Allein im vergangenen Jahr haben 117 Männer ihre (Ex-) Partnerin getötet. Tötungsversuche gab es fast täglich, zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik. Anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November fordern die Dachverbände der Frauenhäuser, Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) und die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF), auf allen politischen Ebenen umfassende Investitionen in den Gewaltschutz für Frauen. Femizide müssen verhindert werden!

„Jede getötete Frau ist eine zu viel. Gleichzeitig sind die Femizide im Grunde nur die Spitze des Eisbergs, die extremste Eskalationsstufe der Gewalt. Dahinter verbirgt sich ein immenses Ausmaß von Gewalt gegen Frauen, das hierzulande alltäglich ist – und über das trotzdem kaum gesprochen wird“, erklärt Sylvia Haller von der ZIF. So verzeichnet das Bundeskriminalamt bereits im fünften Jahr in Folge einen Anstieg von Gewalt gegen Frauen: 114.903 weibliche Betroffene von Partnerschaftsgewalt erfasste die Polizei 2019. Die tatsächliche Zahl gewaltbetroffener Frauen liegt deutlich höher. Das große Dunkelfeld wird in Statistiken nicht erfasst.

Für Frauen und Kinder, die Schutz vor Gewalt suchen, stehen bundesweit jedoch nur etwa 6800 Frauenhausplätze zur Verfügung. Laut der von Deutschland ratifizierten Istanbul-Konvention müssten es etwa 21.000 sein. Viele der bestehenden Frauenhäuser kämpfen zudem fortlaufend um ihre Existenz, denn sie werden vielerorts über individuelle Leistungsansprüche von Frauen oder als freiwillige Leistungen von Kommunen finanziert. Für Frauen ohne Leistungsansprüche, beispielsweise Studierende oder Berufstätige, kann das bedeuten, dass ihr Aufenthalt im Frauenhaus nicht finanziert wird und sie schlimmstenfalls keinen Schutz erhalten.

„Es ist Aufgabe des Staates, Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Realität ist aber, dass wir nicht einmal allen Frauen, die Schutz brauchen, einen Frauenhauspatz anbieten können“, so FHK-Geschäftsführerin Heike Herold. „Stattdessen rennen wir seit Jahren gegen die gleichen Probleme an: viel zu wenig Plätze, chronische Unterfinanzierung, ganze Bundesländer ohne ein einziges barrierefreies Haus. Was muss noch geschehen, damit sich etwas bewegt?“

Gemeinsam fordern FHK und ZIF Bund, Länder und Kommunen auf, endlich eine verlässliche, bundeseinheitliche und angemessene Finanzierung von Frauenhäusern sicherzustellen. Femizide verhindern heißt: umfassend in den Gewaltschutz investieren!

Über die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser: Die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) ist eine wichtige Akteurin innerhalb der bundesweiten Dachorganisationen, die zum Thema Gewalt gegen Frauen arbeiten. Sie wurde auf Beschluss der Teilnehmerinnen des 8. Nationalen Frauenhaustreffens im Jahr 1980 als Vernetzungs-, Informations- und Koordinationsstelle eingerichtet. Der ZIF sind rund 100 Autonome Frauenhäuser angeschlossen. Neben dem Tagesgeschäft und der Koordination der bundesweiten Vernetzungsarbeit gehören das Organisieren von Fachtagungen, von Kampagnen und Fortbildungsveranstaltungen zu dem Aufgabenspektrum der ZIF. Sie nimmt Einfluss auf Meinungsbildung und Gesetzgebung und vertritt die Autonomen Frauenhäuser in verschiedenen Gremien und Netzwerktreffen. Im Jahr 2020 feiert die ZIF ihr 40-jähriges Jubiläum, ein gelungenes Beispiel für dauerhafte Vernetzungs-, Koordinations- und Öffentlichkeitsarbeit nach basisdemokratischen Prinzipien. Mehr Informationen unter: https://www.autonome-frauenhaeuser-zif.de/…

Über den Frauenhauskoordinierung e.V.

Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) vereint unter ihrem Dach zahlreiche bundesweite Wohlfahrtsverbände (AWO Bundesverband e. V., Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., Paritätischer Gesamtverband e. V., Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e. V./Deutscher Caritasverband e. V.) sowie einzelne Träger von Frauenhäusern und Fachberatungsstellen. FHK koordiniert, vernetzt und unterstützt das Hilfe- und Unterstützungssystem, fördert die fachliche Zusammenarbeit und bündelt die Praxiserfahrungen, um sie in politische Entscheidungsprozesse sowie in fachpolitische Diskurse zu transportieren. Mehr Informationen unter: http://www.frauenhauskoordinierung.de/

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Elisabeth Oberthür
Referentin Öffentlichkeitsarbeit / Gewaltschutz und Flucht
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