Mit einer Erklärung für ein achtungsvolles Miteinander wenden sich drei europäische Bischöfe der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK; englischer Name: The United Methodist Church) an die internationale Gemeinschaft der Methodisten. Die drei Bischöfe, Christian Alsted für den Bischofssprengel Nordeuropa und Baltikum, Harald Rückert für Deutschland und Patrick Streiff für Mittel- und Südeuropa sowie Nordafrika, sprechen sich in ihrer Erklärung dafür aus, die Einheit der EmK zu bewahren. Sie sichern darin zu, sich gemeinsam für eine Evangelisch-methodistische Kirche einzusetzen, in der Menschen mit ihren unterschiedlichen Überzeugungen weiterhin ihren Platz haben.

In ihrer Erklärung beschreiben sie die EmK in ihrer Gesamtheit als „äußerst vielfältig“. Zu ihr gehörten Menschen „in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen und mit ganz verschiedenen Bedürfnissen“. Mit der Präsenz auf vier Kontinenten in über 45 Ländern sei die Kirche schon immer „ein Schmelztiegel verschiedenster Ethnien“ und bringe auf diese Weise „eine unbekannte Anzahl von Kulturen und Sprachen in Verbindung“. Als Bischöfe sähen sie sich „in der Pflicht, Hirten der ganzen Herde zu sein“. Zu dieser Verantwortung gehöre, Verständigung, Versöhnung und Einheit im Blick zu haben und sich gemäß dem bischöflichen Auftrag dafür einzusetzen.

Hintergrund

Ursache für die Aktion der drei europäischen Bischöfe sei eine auf internationaler Ebene der EmK drohende Spaltung der Kirche, so der Pressesprecher der EmK in Deutschland, Pastor Klaus Ulrich Ruof. Die Gefahr einer Trennung stehe seit Februar 2019 zunehmend im Raum, weil die Generalkonferenz als höchstes internationales Leitungsgremium der Kirche bei einer außerordentlichen Tagung einige Passagen der Kirchenordnung zu Fragen der Homosexualität mit strafbewehrten Formulierungen verschärft habe. Seither gebe es weltweit heftige Auseinandersetzungen, die von einigen Gruppen teilweise mit dem Ziel einer Spaltung der Kirche verfolgt würden. Demgegenüber gebe es vermittelnde und auf Bewahrung der Einheit zielende Bestrebungen, die zugleich für eine größere Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen plädierten.

Die Initiativen für eine größere Öffnung der Kirche führten jedoch in verschiedenen Regionen der Kirche zu Befürchtungen, dass in einer künftig „offeneren“ Evangelisch-methodistischen Kirche Menschen und Gruppen mit einer konservativen Haltung keinen Platz mehr hätten, informierte Ruof. Dort wäre die Sorge groß, dass Regelungen zur Öffnung in sexualethischen Fragen als überall gültig übergestülpt würden, was in verschiedenen kulturellen Kontexten weder vermittelt noch akzeptiert werden könnte.

Einheit bewahren, Vielfalt ermöglichen

Deshalb setzten sich die drei europäischen Bischöfe dafür ein, dass sich die Evangelisch-methodistische Kirche für neue Formen einer weltweit verbundenen Kirche öffne. Dazu gehöre, dass sich die Generalkonferenz als höchstes Leitungsgremium der Kirche nur auf weltweit für die Kirche zu regelnde Belange konzentrieren solle. Darüber hinaus brauche es eine Neustrukturierung, in der den verschiedenen Regionen mehr Freiheit zugestanden werde. Nur so könnten kontextbezogene Regelungen gefunden werden und Formen von Mission und gesellschaftlichem Einsatz entwickelt werden, die zur Kultur und Gesellschaft der jeweiligen Region passten. Der gemeinsame und weltweit gültige Missionsauftrag der Kirche könne nur in dieser Art der Achtung und Ermöglichung regionaler Gegebenheiten auf Dauer erfüllt werden, erläuterte Pressesprecher Ruof.

In Deutschland habe die EmK bereits weitere konkrete Schritte unternommen. Nach vorbereitenden Gesprächen und einer wegweisenden Entscheidung des für Deutschland zuständigen Kirchenvorstands im vergangenen November wurde am 12. Februar der „Gemeinschaftsbund der Evangelisch-methodistischen Kirche“ gegründet. Darin fänden Menschen und Gemeinden mit überwiegend konservativer Prägung in sexualethischen Fragen weiterhin innerhalb der Kirche eine Heimat. Die Bildung des Gemeinschaftsbunds als Teil der EmK in Deutschland habe, so Bischof Rückert, „in weiten Teilen der Ökumene viel Aufmerksamkeit erregt“ und „viel Zuspruch“ ausgelöst.

Mit dem jetzigen Vorstoß der drei europäischen EmK-Bischöfe und der für die weltweite EmK beispielhaften Integration von bewahrenden und erneuernden Bestrebungen innerhalb der EmK in Deutschland verbinde sich laut Bischof Rückert die Hoffnung, dass der Wille zur Einheit innerhalb der United Methodist Church gestärkt werde.

Die Erklärung der drei europäischen Bischöfe der EmK ist in deutscher Sprache unter https://www.emk.de/fileadmin/presse/verlautbarungen/2021_02_22-Erklaerung_europ_Bischoefe_Anlage_Statement_DE.pdf zu finden.

Evangelisch-methodistische Kirche

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit strukturierte evangelische Freikirche, die aus einer Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorging. Führende Persönlichkeiten am Anfang der Bewegung waren die Brüder John und Charles Wesley. Höchstes Leitungsgremium ist die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz.

Weltweit zählen sich zur Evangelisch-methodistischen Kirche rund zwölf Millionen Menschen. In Afrika, Amerika, Asien und Europa arbeitet die EmK auf Basis weltweiter und ineinandergreifender Strukturen. Sie ist bewusst nicht nationalstaatlich organisiert, sondern arbeitet über Ländergrenzen hinweg.

Zur EmK in Deutschland zählen sich rund 49.000 Kirchenmitglieder und Kirchenangehörige in rund 440 Gemeinden. Harald Rückert, Frankfurt am Main, ist der für Deutschland zuständige Bischof.

Zur EmK im Bischofssprengel Mittel- und Südeuropa mit Nordafrika gehören rund 30.000 Kirchenmitglieder und -angehörige in 16 Ländern. Dr. Patrick Streiff ist der dortige Bischof. Sein Dienstsitz ist in Zürich.

Die EmK im Bischofssprengel Nordeuropa und Baltikum umfasst rund 18.500 Kirchenmitglieder und -angehörige in sieben Ländern. Christian Alsted ist für sie als Bischof mit Dienstsitz Kopenhagen zuständig.

Die EmK gehört zum Weltrat Methodistischer Kirchen, in dem über 70 Kirchen methodistischer, wesleyanischer Tradition sowie mit ihnen verbundener unierter und vereinigter Kirchen mit insgesamt über 51 Millionen Gläubigen vertreten sind.

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