Der von der Afrikanischen Schweinepest und der Corona-Pandemie ausgelöste anhaltende Preisverfall bei Fleisch und Milch bedroht die Existenz von immer mehr Bauernhöfen in Westfalen-Lippe. Viele Betriebe fürchten um ihre Zukunft in einer Wertschöpfungskette, in der schon vor Ausbruch der Doppelkrise der Lebensmitteleinzelhandel eine beherrschende Stellung einnahm, die sich nunmehr noch verstärkt hat. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) fordert zur Behebung der akuten Notlage von den Unternehmen der Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln ein radikales Umdenken in Bezug auf die bisherige Preispolitik. Zu diesem Ziel sucht die Verbandsspitze den direkten Austausch mit den führenden Unternehmen der Ernährungsindustrie und des Lebensmitteleinzelhandels in der Region. Den Anfang machte gestern Abend ein Treffen mit Clemens Tönnies, Chef der Tönnies Unternehmensgruppe in Rheda-Wiedenbrück.

In dem Gespräch sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier:

„Die Zeit ist reif, dass die Unternehmen der Ernährungsindustrie wie auch die großen Lebensmittelketten und Discounter ihrer Verantwortung für das Überleben der heimischen Landwirtschaft gerecht werden. Ohne eine verbesserte Wertschöpfung droht der Landwirtschaft ein Fiasko. Der Preisverfall bei Schweinefleisch muss gestoppt werden!“

Am Ende des Gesprächs einigte man sich auf ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe. Dies umfasst die gezielte Abnahme der überschweren Schweine, die Verschiebung der Preismaske für diese Schweine und die Verkürzung des Zahlungszieles in Härtefällen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband sieht in den Ergebnissen des Gespräches ein gutes Signal für die Landwirtschaft. Betont wurde ausdrücklich, dass seitens des Unternehmens kein Preisdruck ausgehe. Eine baldige Öffnung der asiatischen Märkte ist gemeinsames Ziel.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband sieht das gestrige Gespräch mit der Tönnies Unternehmensgruppe als Auftakt zu einer Serie von Spitzengesprächen mit führenden Unternehmen der lebensmittelverarbeitenden Industrie und des Lebensmitteleinzelhandels.

„Zur Behebung der Liquiditätsengpässe brauchen wir außerdem die Hilfe der Bundesregierung und werden uns entsprechend dafür stark machen, dass auch die Landwirtschaft in den Corona-Hilfspaketen angemessen Berücksichtigung findet“, so Beringmeier.

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