Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung ist zentral für das Erreichen der Agenda 2030, zu der sich alle UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet haben. Diese definiert u. a. unter SDG 5 „Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“ und SDG 9 das bis zum Jahr 2030 zu erreichende gemeinsame Ziel: „Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.“ Aktuell sind 29,3 % der weltweiten Forscher und Forscherinnen Frauen. Ausgehend von Daten der UNESCO entscheiden sich nur etwa 30 % aller Studentinnen für das Studium von MINT-Fächern. Weltweit sind besonders wenige Frauen im Bereich der Kommunikationstechnologie (3 %), Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik (5 %) oder im Ingenieurswesen (8 %) zu finden.

„Dank internationaler Zusammenarbeit ist es gelungen, dass in den letzten Jahrzehnten weltweit mehr Mädchen denn je die Schule besuchen können. Trotzdem sind Frauen in MINT Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik –  im Zeitalter des Anthropozän noch immer stark unterrepräsentiert und dies im Jahre 26 nach der Verabschiedung des Aktionsplans der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking“, so Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS). „Aktuelle Studien legen nahe, dass 65 % der Grundschulkinder einen Beruf ausüben werden, der heute noch gar nicht existiert. Die Arbeitsplätze der Zukunft werden von Technologie und Innovation bestimmt sein. Werden die Geschlechterunterschiede im Bereich der MINT-Fächer nicht bald drastisch minimiert, so droht der weltweite Gender-Gap sich noch zu vergrößern. Um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen und die Umsetzung der Agenda 2030 voranzutreiben, ist es notwendig, dass Mädchen und Frauen einen gleichberechtigten Platz in Wissenschaft, Forschung und Innovation haben und so an der aktiven Gestaltung unserer Zukunft teilhaben“, so Dr. Ghawami.

Die Gleichberechtigung der Geschlechter in Bildung und Wissenschaft ist weltweit ein unterschätztes Problem. Nur bei ca. 22 % der wissenschaftlichen Publikationen sind Frauen als Autorinnen mitverantwortlich, wie eine globale Analyse von 2,5 Millionen Papers ergab. Dabei zitieren gemischte Autorenteams deutlich häufiger aus anderen Publikationen. 2018 wurden in China 28,9 % aller Patente von Frauen angemeldet, gefolgt von Südkorea mit 26,8 %, Spanien mit 24,4 %, Indien mit 14,4 % und weit abgeschlagen Deutschland mit 10,3 %.

„International anerkannt und nachgewiesen ist, und nicht erst seit es die Corona-Forschung gezeigt hat, dass die weibliche Perspektive den Forschungsansätzen deutlich mehr Relevanz, Kreativität und Vielfalt verleiht. Die Wissenschaft ist per se eine kollaborative Disziplin. Dennoch wird Wissenschaft durch eine geschlechtsspezifische Kluft gebremst. Die Gleichstellung der Geschlechter zählt deshalb zu den 17 Hauptzielen der UN-Agenda 2030, die 2016 für eine nachhaltige Entwicklung der Welt in Kraft trat. Daher ist eine zukunftsweisende Wissenschaftspolitik gut beraten, weltweit und insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika Anreizsysteme in Schulen und im Wissenschaftsbetrieb zu stärken, damit mehr Frauen sich in die internationale Scientific Community einbringen können“, so Dr. Ghawami abschließend.

Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft wurde am 22. Dezember 2015 in der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen. Er wird jährlich am 11. Februar begangen und soll an die entscheidende Rolle, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen, erinnern.

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