von der Stockholm School of Economics für die Masterarbeit „The Data Scientist: A Cockoo in the Management Accountant’s Nest?“, betreut von Herrn Prof. Dr. Lukas Goretzki.
Wir alle hatten in der Jury schon an dem Titel viel Spaß und haben sofort angefangen, zu diskutieren, ob der Data Scientist den „klassischen Management Accountant“ ablöst und überflüssig macht. Und genau mit dieser Fragestellung setzt sich die Masterarbeit ausführlich auseinander. Sehr gut haben Christoph Beis und Andreas Friedrich herausgearbeitet, dass die genaue Aufgaben und Rolle des „Data Scientist“ in den Unternehmen nicht klar beschrieben ist und oft sehr unterschiedlich ausgelegt wird. Deshalb ist ihre klare Empfehlung erst einmal, die Rollendefinition zu schärfen und auch die organisatorische Anbindung zu klären. Sonst entsteht ein Vakuum, das für interne Machtkämpfe und individuelle Ausprägungen der Rolle genutzt werden kann.
U.a. soll der Data Scientist die Geschäftstreiber erkennen, die Daten mit dem Management verstehen und so bereinigen, dass Trends erkennbar werden und ein Blick in die Zukunft über Predictive Analytics gewagt werden kann.
Hier gibt es natürlich Überschneidungen zu der Buchhaltung und dem Controlling. Am besten sollte unter einer Leitung im Team entschieden werden, wer welche Aufgaben hat und wie die Abgrenzung zum Management sinnvoll erfolgen kann. Auf jeden Fall sind sich alle befragten Unternehmen und auch die Studierenden einig, dass die Bedeutung des Data Scientist und die digitale Auswertbarkeit von Daten immer wichtiger wird und stark steigt. Wer dieses Know-how aufbaut und aktiv nutzt, wird zukünftig seinen Erfolg als Unternehmen steigern können. Wenn die Controller und Buchhalter sich dieses Wissen nicht aneignen oder nicht im Team mit den Data Scientisten arbeiten, wird dementsprechend Ihre Bedeutung im Unternehmen als Business Partner zurückgehen.
Dieses Know-how muss somit in den Unternehmen in allen Bereichen gefördert werden und wird nicht zuletzt auch vom dem CFO der Zukunft gefordert werden.“
Platz 3 für „Anwendungsfälle und Implementierung von Daten aus Fertigungssystemen in einer Process-Mining-Anwendung“
Die Laudatio für den Drittplatzierten sprach Professorin Solveig Reissig-Thust:
„Den 3. Platz haben wir an Manuel Mandl für seine Arbeit zum Thema „Use cases and implementation of manufacturing execution systems data in a process mining application“ (also: Anwendungsfälle und Implementierung von Daten aus Fertigungssystemen in einer Process-Mining-Anwendung) vergeben. Die Arbeit wurde von Herrn Matthias Regier und Prof. Dr. Gunther Friedl an der TU München betreut.
Die Digitalisierung im Controlling ist ein absolut spannendes und nach wie vor hochaktuelles Forschungsgebiet. Da wundert es auch nicht, dass sich zahlreiche Abschlussarbeiten mit diesem Thema beschäftigen. Leider kratzen aber viele nur an der Oberfläche und bleiben bei allgemeinen Aussagen. Besonders begeistert hat uns als Jury daher die Arbeit von Herrn Mandl. Sie zeigt sehr eindrucksvoll ein konkretes Anwendungsbeispiel für ein datenbasiertes Produktionscontrolling.
Herr Mandl entwickelt in seiner Arbeit eine Applikation basierend auf Produktionsdaten eines internationalen Konzernunternehmens. Mit Hilfe der neuartigen Methode des Process Minings können weltweit tagesaktuelle Daten aus dem Produktionsprozess gewonnen werden. Die Vorteile für das Controlling liegen auf der Hand – denkt man an verbesserte Steuerung, Planung und Kontrolle der Produktionsabläufe. Besonders interessant fanden wir auch die Darstellung der Prozessvisualisierung, die es ermöglicht, den Produktionsprozess in Echtzeit abzubilden und damit sofort Abweichungen und Ineffizienzen zu erkennen.
Die Arbeit von Herrn Mandl beeindruckt auf der einen Seite durch das sehr detaillierte technische Detailwissen, auf der anderen Seite aber auch durch die sehr systematische und gut nachvollziehbare Darstellungsweise. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Forschung im Bereich der Produktionsdatenanalyse. Gleichzeitig ist sie interessant für alle Praktiker, die an einer Erhöhung der Effizienz und Transparenz ihrer Produktionsprozesse interessiert sind.“
Weitere Informationen zum ICV Newcomer Award auf der ICV-Website unter: www.icv-controlling.com ->Der Verein ->ICV-Awards
Der ICV (International Association of Controllers) hat in D, A, CH sowie in zwölf weiteren Ländern Europas rund 6.000 im praktischen Controlling tätige Mitglieder. Das Leitziel der ICV-Controlling-Philosophie ist ökonomisch nachhaltiger Erfolg. Mit seinem Ehrenvorsitzenden Dr. Dr. h.c. Albrecht Deyhle hat der 1975 gegründete Verein das Controlling im deutschen Sprachraum geprägt und Standards gesetzt. Der ICV führt Controller, CFOs, Manager und Wissenschaftler zusammen und orientiert sich strikt am Nutzen seiner Mitglieder. Im Zentrum stehen Erfahrungsaustausch, Know-how-Transfer, Fokussierung auf zukunftsorientierte Trends und Netzwerken. Der Verein verbindet Praxiserfahrungen und neueste Forschungsergebnisse, bereitet dieses Wissen für die praktische Umsetzung auf. Der ICV leistet damit einen Beitrag zum persönlichen Erfolg seiner Mitglieder und zur nachhaltigen Wertsteigerung von Unternehmen. ICV-Vorsitzender ist Prof. Dr. Heimo Losbichler, FH Steyr, stellv. ICV-Vorsitzender ist Matthias von Daacke, BLANCO GmbH & Co. KG.
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