Bereits vor der Corona-Pandemie herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass die Digitalisierung in Alltag und Wirtschaft nicht aufzuhalten ist und Deutschland den Anschluss in der 4. Industriellen Revolution nicht verlieren darf, um Wirtschaftswachstum und Wohlstand nicht zu gefährden. In der Pandemie zeigt sich, dass Digitalisierung sehr vielfältig zur Reduzierung von Ansteckungsrisiken beitragen kann.
Nach der Pandemie werden wieder die wirtschaftlichen Aspekte der Digitalisierung in den Vordergrund rücken. „Für Unternehmen bedeutet dies, die Chancen der Digitalisierung unter Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen sinnvoll für das eigene Geschäft zu nutzen, ohne die Produktivität und Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren“ so Olaf Eisele, wissenschaftlicher Experte des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. „Auf betrieblicher Ebene ist hierzu ein Produktivitätsmanagement 4.0 erforderlich, welches die neuen Anforderungen digitaler Arbeitswelten berücksichtigt.“

Bisherige Erwartung und Realität der Digitalisierung

In Politik, Forschung und Unternehmen wurden in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen und Projekte durchgeführt, um neue digitale Technologien und Geschäftsmodelle zu entwickeln und Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse zu digitalisieren. Der damit verbundene Aufwand (Input) soll sich letztendlich in höheren Umsätzen (Output) beziehungsweise in einer höheren Produktivität von Unternehmen auszahlen. Bei der Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Kennzahlen des statistischen Bundesamtes zeigt sich bisher jedoch ein gegensätzliches Bild. Während die Lohnstückkosten in den letzten drei Jahren vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie gestiegen sind, konnte bei der Arbeitsproduktivität eine sinkende Tendenz feststellt werden. Gesamtwirtschaftlich hat die Digitalisierung somit bisher nicht zu einer signifikanten Verbesserung von Produktivität und Wirtschaftsleistung in Deutschland geführt. Durch die Corona-Pandemie hat es im Bereich der Kommunikation in indirekten Prozessen einen Digitalisierungsschub in vielen Unternehmen gegeben. Wie sich dies auf die Gesamtproduktivität von Unternehmen nach der Krise auswirkt bleibt abzuwarten.

Produktivitätsmanagement 4.0 erforderlich

Die Produktivität als überlebens wichtige Zielgröße eines Unternehmens, muss im Rahmen eines Produktivitätsmanagements laufend und systematisch überwacht und gesteuert werden. Aufgrund der vielfältigen Auswirkungen der Digitalisierung im ganzen Unternehmen, reichen bisherige Methoden des Produktivitätsmanagements jedoch nicht mehr aus, um die Auswirkung von strategischen Digitalisierungsaktivitäten ganzheitlich und transparent zu überwachen und zu steuern. Erforderlich ist hier ein ganzheitliches Produktivitätsmanagement, das häufig nicht vollumfänglich vorhanden ist. Nur durch ein solches ganzheitliches Produktivitätsmanagement kann der Erfolg von strategischen Digitalisierungsansätzen in Unternehmen sichergestellt und das Produktivitätsparadoxon aufgelöst werden. Dies wird eine wichtige Aufgabe für Unternehmen nach der Pandemie werden, um ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit möglichst schnell wieder zu verbessern und die Krise erfolgreich zu überwinden.

Erfolgreiche Digitalisierung

Im Rahmen des Forschungsprojekts TransWork wurde am ifaa untersucht, wie sich die Digitalisierung auf die Produktivität von Unternehmen auswirkt und welche Digitalisierungsstrategien für welche Zielsetzungen angewendete werden können. Darauf basierend wurde ein Vorgehensmodell für ein ganzheitliches Produktivitätsmanagement mit einem Ordnungs- und Gestaltungsrahmen für die Auswahl von Digitalisierungsstrategien entwickelt.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts TransWork sind in der aktuellen Veröffentlichung „Produktivitätsmanagement 4.0 – Praxiserprobte Vorgehensweisen zur Nutzung der Digitalisierung in der Industrie“ dargestellt. Im Kapitel 2 werden darin die neuen Anforderungen sowie Ansätze zur Gestaltung und Umsetzung eines modernen Produktivitätsmanagements in der digitalisierten Welt beschrieben. Das Buch ist als Open Access Version verfügbar unter.
https://www.springer.com/de/book/9783662615836

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