Um für sein Werk eine zentrale Stätte der Bewahrung und Erforschung zu schaffen, überlässt der Schwäbische Chorverband dem Deutschen Literaturarchiv Marbach das Archiv von Friedrich Silcher als Schenkung. Friedrich Silcher (1789–1860) ist heute vor allem als Komponist und Sammler von Volksliedern bekannt. Seit 1912 wurde der persönliche und musikalische Nachlass des Komponisten Friedrich Silcher in seinem Geburtshaus in Schnait aufbewahrt, das vom Schwäbischen Chorverband zum Museum ausgebaut wurde und derzeit mit Unterstützung der im Deutschen Literaturarchiv angesiedelten Arbeitsstelle für literarische Museen in Baden-Württemberg auf innovative Weise neu konzipiert wird.

Der überaus reiche und noch kaum erschlossene Bestand umfasst neben dem eigentlichen Nachlass eine Silcher-Sammlung, die u.a. aus Zeichnungen, Notendrucken und-manuskripten, Briefen, Stammbäumen und Konzertprogrammen aus dem Besitz von Silchers Familie und Freundeskreis besteht und fortlaufend ergänzt wurde. Zum Nachlass Friedrich Silchers gehören Abschriften von Werken Carl Maria von Webers und Felix Mendelssohn Bartholdys, hinzu kommen Notenautographen von Johann Friedrich Reichardt, Emilie Zumsteeg und Josefine Lang sowie ein von Silcher angelegtes Verzeichnis der musicalischen Übungen und Aufführungen vom Juli 1826 bis Sept 1832 90/1872. Zu Silchers bekanntesten Werken gehören die Melodien zum Weihnachtslied Alle Jahre wieder und zu Heines Loreley, das als Autograph zum Silcher-Bestand gehört.

Nach beruflichen Stationen als Hilfslehrer in Fellbach und Ludwigsburg, wo Conradin Kreutzer und Johann Nepomuk Hummel ihn in Klavier und Komposition unterrichteten, wurde Silcher über eine berufliche Station in Stuttgart 1817 erster Musikdirektor der Universität Tübingen. Zusammen mit Robert Schumann war Silcher in der Redaktion des von dem Bonner Komponisten 1834 gegründeten Neue Zeitschrift für Musik tätig. Besonders die zahlreichen Vertonungen von Gedichten seiner Zeitgenossen – u.a. Uhland, Kerner, Hauff und Mörike – ergänzen die Marbacher Sammlungen in hervorragender Weise. Zu 913 inventarisierten Silcher-Autographen treten eine Vielzahl an Drucken sowie Chorstimmen und Partiturhefte der Tübinger Akademischen Liedertafel. Als Musiklehrer und Pädagoge im Geist Pestalozzis unterrichtete Silcher angehende Gesangs- und Musiklehrer und bemühte sich um eine breit angelegte musikalische Bildung im privaten wie im öffentlichen Leben. Seine Kompositionen und Bearbeitungen hatten den gesamten Bildungsbereich im Blick: Vom Kinderlied bis hin zum Kirchengesang.

»Die Sammlung Silcher ist eine wunderbar reichhaltige Erweiterung unserer bestehenden Musikaliensammlung. Für Forschungsfragen zur Klanglichkeit von Literatur eröffnet das einzigartige, nahezu vollständig erhaltene Notenmaterial neue Zugänge.« Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach

Zur Übergabe des Silcher-Archivs wird am 19. März um 10 Uhr eine Zoom-Konferenz als Pressetermin anberaumt. Es sprechen Dr. Jörg Schmidt, Präsident des Schwäbischen Chorverbandes, Prof. Dr. Sandra Richter, Dr. Gunilla Eschenbach und Prof. Dr. Helmuth Mojem.

 

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