„Die Pandemie hat die Krankenhäuser stärker in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit gerückt als je zuvor. In dieser Krise demonstrieren sie, wie unverzichtbar sie mit ihrer Stärke und Flexibilität für die Gesundheitsversorgung sind. Sie sind, wenn auch unterschiedlich belastet, der Fels in der Brandung dieser außergewöhnlichen Lage, die funktionierende medizinische Infrastruktur, die flächendeckend noch immer für Sicherheit in dieser für alle schwierigen Zeit sorgt. Die Krankenhäuser – nicht zu vergessen auch die Rehabilitationskliniken und Pflegeheime mit ihrer ganz besonderen Situation – haben viel bewältigt in diesen vergangenen Monaten“, konstatiert VKD-Präsident Dr. Josef Düllings in seinem Statement zur Eröffnung der Veranstaltung, in der sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Fragen der Teilnehmer stellen wird.
In Krisen zeige sich allerdings auch immer, was in der Vergangenheit versäumt wurde, so der VKD-Präsident. „Drastisch hat uns diese Pandemie daher die eklatanten Defizite vor Augen geführt, die durch langjähriges, stetes Verschieben wichtiger gesundheitspolitischer Entscheidungen entstanden sind – über einige Gesundheitsminister der vergangenen Jahre hinweg. Aber auch durch bewusst entschiedene Versäumnisse vieler Bundesländer, wie bei der Investitionsfinanzierung.“
Kurz und knapp benennt der VKD-Präsident dann die Positionen und die damit verbundenen Forderungen des Verbandes an die Politik:
Die wohl größte Herausforderung sei der Personalnotstand, der nicht nur einen Grund habe, sondern mit einer ganzen Reihe von Versäumnissen verbunden sei, wie auch die unzureichende Digitalisierung und die überbordende Bürokratie.
Von vielen Seiten würden Strukturveränderungen angemahnt. Ja, auch der VKD befürworte notwendige Strukturreformen – aber nur mit Sinn und Verstand. Sie müssten begleitet und den regionalen Notwendigkeiten der Gesundheitsversorgung entsprechend geplant, gestaltet und finanziert werden. Die Krankenhäuser sehen sich dabei als die Zentren der Leistungserbringung, ohne die eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung nicht gelingen kann. Reduzierung der Kapazitäten auf die kalte Art, wie zurzeit, also am besten durch Pleiten, lehne der VKD ab.
Gefordert wird eine weiterhin flächendeckende Krankenhausversorgung, in der die Krankenhäuser aller Versorgungsstufen ihre Berechtigung haben, und im Sinne einer Vernetzung von High-Tech-Medizin und Grundversorgung zusammenarbeiten. Die Pandemie habe zudem deutlich gezeigt, dass zu stabilen, miteinander verbundenen Versorgungsketten auch die Rehabilitationseinrichtungen und Pflegeheime gehörten.
An die Bundesländer als Verantwortliche gerichtet erwartet der VKD, die flächendeckende Versorgung zu sichern und zu einer Gesundheitsplanung sowohl der stationären als auch der ambulanten Versorgung überzugehen, wobei die jeweiligen regionalen Unterschiede und Entwicklungen zu berücksichtigen seien.
Auf der Tagesordnung stehe zudem die Ambulantisierung der Medizin, für die es gelte, an den Klinken die entsprechenden Strukturen auszubauen, weil das Potenzial dafür im KV-Bereich fehle. In diese Richtung könne auch das DRG-System weiterentwickelt werden.
Unabdingbar ist aus Sicht des VKD die Neuorganisation der ambulanten Notfallversorgung. Diese sieht der Verband künftig in der Verantwortung der Krankenhäuser. Sie seien bereits heute erste Anlaufstelle für Patienten in Notfällen. Dieser Realität müsse endlich Rechnung getragen werden. Hier dürfe es kein einfaches Weiter so geben. Die Kliniken versorgten selbstverständlich die Patienten. Mit den Kosten würden sie heute aber allein gelassen. Hier entstehe ein jährliches Defizit von über einer Milliarde Euro – und dies bereits seit Jahren.
Dass die Digitalisierung der Kliniken als staatliche Infrastruktur zu sehen und entsprechend zu finanzieren ist, stellt eine langjährige Forderung des VKD dar. Hier gebe es Bewegung, doch das reiche nicht aus für einen grundlegenden digitalen Wandel, ohne den z. B. auch eine vernetzte Gesundheitswelt nicht zu schaffen sei. Auch die Pandemie habe die Defizite offengelegt. Der VKD fordert hier eine Digitalisierungsstrategie mit definierten Schritten und den dafür zur Verfügung zu stellenden Mitteln – die sich u.a. auch aus dem ermittelten Status Quo der Digitalisierung für jedes Haus ergeben. Internationale Vergleiche zeigten, dass eine durchgängige Digitalisierung des Gesundheitssystems ohne ein nachhaltiges Engagement des Staates nicht gelinge.
Das Finanzierungssystem wird aus Sicht des VKD den Leistungen vieler Krankenhäuser nicht mehr gerecht. Deshalb fordert auch der VKD einen Neustart des DRG-Systems, der z. B. auch eine Strukturkomponente beinhaltet und damit eine Absicherung der Vorhaltekosten aller bedarfsnotwendigen Häuser. Gleichzeitig müsse dabei die notwendige Ambulantisierung berücksichtigt werden. Für das Dilemma der Jahr für Jahr deutlich zu niedrigen Investitionsmittel müssten Bund und Länder endlich gemeinsam eine Lösung finden, die tragfähig und verlässlich sei. Auch hier könne es kein Weiter so geben. Dem im Gesetz selbst gesetzten Anspruch werde man schon seit Jahrzehnten nicht gerecht.
Ein deutlicher Abbau der stetig anwachsenden Bürokratie, der nicht nur Ärzte und Pflegende entlastet, sondern auch für Flexibilität in der Führung von Krankenhäusern sorgt, die der Situation in den Regionen entspricht, müsse endlich in Angriff genommen werden. Letzte vermeintliche Innovation sei das Pflegebudget mit einem erneut massiven Bürokratieschub.
Der erste Tag der Jahreskonferenz ist vor allem den aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen gewidmet. Diskutiert wird nicht nur mit Jens Spahn, sondern auch mit den Gesundheitspolitikern Petra Köpping, Staatsministerin des Freistaats Sachsen, Erwin Rüddel (CDU/CSU), Maria Klein-Schmeink (Bündnis90/Die Grünen). Mit dabei aber auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß, Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsmitglied beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen und PD Dr. Michael Weber, Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte.
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