WIE WOLFRAM KÖBERL NACH BRUCHSAL KAM
Beim Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses sollte der Mitteltrakt mit seinen repräsentativen Sälen und dem Treppenhaus von Balthasar Neumann rekonstruiert werden: Unabdingbar für den barocken Raumeindruck waren aber die Fresken an den Decken und Wänden. Die Gemälde waren fotografisch dokumentiert – aber wer konnte malen wie ein barocker Freskant? Das österreichische Bundesdenkmalamt in Wien gab den Hinweis und nannte dem damals um Rat fragenden Konservator Prof. Dr. Petrasch vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe einen Namen: den Maler Wolfram Köberl aus Innsbruck.
DER MARMORSAAL ALS ZWEITE AUFGABE
Köberl führte 1964 eine Probemalerei im Fürstensaal durch und erhielt am 22. April 1966 den Auftrag zur Rekonstruktion des Deckenfreskos im Fürstensaal. 1968 trug Wolfram Köberl die Vorzeichnungen für sein Fresko auf dem Unterputz der Decke auf; 1969 war es vollendet. Das Ergebnis fand so große Zustimmung bei den Vertretern des Denkmalamts und der Bauverwaltung, so dass ihm am 16. Februar 1970 auch die Rekonstruktion des Deckenfreskos im Marmorsaal übertragen wurde.
Fertig zur Barockausstellung
Mit Unterbrechungen arbeitete Köberl von 1971 bis 1974 an dem Deckenfresko im Marmorsaal. Die Gesamtarbeitszeit für die riesige Fläche betrug zwölf Monate. 1976 bis 1981 schuf Köberl dann noch drei Supraporten für den Marmorsaal; sie waren bereits zur großen Ausstellung „Barock in Baden-Württemberg“ 1985 an ihrem Platz. Köberl war im übrigen nicht allein bei den Rekonstruktionen: Weitere Freskanten des Wiederaufbaus in Schloss Bruchsal waren Karl Manninger im Kuppelsaal, Hermenegild Peiker in der Intrada und Manfred Leitenmeier in der Grotte.
KÖBERL START 93-JÄHRIG IN INNSBRUCK
„Der Tod von Wolfram Köberl ist ein Verlust“, erklärt Dr. Petra Pechaček, die Konservatorin von Schloss Bruchsal. Wolfram Köberl konnte im Geist des 18. Jahrhunderts malen; manche nannten ihn den „letzten Barockmaler“. Freunde und Angehörige informierten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg über den Tod des 93-jährigen Professors und akademischen Malers aus Tirol. „Wir haben seiner Kunst im wiederaufgebauten Bruchsaler Schloss sehr viel zu verdanken: Ohne sie wäre die einstige Pracht der fürstbischöflichen Residenz kaum erlebbar“, sagte Frank Krawczyk, der Leiter des Bereichs Kommunikation anlässlich des Todes von Wolfram Köberl.
SCHLOSS BRUCHSAL – ZERSTÖRT UND WIEDERAUFGEBAUT
Am 1. März 1945 wurde Bruchsal bei einem schweren Bombenangriff zu über 80 Prozent zerstört, viele Menschen starben. Das Bruchsaler Schloss wurde dabei fast vollständig zerstört. Sehr früh war klar, dass die einstige fürstbischöfliche Residenz mit ihrer das Stadtbild prägenden Funktion wiederaufgebaut werden sollte. Die Rückgewinnung der barocken Anlage fand ihren Abschluss mit der Wiederherstellung der fürstbischöflichen Appartements im Jahr 2017.
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