Praxisinhaber müssen sich oft auf Veränderungen einstellen, seien es rechtliche Vor-gaben, neue Regeln bei der Zusammenarbeit mit den Versicherungen oder aktuell der Umgang mit der Corona-Pandemie. ECOVIS med sprach mit Maximilian Lerchl von „s.s.p. Die Ärzteberater“ in Fürth, wie Ärzte ihre Praxis gestalten und sich auf neue Anforderungen einstellen können.

Herr Lerchl, der ambulante Arztsektor ist dynamisch. Praxisinhaber müssen mit Ver-änderungen umgehen. Stimmen Sie dieser These zu?

Ja, auf jeden Fall. Wir befinden uns in einem spannenden, dynamischen Umfeld, das maß-geblich durch die Politik und neue Gesetzgebungen beeinflusst wird. Es ergeben sich ständig Chancen und Risiken, die es auszuloten gilt. Ein Beispiel ist die Zusammenlegung der Fach-richtungen Chirurgie und Orthopädie bei der Bedarfsplanung. Durch sie wurden die chirurgi-schen Zulassungen teilweise enorm aufgewertet. Die Festlegung von Maximalquoten für manche Schwerpunkte der Inneren Medizin und die Prüfung der Versorgungsrelevanz gerade bei halben Arztsitzen wiederum schränken die vorhandenen Optionen vielfach ein.

Laut Statistik der Bundesärztekammer sind im ambulanten Sektor mittlerweile rund 30 Prozent der Ärzte angestellt tätig. Wie erklären sich diese Zahlen und was bedeutet dies für Praxisinhaber?

Der Trend zu angestellten Praxisärzten ist deutlich erkennbar und hat sich zuletzt verstärkt. Einige junge Fachärzte scheuen das Risiko der Selbstständigkeit und schätzen die geregelte Arbeitszeit in der Praxis im Vergleich zur Kliniktätigkeit. Wiederum andere nutzen die Anstel-lung gern als Testballon für eine potenzielle selbstständige Tätigkeit. Sicherlich spielt auch die zunehmende Frauenquote in der Medizin eine Rolle. Für Medizinerinnen sind häufig Teilzeit-anstellungen interessant. Diese Entwicklung kann für Praxisinhaber eine Chance sein, denn der Gesetzgeber ermöglicht die Anstellung von Fachärzten auf verschiedenen Wegen. Und das kann neue wirtschaftliche Potenziale oder Freiheiten für die Praxisinhaber bedeuten – bei gleichzeitigem Erhalt der bestehenden Entscheidungskultur und Steigerung des Praxiswerts.

Mangelt es dann nicht an Interessenten für den eigenen Praxisverkauf, wenn sich die Anzahl der angestellten Ärzte im ambulanten Sektor erhöht?

Nicht zwangsläufig. Aber hier gibt es große Unterschiede regional oder je nach Fachrichtung. Wir stellen jedoch fest, dass beim Praxisverkauf inzwischen neben dem klassischen Exis-tenzgründer auch immer mehr bestehende Marktteilnehmer wie Großpraxen oder MVZ, aber auch investorengeleitete Projekte als Käufer infrage kommen. Diese sind in der Regel boni-tätsstark und bieten teilweise optional die Möglichkeit einer Anstellung, falls der Verkäufer daran interessiert ist. Selbstverständlich beraten wir unsere Verkaufsmandanten auch in die-ser Richtung und verfügen über die entsprechenden Kontakte.

Welche Tipps geben Sie Praxisinhabern, die in naher Zukunft verkaufen wollen?

Letztlich entscheidet der Verkäufer, welche Prioritäten beim Verkauf gesetzt werden sollen und welche Modelle infrage kommen. Eine Prise Offenheit und Flexibilität ist ein Vorteil, um sich gut auf dem Verkaufsmarkt aufzustellen. Zudem ist es sinnvoll, frühzeitig die Planung und Suche zu beginnen. So lässt sich Druck vermeiden, und ein geregelter und zufriedenstel-lender Verkaufsprozess ist besser zu gewährleisten.

Zur Person

Maximilian Lerchl ist Diplom-Betriebswirt (FH), seit über zehn Jahren Mitarbeiter bei „s.s.p. Die Ärzteberater“ und Hauptansprechpartner für die Region Südbayern. Das bayernweit täti-ge Vermittlungs- und Beratungsunternehmen ist spezialisiert auf die Themen Praxisabgabe, -niederlassung und -kooperation sowie auf die Vermittlung fachärztlicher Angestellter im am-bulanten Sektor. www.ssp-aerzteberater.de

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