Dachbegrünung hat sich über viele Jahrzehnte in der nachhaltigen Stadtentwicklung etabliert. Die ökologische Wertigkeit der Dachbegrünung kann aber ganz unterschiedlich aussehen und ist unter anderem natürlich abhängig von der Artenvielfalt der Flora und Fauna. Als Vorreiter forscht ZinCo seit vielen Jahren gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück im Bereich der Biodiversität und wirft den Blick noch ein bedeutsames Stück weiter, nämlich auf die regionaltypische Biodiversität. Nun ist als Ergebnis des Forschungsprojekts RooBi („Roofs For Biodiversity“) dazu ein „Leitfaden für die Praxis“ erschienen.

Der „Leitfaden für die Praxis“ dient allen Interessierten aus Stadt- und Landschaftsplanung, Garten- und Landschaftsbau sowie aus dem Bereich Naturschutz als erst- und einmalige Wissensgrundlage über extensive Dachbegrünung mit gebietseigenen Wildpflanzen, und zwar am Beispiel von Nordwestdeutschland. Denn im Fokus des Forschungsprojektes RooBi stehen Nordwestdeutsche Sandtrockenrasen als regionaltypische Vegetationsform. Das Projekt RooBi wurde von 2017 bis 2020 mit eigenen Versuchsflächen an der Hochschule Osnabrück und Umgebung bearbeitet. Ergänzt wurden die Untersuchungen durch ein neu gebautes Hallendach der Firma Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG Mineralbrunnenbetrieb im niedersächsischen Wagenfeld. Dank des großen Umweltschutz-Engagements der Firma Lütvogt profitiert die Forschung von sage und schreibe 10.000 m² Erprobungsfläche, die im Rahmen des Folgeprojekts „DaLLi – extensive Dachbegrünungen in urbanen Landschaften als Lebensraum für Insekten“ auch einem langfristigen Monitoring untersteht.

Mit dem „Leitfaden für die Praxis“ glückt nun der Sprung aus der RooBi-Forschung in die Anwendung, denn er enthält wichtige Informationen über die Auswahl (Artenliste) und Beschaffung geeigneter Wildpflanzen – sei es als Saatgut eines auf Wildpflanzen spezialisierten Vermehrers oder als Rechgut von lokalen Spenderflächen (in Abstimmung mit Naturschutzbehörden). Darüber hinaus geht es um vegetationstechnische Anforderungen der Wildpflanzen z.B. hinsichtlich Schichtaufbau, Substratart / -höhe, Wasserbedarf und Pflege. Regionaltypische Wildpflanzen stellen immer auch ein ganz spezielles Nahrungsangebot für regionaltypische Tierarten dar, z.B. für Wildbienenarten. Daher informiert der Leitfaden auch über Biodiversitäts-Module auf Gründächern wie Totholz, Sandlinsen, Kiesbeete und Wasserflächen, welche Insekten und Vögel als Lebensraum dienen. Schließlich zeigt der Leitfaden allgemeine finanzielle Fördermöglichkeiten für Dachbegrünung auf und spricht auch andere Praxisbeispiele an, wie das „Hamburger Naturdach“.

Die Forschung begrenzte sich im Übrigen nicht auf die Neuanlagen von Dachbegrünungen, da ein großes Potential auch in den bestehenden teilweise artenarmen Dachbegrünungen liegt. Mit den entwickelten Wildpflanzensaatmischungen und der nachträglichen Installation von Biodiversitäts-Modulen lassen sich auch diese naturschutzfachlich aufwerten.

Wer sich also darüber informieren möchte, wie auf Dächern neue Lebensräume zum Erhalt und zur Förderung der regionaltypischen Biodiversität geschaffen werden können, findet hier Antworten: https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Forschung/Recherche/Laboreinrichtungen_und_Versuchsbetriebe/Labor_fuer_Botanik_Vegetationsoekologie/pdf/Praxisleitfaden_Extensive_Dachbegruenung_mit_gebietseigenen_Wildpflanzen_web.pdf

Herausgegeben durch: Hochschule Osnabrück (Dr. Roland Schröder, Daniel Jeschke, Prof. Dr. Kathrin Kiehl), Kompetenzzentrum Gebäudebegrünung und Stadtklima e.V. sowie ZinCo GmbH (Ralf Walker)

Autor: Ralf Walker, Leiter Forschung und Entwicklung der ZinCo GmbH

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