„Durch das Zusammenwirken eines motivierten jungen Mannes, ehrenamtlicher Unterstützung und professioneller Ausbilder ist unserer Bezirkseinrichtung Kloster Irsee die Integration eines Kriegsflüchtlings in die Berufswelt in Schwaben gelungen“, dankte Bezirkstagspräsident Martin Sailer allen am Ausbildungserfolg Beteiligten.

Als der 1999 im afghanischen Masar-e-Sharif (seit 2005 betreibt die Bundeswehr dort ein Feldlager) geborene Noorollah Shahabi im Oktober 2016 ein Praktikum im Schwäbischen Bildungszentrum Irsee absolvierte, merkte er schnell, dass das Hotelfach etwas für ihn sein könnte. Bei vorausgegangenen Betriebspraktika als Verkäufer im Einzelhandel und Fachkraft für Lagerlogistik war das nicht der Fall. Und so begann der auf Grund von Kriegsumständen in seinem Heimatland elternlose, Ende 2015 als minderjährig unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommene Junge, sich um seine Schul- und Berufsausbildung zu kümmern. Betreut und ermutigt wurde er dabei zunächst von der „Biberburg“, einer heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Pforzen.

Nach einem mehrmonatigen Sprachkurs in der Kolping Akademie legte Noorollah Shahabi den Schulabschluss in einer Berufsintegrationsklasse für junge Flüchtlinge an der Berufsschule Kaufbeuren ab. Im März 2017 klappte es dann mit dem Ausbildungsstart im Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben, zunächst als Quereinsteiger im bereits laufenden ersten Ausbildungsjahr an der Staatlichen Berufsschule Bad Wörishofen.

Nach der Volljährigkeit stand der Umzug in die unmittelbare Nähe zum Arbeitsplatz an, in ein Personalappartement des Schwäbischen Bildungszentrums in Irsee. Hier lernte Herr Shahabi während seiner Lehrzeit alle fünf Abteilungen des Tagungs- und Bildungszentrums kennen. Schwerpunkte lagen im Housekeeping (in der Abteilung von Hausdame Barbara Jahreiß) und im Restaurant (unter Anleitung von Serviceleiterin Christiane Breidenbach).

Im Juli 2020 bestand Noorollah Shahabi dann den praktischen Teil seiner Berufsausbildung, nur die beiden Theoriebereiche Gästeempfang und Marketing machten noch große Schwierigkeiten. Der Leiter von Kloster Irsee, Dr. Stefan Raueiser, bat daher die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Waltraud Schürmann (Irsee) darum, sich des jungen Mannes anzunehmen und mit ihm nochmals Deutsch zu pauken. Zusätzlich stellte sich auf Vermittlung von Josefine Steiger, ehemalige Leiterin der Abteilung Ausbildung bei der IHK Schwaben, Frau Mona Steininger, gelernte Hotelfachfrau aus Germaringen zur Verfügung, das noch fehlende Fachwissen in der Gästebetreuung nachzuholen. Im Fach Marketing half in Corona-Zeiten nur das Selbststudium, die Abteilungsleiterinnen in Kloster Irsee achteten aber darauf, dass der Praxis-Bezug im ersten Lockdown nicht verloren ging.

Ende Dezember kam dann die gute Nachricht einer erfolgreich abgeschlossenen Nachprüfung, so dass das Schwäbische Bildungszentrum den frisch examinierten Hotelfachmann mit einem Zweijahres-Arbeitsvertrag in die Stammbelegschaft übernehmen konnte – nach Genehmigung der Bundesagentur für Arbeit zunächst einmal in Kurzarbeit.

Und was sind die Pläne für die Zukunft? „Erst einmal steht der Führerschein an – und dann schauen wir weiter“, meint ein überglücklicher wie auch ein wenig stolzer Noorollah Shahabi, der hofft, dass der zweite Lockdown des Hotelbetriebs in Kloster Irsee bald zu Ende geht, um sein Fachwissen endlich wieder im Berufsalltag anwenden zu können.

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