Ein Drucker für einen Geflüchteten muss her; ein WLAN-fähiger, um es genau zu sagen. Baris Abak sitzt, wie im vergangenen Jahr so oft, im Homeoffice an seinem Schreibtisch und telefoniert. Die Corona-Pandemie hat den Alltag des „Kümmerers“ der Handwerkskammer Konstanz durcheinandergewirbelt. Improvisieren steht auf der Tagesordnung. Netzwerken per Telefon ist das A und O, um erfolgreich für die Geflüchteten und ihre Handwerksbetriebe zu agieren. In diesem Fall braucht einer seiner Schützlinge einen Drucker, um dem Online-Unterricht beizuwohnen. Ein Gespräch später mit dem Jobclub-VS und die finanzielle Unterstützung ist gesichert. Baris Abak atmet auf.

Seit April 2020 ist er als Teil des Projekts „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“, das vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, für Geflüchtete, Zugewanderte und Handwerksbetriebe im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz da. Er ist Ansprechpartner bei Fragen rund um den Ausbildungsstart von neu zugewanderten Menschen und bietet in diesem Zug auch sechsmonatige kostenfreie Intensivbegleitungen an.

„Kümmerer“-Sprechstunde

„Betriebe müssen keinen Respekt vor der Einstellung eines Geflüchteten haben, sie werden nicht alleine gelassen. Wir müssen es bloß wissen. Wenn wir es nicht wissen, können wir nicht helfen. Ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt Baris Abak.

Um die Kontaktaufnahme zu erleichtern, bietet er mittwochs, 9 bis 10 Uhr, und donnerstags von 16 bis 17 Uhr eine Telefonhotline an. Betriebe und ihre (potenziellen) Auszubildenden können sich unter 07721 9988-17 zu den Sprechzeiten ohne Voranmeldung melden.

Diverse Unterstützungsmöglichkeiten

Aus Baris Abaks Erfahrung haben sich zwei unterschiedliche Wege herauskristallisiert, wie die Zusammenarbeit abläuft: „Entweder ich nehme einen Geflüchteten ins Projekt auf, der noch keine Lehrstelle hat und suche ihm ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz. Hier können mich auch gerne Unternehmen mit Interesse direkt kontaktieren. Oder der Betrieb hat bereits einen Auszubildenden im Blick und wir gehen gemeinsam durch die ersten sechs Monate. Ziel ist es, einen Rhythmus zu finden und die Probezeit zu bestehen.“

Um die Startzeit so einfach wie möglich zu gestalten, bietet der „Kümmerer“ diverse Unterstützungsmöglichkeiten an. Er assistiert bei der Beantragung von ausbildungsbegleitenden Hilfen, führt eine berufliche Orientierung anhand der persönlichen Stärken durch und unterstützt bei behördlichen Gängen, Sprachunterricht sowie anderen Problemen wie zum Beispiel der Organisation einer Tagesmutter. Zudem ist Baris Abak Ansprechpartner bei interkulturellen Fragen und Kommunikationsschwierigkeiten.

Beratung per Telefon oder E-Mail

Gehen die Angelegenheiten über seinen Kompetenzbereich hinaus, vermittelt er Kontakte innerhalb der Handwerkskammer Konstanz oder seines Netzwerks. „Bei aufenthaltstechnischen Fragen hole ich zum Beispiel Ines Rimmele hinzu, die als Migrationsbeauftragte der Handwerkskammer Rechtsberatung gibt. Oft geschieht das per E-Mail oder Telefon aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage. Sonst bieten wir natürlich auch Vor-Ort-Beratungen an“, so Baris Abak, der darauf hinweist, dass bei Bedarf die Unterstützung im Förderprojekt des Ministeriums auch über sechs Monate hinaus möglich ist.

Gerade in Corona-Zeiten ist sein Angebot gefragter denn je. Rund 30 Teilnehmer betreut der „Kümmerer“ der Handwerkskammer Konstanz aktuell aus seinem Homeoffice in Villingen-Schwenningen. Über einen Telefonanruf von interessierten Geflüchteten, Betrieben oder Netzwerkpartnern freut sich der gelernte Handwerker jedoch immer. Und wenn er so erfolgreich endet wie beim WLAN-fähigen Drucker, dann umso mehr.

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