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Von Peter Blank

Heiterkeit

Als ich vor einigen Jahren mit einem jungen Familienvater über mögliche Fastenvorsätze sprach, sagte ich zum Schluß – wenn ich ehrlich bin, ohne mir allzu viel dabei zu denken: „Und übrigens, sorg doch dafür, daß Du in dieser Fastenzeit zusammen mit Deiner Frau und Deinen Kindern häufiger herzlich lachst“. 

Als wir uns wiedersahen, sagte er als erstes: „Das mit dem Lachen, das war der wichtigste Vorsatz, den Sie mir je mitgegeben haben“. Und der erzählte mir, wie er am Abend nach unserem Gespräch mit seiner Frau über den seltsamen Fastenvorsatz gesprochen hatte. Gemeinsam hatten sie dann bewußt Gelegenheiten gesucht und gefunden, daß in ihrem Miteinander und im Umgang mit den Kindern deutlich mehr gelacht wurde. „Es ist unglaublich, wie gut das der Atmosphäre zuhause getan hat“, sagte er. „Und außerdem,“ fügte er hinzu, „noch eine ganz überraschende Erfahrung: Wenn man herzlich miteinander gelacht hat, dann kann man auch über die problematischen und unangenehmen Dinge ganz unkompliziert und problemlos reden.“ 

Das allein ist schon ein Wunder. Für jedes menschliche Miteinander, aber ganz besonders für eine Ehe und eine Familie, gibt es ein noch größeres Wunderwerk von unschätzbarem Wert: Das Geschenk des Lächelns.

Ein Dekalog guten Streitens

1. Dem kontroversen Gespräch nicht ausweichen. Vor allem das Gespräch nicht einseitig abbrechen und sich in ein beleidigtes Schweigen zurückziehen.

2. Den anderen einladen, daß er als erster spricht. Und ihn dann – ohne ihn zu unterbrechen – tatsächlich ganz ausreden lassen: Das heißt, bis er wirklich zuende ist und alles gesagt hat, was er sagen will. Ist der andere nervös und erregt, wird allein das schon wesentlich dazu beitragen, daß er ruhiger wird und das Gespräch sachlicher verläuft.

3. Dem anderen bewußt das Recht einräumen, daß er zuerst einmal „ganz ins Unreine“ redet, das heißt, daß er hier und jetzt vielleicht sehr erregt, einseitig, unsachlich und ungerecht ist. Wo soll er es denn dürfen, wenn nicht bei mir?

4. Mich selbst bei einem Streit mit dem Partner wenigstens so wohlerzogen und höflich verhalten, wie ich es im Berufsleben bin.

5. Keine abschätzende oder verletzende Wortwahl und Tonart, keine Sticheleien und vor allem: Keinerlei Ironie.

6. Vollkommen darauf verzichten, dem anderen – ein weiteres Mal – seine Charakterfehler vorzuwerfen oder ihn an dieses oder jenes konkrete Fehlverhalten in der Vergangenheit zu erinnern.

7. Die eigene Meinung klar darlegen. Aber ohne markige Ausrufezeichen, sondern diese bewußt durch behutsame Fragezeichen ersetzen. Ein „Ich frage mich, ob nicht…“ oder „Könnte es nicht sein, daß …?“ sagt genau dasselbe wie ein „Das weiß doch jedes Kind“ oder ein „Das ist doch sonnenklar“. Es wird aber erheblich leichter akzeptiert werden. 

8. Die eigenen Aussagen korrigieren, sobald man bemerkt, daß man unobjektiv oder ungerecht war, daß man nicht die volle Wahrheit gesagt oder sich geirrt hat. 

9. Auch und gerade in konfliktiven Situationen keine Angst vor der Empathie haben. Durch einen kleinen wohlwollenden Blick, ein gelegentliches Kopfnicken und ein behutsames Lächeln wird für den anderen spürbar, daß man nicht sein Feind ist, daß er ernst genommen wird und man versucht, ihn zu verstehen. Dafür sorgen, daß auch und gerade eine heftige Diskussion immer mit einer kleinen liebenswürdigen Geste endet.

10. Konsequent den verbindlichen Grundkonsens einhalten, daß ein unangenehmer Streit nicht im Beisein der Kinder ausgetragen wird. Sonst nötigt man das Kind in die Richterrolle, für den einen oder für die andere Partei zu ergreifen. Kinder wollen weder Richter noch Partei sein. Sie wollen beide Eltern. Alles andere überfordert und belastet sie.

Wenn es trotzdem einmal zu einem bösen Streit im Beisein eines der Kinder kommt, sollte man es später unbedingt wissen lassen, daß man sich wieder versöhnt hat.

Aus: Peter Blank, Dass Ehe gelingt … Miteinander unterwegs, München 2020, ISBN: 978-16-7144-104-0, 151 Seiten, hier: 56 f. und 52 – 54

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