Das baden-württembergische Handwerk hat den Vorjahresumsatz trotz Corona fast gehalten: Im Jahr 2020 haben die Betriebe 107 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das waren nur 0,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Allerdings verdeckt dieses Gesamtergebnis drei völlig unterschiedliche Entwicklungen innerhalb des Handwerks, so der Baden-Württembergische Handwerkstag. Die Zahl der tätigen Personen ging ebenfalls nur leicht auf 810.000 zurück (-1,4%).

„Das Handwerk ist und bleibt ein Stabilitätsfaktor der Wirtschaft – auch in Krisenzeiten. Damit das weiter so bleibt, brauchen insbesondere die Gewerke, die stark unter den Einschränkungen der Pandemie leiden, aber auch jene, die strukturellen Veränderungen gegenüberstehen, vertiefte Unterstützung. Die neue Regierung muss aus dem Coronakrisenmodus aussteigen und entschlossen handeln. Wir benötigen Wachstumsimpulse, weshalb Programme wie Invest BW oder die Digitalisierungsprämie Plus noch gezielter für den Mittelstand ausgebaut werden müssen“, kommentiert Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold die Zahlen für das Jahr 2020.

Kräftig an Umsatz zugelegt haben die Gewerke aus dem Bauhaupt- und dem Ausbaugewerbe. So konnten die Zimmerer oder die Rollladen- und Sonnenschutztechniker ihre Umsätze um elf Prozent steigern, Stuckateure um knapp acht Prozent. Eher geringe Einschränkungen bei Baustellen durch die Corona-Regeln einerseits, zusätzliche Aufträge von privat und die Ersparnis durch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr sorgten für Umsatzsteigerungen.

Dagegen mussten industrienahe Gewerke teils drastische Umsatzeinbrüche hinnehmen. Bei den Feinwerkmechanikern sank der Umsatz um zwölf Prozent, bei den Modellbauern sogar um 29 Prozent. Noch stärker als die Pandemie spüren viele dieser Betriebe, die direkt oder indirekt an die Autoindustrie zuliefern, die großen Veränderungen in dieser Branche. Reichhold mahnt: „Die neue Landesregierung muss auch diese kleineren Betriebe stärker im Blick haben. Die handwerklichen Zulieferer stecken gemeinsam mit ihren industriellen Abnehmern im Transformationsprozess. Sie benötigen individuelle Unterstützung und gezielte Förderung.“

Auch die konsumnahen Gewerke litten erheblich unter den Einschränkungen der Pandemie.  Geschlossene gastronomische Angebote ließen die Umsätze von Konditoren (-15%) und Brauern (-23%) einbrechen. Bei den Friseuren belief sich der Umsatzrückgang auf 13 Prozent. Auch die Gesundheitshandwerke lagen im Minus: Vermutlich die Vorsicht der Kunden ließ die Umsätze um drei Prozent zurückgehen. „Hier muss schnell eine funktionierende und nachvollziehbare Teststrategie her. Wir unterstützen die Betriebe hier nach Kräften – die Vorgaben der Landesregierung müssen jedoch klarer werden. Vergleichbares gilt fürs Impfen. Wenn wir das schnell hinbekommen, könnte es im Laufe des Jahres 2021 wieder aufwärtsgehen“, so Reichhold.

Für 2021 rechnet das Handwerk mit einem kleinen Umsatzwachstum bei konstanter Beschäftigung. 

Hinweis:

Der BWHT ermittelt aus den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts die Absolutwerte für das ganze Jahr. Im Unterschied zum Landesamt betrachtet der BWHT alle Bereiche der Handwerksordnung:  A (zulassungspflichtig), B1 (zulassungsfrei) und B2 (handwerksähnliches Gewerbe).

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