Klein, rund und knopfäugig: das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres. Weil der zutrauliche Vogel gerne in unseren Gärten lebt, kann gerade jetzt zum Start der Gartensaison jeder etwas für den gefiederten Sympathieträger tun. Der Bestand des mit 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaaren achthäufigsten Vogels in Deutschland ist derzeit nicht gefährdet. Damit das so bleibt, rufen die Naturschützer auf, Gärten, Parks und Wälder möglichst naturnah und damit „rotkehlchenfreundlich“ zu gestalten und bewirtschaften.
„Die sympathische Federkugel mit der roten Brust ist bundesweit verbreitet. Daher kommen Rotkehlchen praktisch in jedem Garten vor“, sagt Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim NABU Brandenburg. „Diese Art ist sehr territorial. Das heißt, ein Vogel besetzt mit seinem Partner ein bestimmtes Gebiet und verteidigt es gegen Artgenossen. Man sieht also immer dieselben Vögel und hat sozusagen seinen ganz persönlichen Vogel des Jahres im Garten.“ Häufig könne man erleben, dass ein Rotkehlchen beim Umgraben neugierig zuschaue und ganz nah herankomme. Brecht: „Der Vogel weiß, dass wir bei der Gartenarbeit Leckerbissen für ihn freilegen. Diese Verhaltensweise dürfte zur Beliebtheit und zum Sieg des Rotkehlchens bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres wesentlich beigetragen haben.“

Die richtige Umgebung

Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt, zum Beispiel wilde Ecken und scheinbare Unordnung im Garten. Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, sogar Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Brecht zusammen. „Auch, wenn der Bestand des Rotkehlchens derzeit nicht gefährdet ist, sollten wir uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen“, mahnt die Naturschützerin. Auch dieser Art machten die galoppierende Ausräumung der Landschaft, der Verlust an artenreichen Wegsäumen und Waldrändern, der Landschaftsverbrauch durch Überbauung und auch die Bejagung dieses „Teilziehers“ im Süden Europas zu schaffen, wie die NABU-Mitarbeiterin unterstreicht.

Ein reich gedeckter Tisch

„Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun; im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden – da darf dann auch schon mal die Brennnessel oder die Knoblauchsrauke hochkommen. Denn immer folgen auch Insekten – das Büffet der Rotkehlchen ist dann reichlich gedeckt“, sagt Manuela Brecht. Der Verzicht auf Gift sollte sich von selbst verstehen, denn Pestizide töten seine Nahrung. Außerdem braucht das Rotkehlchen offene Böden. Ganz schlecht sind daher Schottergärten und Kunstrasen. Dort kann der Jahresvogel nicht leben, weil er kein Futter findet. Und wo es nichts zum Fressen findet, macht es schnell den Abflug.

Ein gemütliches Eigenheim in Bodennähe

„Wer es versuchen möchte, dem Rotkehlchen einen Nistkasten anzubieten, sollte auf eine Halbhöhle zurückgreifen, die mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden kann. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein, deshalb sollten sie, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden sollen, in nur mittlerer Höhe angebracht werden, am besten etwas ‚versteckter‘, und vor allem so, dass er von Katzen nicht so leicht erreicht werden kann“, beschreibt die Naturschützerin den praktischen Schutz für das Rotkehlchen. Immer wieder wird auch von Rotkehlchenbruten in abgelegenen Ecken von Schuppen und Carports berichtet. „Wenn Bruten in Gebäuden festgestellt werden, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass ein Fenster oder eine Tür offensteht, damit die Tiere ungehindert aus- und einfliegen können“, rät Brecht. Zur Brutzeit – insbesondere Ende April bis Ende Juni, wenn die Jungen flügge werden, sollten Katzen am frühen Morgen und Vormittag nicht aus dem Haus gelassen werden. Rotkehlchen brüten in offenen Nestern im Gebüsch und sind darum leichte Beute. Selbst die bloße Anwesenheit von Katzen kann Eltern davon abhalten, ihre Jungen zu füttern.

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