Wie weit geht die Liebe zum Tier? Was ist, wenn der Feldhamster plötzlich die geplante Umgehungsstraße verhindert oder eine Rotte Wildschweine die Aussaat auf den Feldern wegfrisst? Bleibt die ökologische Willkommenskultur herzlich, wenn beim Sonntagsspaziergang mit Kind und Hund auf einmal der Wolf am Wegesrand auftaucht? Welche Arten sollen überhaupt geschützt werden? Im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung hat das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) in einer repräsentativen Umfrage unter über 1000 Teilnehmern ermittelt, wie groß die Toleranzschwelle der Bevölkerung gegenüber Wildtieren ist.

„Eine große Mehrheit freut sich über die Rückkehr einst ausgerotteter Tierarten“, sagt Michael Miersch, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin, „das gilt sogar für potenziell gefährliche Arten wie Wolf oder Braunbär. Die Angst vor wilden Tieren, die die Menschen über Jahrtausende hatten, schwindet.“

Gegen die grenzenlose Ausbreitung von Wildtieren wie Uhu, Seeadler, Steinbock und Kranich sind lediglich unter 5 Prozent der Befragten – die überwiegende Mehrzahl gesteht diesen und anderen Wildtieren eine größtmögliche und uneingeschränkte Freiheit zu. Selbst bei Arten wie Wolf und Braunbär wünscht sich nur ein kleiner Teil der Befragten eine Verhinderung der Ausbreitung: beim Wolf 24 Prozent, beim Bären 35 Prozent. Auf die Frage, ob Wölfe ein „Grund zur Freude“ sind, antworteten immerhin 39 Prozent „ich freue mich“ darüber. „Die Erfahrungen mit dem ,bösen‘ Wolf oder den ,gefährlichen‘ Bären sind in der Geschichte versunken. Vor allem die jüngere Hälfte der Bevölkerung  begrüßt die Rückkehr der Wölfe“, sagt Dr. Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach. Bei Wildschweinen ist die Toleranzgrenze dagegen geringer: lediglich 22 Prozent sind begeistert, wenn Wildschweine sich weiter ungehindert ausbreiten.

Generell ist „Freude“ über die Verbreitung von Wildtieren auch eine Frage des Alters. In der Altersgruppe zwischen 30 und 44 Jahren ist die Freude über den Wolf mit 53 Prozent am größten. Wer über 60 ist, freut sich mit 32 Prozent schon etwas verhaltener. Weniger tolerant waren die Antworten auf die Frage: „Stellen Sie sich vor, in einer Stadt soll eine Umgehungsstraße gebaut werden, um die Innenstadt von Verkehr und Lärm zu entlasten – und diese Straße führt durch ein Naturschutzgebiet, in dem seltene Feldhamster, Frösche, Vögel, Insekten leben…?“ In allen vier Fällen entschied sich knapp die Hälfte die Befragten gegen die Wildtiere und für die Interessen der Menschen. „Willkommen Wildtier – aber nur, wenn Du uns nicht störst“, fasst Michael Miersch die Ergebnisse der Allensbach-Umfrage zusammen.

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