Die Brexit-Verhandlungen plätschern weiter vor sich hin und lassen eine weitere Frist verstreichen. Während die gestrigen Statements von Boris Johnson und Ursula von der Leyen kaum als optimistisch bezeichnet werden können, schöpfen die Märkte Mut aus Berichten, dass die Unterhändler Fortschritte bei der Lösung der schwierigsten noch offenen Frage gemacht haben, nämlich: Herrschen gleiche Bedingungen? Dies war schon immer das schwierigste Thema der Verhandlungen. Es spiegelt die Spannung zwischen dem Wunsch Großbritanniens, nach dem Brexit regulatorische Unabhängigkeit zu erlangen, und dem Ziel der EU wider, sicherzustellen, dass Großbritannien keine Wettbewerbsvorteile erlangt, indem es die regulatorischen Standards der EU untergräbt.

Das Britische Pfund erholte sich heute Morgen, da das No-Deal-Ergebnis zumindest für den Moment in den Hintergrund tritt. Während die offiziellen Meldungen über das Wochenende ziemlich dürftig waren, deutet die Faktenlage darauf hin, dass eine Einigung wahrscheinlicher ist als noch am Freitag erwartet und nun das wahrscheinlichste Szenario sein dürfte. Da jedoch kein neuer Termin vereinbart wurde und keine wichtigen Ereignisse geplant sind, ist es unklar, wann die nächsten wichtigen Informationen bekannt gegeben werden. Obwohl die ermüdeten Unterhändler wahrscheinlich versuchen werden, die Gespräche vor Weihnachten zu beenden, ist es auch möglich, dass sich beide Seiten auf eine vorübergehende Verlängerung der Übergangszeit über den 31. Dezember hinaus einigen.

Während Sterling-Assets zweifellos von einem Brexit-Deal beflügelt würden, wird sich die Aufmerksamkeit bald wieder auf die vielen wirtschaftlichen Herausforderungen richten, die mit einem unweigerlich ziemlich harten Brexit verbunden sein werden. Kurzfristig wird dies zu erheblichen Wirtschaftseinbrüchen führen und mittelfristig mit beträchtlichen wirtschaftlichen Kosten verbunden sein.

Ob mit oder ohne Deal, die britische Wirtschaft dürfte angesichts der Brexit-bedingten Schwierigkeiten und der anhaltenden Corona-Auflagen einen schwierigen Start ins Jahr 2021 erleben. Positiv festzuhalten ist jedoch, dass Großbritannien über ein beeindruckendes Angebot an Corona-Impfstoffen verfügt, die potenziell einen Weg aus der Pandemie bieten. Aus heutiger Sicht scheint es plausibel, dass Großbritannien bis Mitte des Jahres eine Herdenimmunität erreichen könnte, deutlich vor den meisten großen Industrienationen. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass die Finanzmärkte diese positive Prognose vollständig einpreisen werden, bis sich der Nebel der Brexit-Unsicherheit gelichtet hat.

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