Das hat sich spätestens mit der Nullzinspolitik in Europa und den USA in Wohlgefallen aufgelöst. Und die Corona Krise, mit all ihren wirtschaftlichen Konsequenzen, stellt aktuell nur die Spitze des Eisberges da. Versicherer haben Unternehmensanleihen in ihrer Bilanz, die womöglich gar nichts mehr wert sind, da durch eine fehlende Insolvenzanzeigepflicht, nicht nur in Deutschland, immer mehr sogenannte Zombieunternehmen entstehen, die nur noch in der Theorie Bestand haben. Gleichzeitig zeigt ein aktueller Bericht aus dem Handelsblatt, dass selbst Bundesbankpräsidenten in den kommenden Jahren mit Inflationswerten von mindestens mittlerem einstelligem Ausmaß ausgehen. Geldwerte werden jedes Jahr also um rund 5% weniger wert. Um zu begreifen, dass ein solcher Verlust durch die Geldentwertung von keiner Lebens- oder Rentenversicherung der Welt gutgemacht werden kann, bedarf es kein Studium der Versicherungsmathematik.
Todgesagte leben länger?
Die Hiobsbotschaften aus der Versicherungsbranche gibt es zugegebenermaßen nicht erst seit der aktuellen Krise, sondern begleiten Versicherte schon über die letzten zehn Jahre. Viele negative Vorhersagen sind nicht eingetreten, oder nur in deutlich abgeschwächter Form. Hat sich die Lebensversicherung also weiterhin ihren Platz im Anlageportfolio der deutschen Sparer verdient?
Wagen wir einen Blick zurück.
Denn in den vergangenen Jahren wurde von Seiten der Politik, auf Druck von einer nicht zu unterschätzenden Zahl an Lobbyisten aus der Versicherungsbranche, immer wieder Hilfspakete für die strauchelnde Branche geschnürt. Sei es die Kürzung der Bewertungsreserven, die Einführung des § 314 VAG, das Risikominimierungsgesetz, die Herabsetzung der Rentenfaktoren oder der Wegfall von Garantien. Durch all diese Maßnahmen konnten die Assekuranzkonzerne auch in den letzten Jahren horrende Gewinne einfahren und an ihre Aktionäre ausschütten. Wer bei jeder einzelnen Maßnahme auf der Strecke blieb, war schlichtweg der Versicherungsnehmer, der zwar Monat für Monat weiter brav einzahlte, aber dessen Werte sich von Jahr zu Jahr verschlechterten.
Und jetzt taucht, nach Jahren der Versenkung, plötzlich auch wieder des deutschen schlimmster Albtraum auf. Die Inflation! Fast hatten wir sie schon wieder vergessen. Der Schock, der mindestens zwei Geldentwertungen des letzten Jahrhunderts, war verflogen (für Bürger der ehemaligen DDR sogar drei Entwertungen).
Doch mit noch nie dagewesenen Ausgaben aller Industrienationen auf der Welt zur Bekämpfung der Corona Pandemie, rückt dieser Albtraum leider immer näher. Die Bundesbank sieht neben der massigen Geldmengenentwicklung auch den Nachholeffekt in der Konsumnachfrage nach Beendigung der Corona Krise als einen Preistreiber, der sogar mittelfristig noch Einfluss auf unsere Geldwerte haben wird und nicht nur eine kurze Begleiterscheinung sein wird.
Raus aus Geldwerten?
Das sollte sich nun zumindest jeder Besitzer einer Lebens- oder Rentenversicherung, aber auch Inhaber eines Sparbuchs oder klassischer Festgeldkonten fragen. Diese Geldversprechen werden nicht nur durch staatliche Regularien immer unsicherer, sondern jedes Jahr auch weniger wert. Jeden Monat, in dem das hart angesparte Kapital der Inflation ausgesetzt ist, führt zu einem Defizit in der Liquiditätsplanung eines jeden Sparers.
Umdenken hat begonnen
Viele Leute sind sich den Gefahren, den ihr Geld ausgesetzt ist, anscheinend schon bewusst. Das Volumen der vorzeitig beendeten Lebens- und Rentenversicherungsverträge betrug im vor-Corona Jahr 2019 schon beachtliche 14 Milliarden Euro an Rückkaufswerten. Gleichzeitig zeigen unsere Studien, dass die Online Suchanfragen zum Thema „Auflösung von Lebensversicherungen“ kontinuierlich steigen. Immerhin gab es, Stand 2020, immer noch mehr als 80 Millionen solcher Verträge in Deutschland und damit mindestens genauso viele Gründe sich rechtzeitig und kritisch mit seiner Altersvorsorge und den Gefahren, die damit verbunden sind, auseinander zu setzen. Es ist wichtiger denn je, dem Schreckgespenst diesmal keine Chance zu lassen.
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