Sportlich Aktive erkranken generell seltener an Atemwegsinfektionen wie mit Coronaviren (SARSCoV2) und scheinen dank ihrer größeren Fitness bezüglich Lungenfunktion und Herzleistung auch gegenüber schweren Verläufen von Covid-19 besser gewappnet zu sein. Demgegenüber müssen Menschen, die sich weniger als 10 Minuten pro Woche sportlich betätigen, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 wegen schwerer Krankheitsverläufe um das Dreifache häufiger im Krankenhaus oder auf der Intensivstation behandelt werden und erleiden bis zu sechs Mal häufiger ein tödliches Ende als sportlich Aktive, die mehr als 150 Minuten pro Woche Sportarten wie Joggen oder Radfahren mit mittlerer bis hoher Intensität treiben. Das berichten Forscher aus Kalifornien in einer aktuellen Studie, auf die Experten der Deutschen Lungenstiftung hinweisen. Auch bei einem mittleren Fitnesslevel (mit 11 bis 149 Minuten Sport pro Woche) werden weniger schwere Verläufe sowie seltenere Krankenhausbehandlungen und Todesfälle beobachtet. Die Forscher betonen, dass Bewegungsmangel bisher nur vereinzelt in den Krankenakten vermerkt und damit womöglich als eigenständiger Risikofaktor übersehen wurde, dem eine ähnliche Bedeutung wie den bereits bekannten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von Covid-19 – wie Rauchen, Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs – zukommen könnte.

Sport steigert die Immunabwehr und wirkt entzündungshemmend
„Anhand einer Beobachtungsstudie lässt sich eine Kausalität zwar nicht beweisen. Auch ist denkbar, dass ein leichterer Krankheitsverlauf von Covid-19 auf einen grundsätzlich besseren Gesundheitszustand der Patienten – unabhängig von ihrer körperlichen Aktivität – zurückzuführen ist“, kommentiert Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach die Studienergebnisse. „Andererseits ist bekannt, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Immunfunktion verbessert. Denn beim Sport wird das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet, in Folge dessen auch die Anzahl der Immunzellen im Blut steigt. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt außerdem entzündungshemmend. Deshalb dürften Menschen, die regelmäßig körperlich aktiv sind, bei Virusinfektionen seltener schwer erkranken. Frühere Studien haben zudem gezeigt, dass regelmäßiger Sport die Gesundheit des gesamten Herz-Kreislauf-Systems fördert, was den Patienten im Krankheitsfall natürlich zugutekommt und sie gleichzeitig davor schützt, an Diabetes oder Adipositas zu erkranken, die ja einen bedeutenden Risikofaktor für Covid-19 darstellen.”

Moderat mit dem Training beginnen und die Intensität langsam steigern
Sportliche Aktivitäten wirken sich also in vielfacher Hinsicht – z. B. auch psychisch – positiv auf den Organismus aus und können insofern durchaus auch vor einem schweren Verlauf von Covid-19 schützen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen bis 64 Jahren pro Woche 75 Minuten intensive Bewegung (Joggen, schnelles Radfahren) oder 150 Minuten moderate Bewegung (zügiges Spazierengehen, kurze Fahrrad-Touren). „Wer noch nicht sportlich aktiv war und jetzt mit dem Training beginnen möchte, sollte mit kurzen und von der Belastung her moderaten Einheiten anfangen und deren Intensität dann langsam steigern. Besonders geeignete Sportarten sind Nordic Walking, Wandern, Schwimmen und Radfahren. Ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankung sollten außerdem vor Beginn des Trainings Rücksprache mit ihrem Hausarzt halten“, rät Prof. Gillissen.

Genetische Variabilität kann ungewöhnliche Krankheitsverläufe erklären
Warum dennoch mitunter auch junge und gesundheitlich fitte Menschen schwer an Covid-19 erkranken, kann sowohl an äußeren Faktoren – wie z.B. der jeweiligen Virenlast – liegen, also aufgrund einer besonders großen Menge an eingeatmeten Viren verursacht sein. Oder auch durch die individuelle Konstitution bedingt sein infolge genetischer Unterschiede, die insbesondere auch das angeborene Immunsystem bestimmen und damit die Schlagkraft des gesamten Abwehrsystems. „Ausschlaggebend bei der Abwehr von SARS-CoV-2 sind z. B. die Interferone, da diese vielerlei Immunprozesse ankurbeln. Bei Personen, deren Interferon-Antwort genetisch bedingt schwach ausfällt, können die Vermehrung der Viren und die darauffolgenden, bedrohlichen Entzündungsreaktionen offenbar nicht rechtzeitig und effektiv verhindert werden“, erläutert Prof. Gillissen unter Berufung auf die aktuellen Untersuchungsergebnisse von Immunologen und Immunforschern in der Fachzeitschrift Cell.

Quellen:
• British Journal of Sports Medicine, Online-Veröffentlichung am 13.4.2021
• Mayo Clinic Proceedings, Online-Veröffentlichung am 10.10.2020
• Cell, Online-Veröffentlichung am 1.4.2021

Ausführliche Informationen über die Vorbeugung einer Infektion mit SARS-CoV-2 und das Krankheitsbild COVID-19 sowie weitere Lungenerkrankungen finden Interessierte und Betroffene im Internet unter:
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