Heute beginnen die Bauarbeiten für einen gerade einmal 100 Meter langen Radwegstummel auf der Karlshorster Straße in Lichtenberg. Die Umsetzung dieses Vorhabens zeigt sinnbildlich, wie ein ideen- und mutloses Bezirksamt die Berliner Verkehrswende an zentraler Stelle verhindert: dem Bahnhof Ostkreuz. Changing Cities und die Netzwerke Fahrradfreundliches Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg demonstrieren zusammen mit Bürger*innen-Initiativen gegen jahrelange Untätigkeit und willkürliche Verkehrsmaßnahmen durch den Bezirk.

WANN: Donnerstag, 4. März, 16 Uhr
WO: Start: Marktstraße/Ecke Schreiberhauer Straße, 10317 Berlin

Das Ostkreuz wurde durch Bund und Land für über 400 Millionen Euro zu einem leistungsfähigen ÖPNV-Knotenpunkt ausgebaut. Es hat somit das Potenzial, ein Leuchtturm des Berliner Umweltverbundes, also des Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehrs, zu werden. Auf den umgebenden Straßen sieht es dagegen finster aus: Hier ist überhaupt kein durchgehendes Konzept für sicheren Fuß- und Radverkehr oder eine Mobilitätswende zu erkennen. Nach einem völlig veralteten Prinzip wird stattdessen ein nicht mehr gesetzeskonformer, gerade mal 100 Meter langer Radweg in der Karlshorster Straße für ca. 360.000 Euro gebaut.

"Was sollen 100 Meter Radweg in diesem Umfeld bringen? Mehr Sicherheit bestimmt nicht. Stellen Sie sich vor, es würde eine Brücke gebaut, aber die Zufahrten fehlen – völlig unsinnig. Aber den zu Fuß Gehenden und den Radfahrenden mutet der Lichtenberger Bezirk genau dies zu", sagt Eckhard Gauterin von der Bürger*innen-Initiative Kaskel-Kiezblocks.

Die Bezirke Lichtenberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick haben mit dem Ostkreuz ein Geschenk für die bezirkliche Mobilitätswende erhalten. Doch anstatt dieses Geschenk endlich einmal auszupacken und es sinnvoll in eigene Mobilitäts- und Klimaschutzkonzepte zu integrieren, herrscht in den bezirklichen Amtsstuben immer noch der Geist der autogerechten Stadt vor.

Weiterführende Ideen, wie z. B. die Umlenkung des Kfz-Durchgangsverkehrs aus den angrenzenden Wohngebieten auf die dafür vorgesehenen Hauptstraßen oder die mit dem Senat abgestimmte Umwidmung von Hauptstraßen zu Umweltverbundspuren – also solche, die neben dem Kfz-Anliegerverkehr nur noch den Rad- und öffentlichen Nahverkehr zulassen – erscheinen den Bezirksvertreter*innen ganz und gar abwegig.

Dabei sind umfassende und mit dem Senat abgestimmte Bezirkskonzepte nötig, damit die von der Landespolitik propagierte "lebenswerte Stadt" auch am Ostkreuz endlich Wirklichkeit wird. Diese Konzepte können z.B. mit Pop-Up-Maßnahmen kurzfristig gestartet, temporär erprobt und schließlich dauerhaft umgesetzt werden, wie der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nun schon seit einem Jahr erfolgreich beweist.

"Wir brauchen gerade an zentralen ÖPNV-Knotenpunkten wie dem Ostkreuz freie Fahrt für die Verkehrswende. Hier werden die Weichen für die zukünftige Berliner Mobilität gestellt. Das Versagen der Lichtenberger bedeutet einen Rückschritt für ganz Berlin", sagt Inge Lechner vom Netzwerk Friedrichshain-Kreuzberg von Changing Cities.

Die Demonstration ist polizeilich gemeldet. Alle Teilnehmer*innen sind aufgefordert, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen sowie die Abstandsregeln einzuhalten.

Über den Changing Cities e.V.

Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

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