Am Campus Zweibrücken der Hochschule Kaiserslautern findet derzeit zum sechsten Mal in Folge die Ingenieurwissenschaftliche abschlussorientierte Qualifizierung (IAQ) für zugewanderte Akademiker*innen aus vielen Ländern statt. Sie bringen Hochschulabschlüsse u.a. in Maschinenbau, Elektrotechnik oder den Informationstechnologien mit. Ziel der Qualifizierung ist, die Chancen der Teilnehmenden für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration deutlich zu verbessern. Vorhandenes Wissen auffrischen und anpassen, Kernkompetenzen stärken sowie das Kennenlernen des deutschen Arbeitsmarktes, verbunden mit Unterstützungsangeboten zum Aufbau von Unternehmenskontakten sind die wesentlichen Inhalte der Qualifizierung.

Auch Dmitry Bensch, Ingenieur aus der Ukraine, und Namshaa Almashoor, Umweltingenieurin aus Syrien, hoffen, schon bald als Fachkräfte in deutschen Unternehmen zu arbeiten. „In meiner Heimat habe ich im Bereich Implementierung von Videosystemen mit Internetanbindung gearbeitet“, erzählt Dmitry Bensch. „Ich halte mich stets auf dem Laufenden, was Elektronik angeht. Mein Ziel ist es, mein Wissen und Können im Bereich Smarthome und Netzwerktechnik in einem deutschen Unternehmen einzusetzen“.

Doch wie werden die Teilnehmer*innen auf ihren (Wieder-) Einstieg ins Berufsleben und die Anforderungen der Arbeitgeber vorbereitet? Silke Weber, Geschäftsführerin des Instituts für Entwicklung durch Qualifizierung (EQUAL), erklärt: „Zu Beginn unserer Qualifizierung definieren wir interdisziplinäre und vor allen Dingen anwendungsbezogene Projektarbeiten, die Einblick in Innovation und Technik geben. Das fördert zum einen das kollegiale Miteinander, die Arbeit im Team und unterstützt zum anderen den individuellen Auf- und Ausbau von Handlungskompetenzen einhergehend mit der Weiterentwicklung der eigenen Fach- und Fachsprachkompetenz“.

Im Rahmen der projektorientierten Lehre bekamen die Teilnehmenden die Aufgabe, ein intelligentes, sensorbasiertes Messgerät für den Schuh zu entwickeln. Ziel sollte sein, die Rehabilitation nach Verletzungen der unteren Extremitäten oder der Hüfte zu unterstützen. Im Falle einer verordneten Teilbelastung – z.B. nach einem Beinbruch oder einer Hüft-Operation – sollte das Sensorsystem den Patienten warnen, falls es zu einer Überschreitung der vorgegebenen Belastungsgrenze kommt. Eine konkrete Lösung für diese Aufgabe wurde nicht vorgeben. Die Teilnehmenden entwickelten in verschiedenen Teams zunächst unterschiedliche Lösungsansätze, die dann gemeinsam bewertet wurden. Im Anschluss wurde die Planung konkretisiert, Material und Teile spezifiziert, anschließend beschafft und schließlich die Sensorsysteme aufgebaut.  

Hochschulintern konnte die IAQ-Projektgruppe bei der Lösung der Aufgabe von der Expertise der Arbeitsgruppe „Aufbau- und Verbindungstechniken“ unter Leitung von Prof. Dr. Antoni Picard, profitieren, sich mit Fachexpert*innen vernetzen und darüber hinaus Einblick in das Verbundvorhaben „Offene Digitalisierungsallianz Pfalz“ (OD Pfalz) erhalten.

Prof. Antoni Picard: „Im Rahmen des Projekts „OD Pfalz“ entwickelt die Arbeitsgruppe im Verbund mit der Technischen Universität Kaiserslautern in einem interdisziplinären Kompetenzteam digitale Gesundheitstechnologien in den Bereichen medizinische Grundlagenforschung, biomedizinischer Sensorik, Sportwissenschaft und Informationstechnologie. In diesem Projekt ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Möglichkeiten in die Gesellschaft eine wesentliche Aufgabe. In dabei entstehenden Synergien konnten die IAQ-Studierenden von einer Zusammenarbeit mit kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern profitieren und technische Inhalte als Vehikel zur Entwicklung diverser Kompetenzen nutzen.“

Namshaa Almashoor ist begeistert: „Wir haben in Zusammenarbeit mit Ingenieuren ein funktionierendes Messgerät entwickelt, gestützt von drei Sensoren, die am Fuß angebracht werden. Dabei haben wir u.a. auch ergonomische Aspekte berücksichtigt. Für das Projekt zu recherchieren, technische Lösungsansätze zu diskutieren und schließlich ein funktionierendes System zu entwickeln, haben mir geholfen, mich in innovative Anwendungen einzuarbeiten und meine Fachkompetenz weiter zu entwickeln.“ Dmitry Bensch ergänzt: „In den Funktionstests hat das Gerät ein Signal an den Träger bei Überlastung verschickt. Auch die Anbindung an Webinterface funktioniert. Mich hat das Projekt motiviert und bei meiner Kompetenzentwicklung, insbesondere im Bereich smarte Technologien, unterstützt. Ich blicke zuversichtlich in meine berufliche Zukunft.“

Die Ingenieurwissenschaftliche abschlussorientierte Qualifizierung (IAQ) wird vom Institut für Entwicklung durch Qualifizierung (EQUAL) der Hochschule Kaiserslautern angeboten und als Teilprojekt des IQ-Landesnetzwerks Rheinland-Pfalz im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) finanziert.

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