„Die Hohe Schrecke gehört zu den ältesten und unberührtesten Waldgebieten Deutschlands“, erklärt Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender „Mehr als zweihundert Jahre alte Buchenwaldbestände mit einer Fülle gefährdeter Arten prägen das Waldbild. Als Teil des Buchenwaldnaturerbes trägt Deutschland international Verantwortung für dieses Waldgebiet. Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet auf der gesamten Fläche wird Thüringen dieser Verantwortung gerecht. Es ist ein gutes Zeichen, dass hier das Thüringer Forstministerium und das Umweltministerium ein gemeinsames Ziel verfolgen.“
Nach Angaben des BUND Thüringen verhinderte der Status als militärisches Sperrgebiet über Jahrzehnte eine forstliche Bewirtschaftung der Buchenwälder in der Hohen Schrecke. Dadurch haben sich urwaldähnliche Bestände mit einer außerordentlichen Artenvielfalt entwickelt. Mit vierzehn Fledermausarten zählt das Waldgebiet zu den fledermausreichsten Wäldern Deutschlands. Auch 400 Arten seltener Käfer fühlen sich hier wohl, darunter 20 sogenannter ‚Urwaldreliktarten‘.
Geplant ist, laut aktuellem Verordnungsentwurf des Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, das Schutzgebiet von 35 auf 68 Quadratkilometer Fläche zu erweitern. Dadurch erhält das Schutzgebiet eine Größe, welche die für die Artenvielfalt nötige Dynamik der Waldentwicklung gewährleisten kann.
Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen stellt klar: „Oberstes Ziel der Schutzgebietsausweisung ist es, Forstwirtschaft und Naturschutz zusammen zu denken. Eine ökologische Bewirtschaftung muss über kurz oder lang die Grundlage forstlichen Handelns werden. Davon profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch der Wald selbst. Gerade den Waldbesitzenden sollte am Erhalt ihres Kapitals gelegen sein.“
Vor diesem Hintergrund begrüßt der BUND die künftigen Vorgaben zum Erhalt sogenannter Biotopbäume als Lebensraum für Fledermäuse und Käfer. Ebenso folgen die Einschränkung der Einschlagzeiträume zum Schutz von Wildkatze und Fledermaus den Grundlagen einer naturschutzgerechten Waldbewirtschaftung.
„Nachbesserungen sind jedoch beim Umfang des möglichen Holzeinschlages nötig“, kritisiert Hoffmann den Verordnungsentwurf der Thüringer Landesregierung. „Auch hier muss der Naturschutz in Zukunft eine größere Rolle spielen. Insbesondere auf Flächen der öffentlichen Hand sollte mit gutem Beispiel vorangegangen werden.“
Eine große Chance der geplanten Schutzgebietserweiterung sieht der BUND auch hinsichtlich der Regionalentwicklung: „Über die Landesgrenzen hinweg wird die Hohe Schrecke als Modellprojekt für Waldwildnis und naturschutzgerechte Waldbewirtschaftung geschätzt“, so Hoffmann. „Dieses Alleinstellungsmerkmal gilt es jetzt auszubauen. Davon profitiert in Zukunft nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch der Tourismus in der Region.“
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