Stefan Pfister, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Kinderonkologe am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), wurde mit dem Léopold Griffuel Award der französischen Association pour la Recherche sur le Cancer (ARC) ausgezeichnet. Der mit 150.000 Euro dotierte Preis in der Kategorie Grundlagenforschung gilt als eine der höchsten europäischen Auszeichnungen in der Krebsforschung. Er wurde in diesem Jahr zum 49. Mal verliehen, diesmal an zwei Preisträger: Stefan Pfister und Michael Taylor vom Hospital for Sick Children (SickKids) in Toronto, Kanada, werden damit für zahlreiche wegweisende Beiträge zur Erforschung, Diagnose und Therapie von kindlichen Hirntumoren geehrt.

Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).

Michael Taylor und Stefan Pfister gelten als weltweit führende Spezialisten für kindliche Hirntumoren, die nach Leukämien die zweithäufigste Gruppe von Krebserkrankungen bei Kindern sind. Mit dem 150.000 Euro dotierten Léopold Griffuel Preis in der Kategorie „Grundlagenforschung“ werden beide u.a. für zahlreiche gemeinsam publizierte Forschungsarbeiten zu den Ursachen sowie neuen Diagnose- und Behandlungsansätzen bei Hirntumoren im Kindesalter geehrt.

Die Preisverleihung der ARC für Stefan Pfister fand am 30. März in der französischen Botschaft in Berlin statt. Botschafterin Anne-Marie Descôtes überreichte den Preis an Stefan Pfister. „Eine europaweite Kooperation ist bei der Krebsforschung unerlässlich und gelungene private Initiativen wie der Léopold-Griffuel-Preis sind ungemein wichtig, um den Fortschritt im öffentlichen Gesundheitswesen zu unterstützen und voranzubringen“, sagte die Botschafterin. „Der Léopold-Griffuel-Preis der ARC-Stiftung, die jedes Jahr mehr als 26 Millionen Euro für Forschungsprojekte bereitstellt, ist einer der wichtigsten Preise in Europa auf dem Gebiet der Krebsforschung. Professor Pfisters Forschung in der pädiatrischen Onkologie hat zu einem besseren Verständnis der Biologie von Hirntumoren bei Kindern geführt und dazu beigetragen, die klinische Behandlung und die Lebenserwartung dieser jungen Patienten zu verbessern. Dies ist ein perfektes Beispiel für den Nutzen der Grundlagenforschung zum Wohle der Menschheit.“

Stefan Pfister ist der erste deutsche Wissenschaftler, der mit dem Léopold Griffuel Preis ausgezeichnet wird. „Diese Auszeichnung ist eine ganz besondere Ehre für mich“, freute sich Stefan Pfister. „Ich bedanke mich auch ganz herzlich beim wissenschaftlichen Komitee, das der Erforschung von Krebs im Kindesalter damit eine besondere Wertschätzung und Aufmerksamkeit schenkt. Mein Dank gilt vor allem auch meinem Mit-Preisträger Michael Taylor für zahlreiche gemeinsame wissenschaftliche Erfolge und die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit, sowie all unseren Unterstützern und Mitstreitern, die sich hier immer wieder neuen Herausforderungen stellen und mit uns neue Wege für unsere jungen Patienten gehen.“

Als Kinderarzt erhielt Stefan Pfister seinen Doktortitel im Jahr 2002 an der Universität Tübingen und seine klinische Ausbildung an den Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg. In seiner frühen wissenschaftlichen Karriere forschte er unter anderem am Dana Farber Cancer Institute der Harvard Medical School in Boston. Im Zuge seines Postdocs am DKFZ in der Abteilung von Peter Lichter spezialisierte er sich auf die Erforschung von Hirntumorarten im Kindesalter.

Zu den bedeutendsten Erkenntnissen seiner Forschung mit unmittelbarer Auswirkung auf die Behandlung krebskranker Kinder gehören beispielsweise die Entdeckung charakteristischer Fehler im Erbgut bei bestimmten Medulloblastomen und niedriggradigen Gliomen. Kinder mit diesen Mutationen erhalten inzwischen eine gezieltere Behandlung. Die Einführung und systematische Implementierung von Methylierungs-basierten molekularen Fingerabdrücken zur Tumorklassifikation, in enger Partnerschaft mit der Abteilung Neuropathologie am Universitätsklinikum Heidelberg, hat in den letzten Jahren die Klassifikation von Hirntumoren revolutioniert und folglich auch in erheblichem Maße Einzug in die WHO-Klassifikation für ZNS-Tumoren gehalten, die in Kürze veröffentlicht wird.

Insgesamt wurden Stefan Pfisters Forschungsarbeiten in 375 wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Der 46-jährige Kinderarzt und Wissenschaftler setzt sich zudem intensiv für die klinische Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten speziell für Kinderkrebs ein. „Wir haben leider immer noch viel zu viele junge Patienten, denen wir mit den derzeit verfügbaren Therapien nicht helfen können. Anders als in der Erwachsenen-Onkologie mangelt es leider sehr am Zugang zu neuen innovativen Behandlungsmöglichkeiten speziell für Kinder, weil dafür kein ausreichend großer Markt existiert“, sagte der Preisträger.

Damit junge Patienten möglichst schnell von erfolgversprechenden Ansätzen aus der Kinderkrebsforschung profitieren können, initiierte er im Jahr 2016 die Gründung des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), das erstmals in Deutschland Behandlung und Forschung an Kinderkrebs unter einem Dach vereint. Stefan Pfister ist einer der drei Direktoren des KiTZ, leitet seit 2012 die Abteilung für Pädiatrische Neuroonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum. Am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist er stellvertretender Leiter des KiTZ Clinical Trial Unit und der Sektion Pädiatrische Hirntumoren. Darüber hinaus übernimmt er führende Rollen in den wichtigsten europäischen Forschungsinitiativen zum Thema Kinder und Krebs, um krebskranken Kindern innovative Krebstherapien zu ermöglichen.

Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ gratulierte Stefan Pfister zu der besonderen Würdigung: „Als Wissenschaftler am DKFZ hat Stefan Pfister schon jetzt herausragende Beiträge für das Verständnis verschiedener Hirntumoren im Kindesalter geleistet und dabei als Arzt des Universitätsklinikums Heidelberg auch immer die Bedürfnisse der jungen Patienten im Blick. Insbesondere sein herausragendes Engagement, Erkenntnisse für krebskranke Kinder nutzbar zu machen, hat völlig neue Chancen und Rahmenbedingungen für die Kinderonkologie in Deutschland geschaffen. Wir gratulieren ihm ganz herzlich zu diesem verdienten Erfolg.“

Das Preisgeld möchte Stefan Pfister für eine familiengerechte Patientenkommunikation zum Thema Krebs und Kinder einsetzen. In Kooperation mit dem TV-Arzt und Moderator Dr. Johannes Wimmer wird das KiTZ eine Videoserie produzieren, mit der sich betroffene Eltern und junge Patienten Schritt für Schritt über die Krebserkrankung und alle Untersuchungen und Behandlungen, die auf sie zukommen, informieren können.

Über den ARC Léopold Griffuel Award

Der 1970 ins Leben gerufene Fondation ARC Léopold Griffuel Award ist der wichtigste Preis auf dem Gebiet der Krebsforschung in Europa. Mit einem Gesamtwert von 300.000 € zeichnet er jedes Jahr international renommierte Forscher aus, deren Arbeiten zu einem großen Durchbruch in der Krebsforschung geführt haben. Gestiftet wurde der Fondation ARC Léopold Griffuel Award von Léopold und Alice Griffuel, die mit ihrem Engagement die besten Krebsforscher mit einem hochdotierten Preis auszeichnen wollten. Das Preisgeld stifteten sie aus den Erträgen zweier Pariser Gebäude, die sie besaßen, bevor sie sie an den Verein weitergaben, der nun zu einer Stiftung wurde. Der Fondation ARC Léopold Griffuel Award wird nach einer unabhängigen Bewertung durch ein internationales wissenschaftliches Komitee und einer Evaluierung durch den Vorstand der ARC-Stiftung für Krebsforschung vergeben. Seit 2015 ist er in zwei Kategorien aufgeteilt: den Fondation ARC Léopold Griffuel Award für Grundlagenforschung (150.000 €) und den Fondation ARC Léopold Griffuel Award für translationale und klinische Forschung (150.000 €). Seit seiner Gründung haben 51 Forscher aus 11 verschiedenen Ländern und von den renommiertesten internationalen Forschungseinrichtungen die Preise erhalten.

Das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ)
Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine kinderonkologische Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Heidelberg. Wie das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, das sich auf Erwachsenenonkologie konzentriert, orientiert sich das KiTZ in Art und Aufbau am US-amerikanischen Vorbild der so genannten "Comprehensive Cancer Centers" (CCC). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, die Biologie kindlicher Krebs- und schwerer Bluterkrankungen wissenschaftlich zu ergründen und vielversprechende Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, bekommen im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu neuen Therapieoptionen. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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