„Die Handwerkskonjunktur hat sich im Winter 2020/21 zwar abgekühlt, insgesamt bleibt das Handwerk aber ein relativ konstanter Wirtschaftszweig. Besonders in diesen Zeiten zeigt sich das Handwerk im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen wie dem Einzelhandel oder der Gastronomie äußerst krisenstabil, primär getragen von den Bau- und Ausbau-Gewerken“ fasst Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, das Ergebnis der Konjunkturumfrage zusammen.
Rund 41 Prozent der Handwerksbetriebe verzeichnen Umsatzrückgänge. Das bedeutet ein Minus von 17 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage aus dem Herbst 2020. Dieser Rückgang geht vor allem auf die corona-bedingten temporären Betriebsschließungen im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen (Friseure, Kosmetiker) und im KFZ-Gewerbe (Verkauf) zurück. Die Bau- und Ausbaugewerke haben nach wie vor eine hohe Auftragsreichweite und stabilisieren so kurz- und mittelfristig die Geschäftslage. Einigermaßen konstant verhalten sich sowohl die Lebensmittel- als auch die Gesundheitsgewerke, die Einschätzungen sind leicht rückläufig.
Die Zukunftserwartungen der Handwerksbetriebe hinsichtlich der allgemeinen Geschäftslage sind trotzdem von Zuversicht geprägt. 85 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer gleichbleibenden oder positiven Geschäftsentwicklung. Positiv schätzen sie auch die künftige Umsatzentwicklung ein, insbesondere aufgrund der weiter steigenden Preise, primär in den Bau- und Ausbaugewerken. Hier könnte die aktuell verstärkt auftretende Knappheit an Ressourcen und Baumaterialien einen wichtigen Faktor darstellen, der Preise und Umsätze beeinflusst. Im Kfz-Handwerk rechnet dagegen ein Drittel aller Betriebe mit weiterhin fallenden Umsätzen.
Die Investitionsbereitschaft ist rückläufig, viele Betriebe warten zunächst ab und sichern dadurch ihre Liquidität. Die Beschäftigungssituation wird dagegen positiv eingeschätzt. 94 Prozent der Betriebe gehen von einem gleichbleibenden oder wachsenden Personalbestand aus.
Geschäftsklima-Index
Der Geschäftsklimaindex ist seit Herbst 2020 gesunken, liegt allerdings noch leicht positiv bei 102. Im Trend erkennt man eine starke Abschwächung der positiven Erwartungen seit Eintritt der Corona-Pandemie. Trotzdem sieht das Handwerk im Land Bremen die Entwicklungen noch immer positiv.
70,4 % (Herbst 2020: 77 %) der teilnehmenden Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage grundsätzlich zufrieden. 22,3 % rechnen für das kommende halbe Jahr mit einer Verbesserung der Geschäftslage (Herbst 2020: 16 %) und 15,2 % der befragten Betriebe rechnen zukünftig mit einer rückläufigen Geschäftsentwicklung.
Umsatzentwicklung
Die Einschätzung der aktuellen Umsatzentwicklung ist im Vergleich zum Herbst 2020 leicht rückläufig. Nur noch 12,4 % der Betriebe melden eine Umsatzsteigerung für die aktuelle Periode (Herbst 2020: 15 %) und knapp 47 % stabile Umsätze. Die Negativmeldungen sind im Vergleich zur letzten Umfrage im Herbst 2020 von 24 % auf 40,7 % stark angestiegen. Insbesondere im KFZ-Handwerk für den Handelsanteil und im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen sind die Umsätze stark rückläufig.
Ähnlich ausgeprägt wie bisher sind die Zukunftserwartungen. Zwanzig Prozent der befragten Betriebe (Herbst 2020: 18 %) erwarten steigende Umsätze und 65,5 % rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen. Mit sinkenden Umsätzen rechnen für das nächste halbe Jahr dagegen etwa 14,2 % (Herbst 2020: 20 %).
Beschäftigung
Das Handwerk im Land Bremen zeigt sich bei den Beschäftigtenzahlen sehr konstant. So melden 15 % der Betriebe einen Zuwachs an Beschäftigten, gute zwei Drittel aller Betriebe haben genauso viele Beschäftigte wie im Herbst letzten Jahres und 15,9 % mussten im vergangenen Halbjahr ihren Personalbestand reduzieren. Die Entwicklung bei Auf- und Abbau von Beschäftigten hebt sich in etwa auf, die Gesamtzahl der Beschäftigten im Handwerk im Land Bremen bleibt nahezu unverändert.
Für die Zukunft gehen rund 94 % der befragten Betriebe von einer unveränderten (82,1 %) oder zunehmenden (11,6 %) Beschäftigung aus. Hier erkennt man ein leichtes Beschäftigungswachstum im Bremer und Bremerhavener Handwerk, nur 6,3 % gehen von einem Personalabbau aus. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre. Hieran erkennt man auch den immer weiter zu Buche schlagenden Fachkräftemangel. Die Nachwuchsgewinnung wird durch die wechselhaften Situationen in den allgemeinbildenden Schulen erschwert.
Auftragsentwicklung
Die Auftragsentwicklung war insgesamt sehr uneinheitlich. So ist insgesamt die Entwicklung der Aufträge bei 23,4 % der Betriebe gestiegen und bei 44,1 % trotz der Krise stabil. Das entspricht einem Rückgang von zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Negativmeldungen sind im Vergleich zur Umfrage von Herbst 2020 deutlich angestiegen und liegen aktuell bei 32,4 %.
Die Zukunftserwartungen zur Auftragslage sind nahezu identisch zum vorherigen Berichtszeitraum. 16,4 % (Herbst 2020: 17 %) der befragten Betriebe erwarten auch im Sommer 2021 Steigerungen, 17,3 % (zuvor 19 %) rechnen mit Auftragsrückgängen. Zwei Drittel aller Betriebe sehen die Auftragslage als unverändert an.
Preise
Die Preisentwicklung ist im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum insgesamt rückläufig, hier weisen die einzelnen Gewerkegruppen allerdings sehr uneinheitliche Tendenzen auf. Trotz der hohen Auslastung melden insgesamt mehr Betriebe sinkende (17,7 %) als steigende (12,4 %) Preise. 70 % der Betriebe berichten aktuell von stabilen Preisen. Betrachtet man die einzelnen Gewerke, so fällt auf, dass die Bauhaupt- und Ausbau-Gewerke im abgelaufenen Zeitraum Preissteigerungen melden (22,2% bzw. 15,9%), während insbesondere die KFZ-Betriebe (77,8%) und die personenbezogenen Dienstleistungen (25%) einen deutlichen Preisrückgang melden.
Für das kommende Halbjahr erwarten nur noch 8% (Herbst 2020: 11%) steigende Preise, 79,5% der Betriebe schätzen, dass das Preisniveau unverändert bleibt und 12,5% (Vorjahr: 11 %) gehen von einem rückläufigen Niveau aus.
Investitionen
Die Investitionsbereitschaft ist im Verhältnis zum Vorjahr deutlich verhaltener und bleibt mit 19,5% nochmal unter dem Wert der letzten Konjunkturumfrage. 54% der Betriebe haben ihre Investitionstätigkeiten nicht verändert, dagegen haben 26,6% der Betriebe ihre Investitionen zurückgefahren (vorher: 20%).
Zukünftig planen die Betriebe in geringerem Maße zu investieren. Betriebe werden immer vorsichtiger, lediglich 9,8% wollen ihre Investitionen erhöhen. Mehr als 24,1% wollen dagegen ihre Investitionen reduzieren. Sie sehen die Krise nicht als Chance, sondern als bedrohliches Risiko.
Betriebsauslastung
Die Kapazitätsauslastung ist im Vergleich zum Herbst 2020 deutlich gesunken. So haben im vergangenen Herbst 78% aller Betriebe eine Auslastung von über 70% angegeben. Diese Auslastung liegt aktuell nur noch bei 63,6%, zurückzuführen auf die Pandemie.
Die durchschnittliche Auftragsreichweite über alle Gewerkegruppen ist im Vergleich zum Herbst 2020 von elf auf 12,6 Wochen gestiegen. Insbesondere die Gewerkgruppen Bau, Ausbau und Handwerke des gewerblichen Bedarfs haben noch eine längere durchschnittliche Auslastung, während die stark von Corona getroffenen Gewerke wie personenbezogene Dienstleistungen und KFZ eine deutliche kürzere Auslastung melden, teilweise nur für eine Woche im Voraus. Das zeigt, dass die Schere zwischen den gut und den nicht so gut ausgelasteten Betrieben größer wird.
Details für die Gewerkegruppen
Bau (Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Gerüstbauer)
Die Geschäftslage im Bauhandwerk ist immer noch sehr gut. 22,2 % der befragten Betriebe beurteilen die Geschäftslage als positiv und 72,2 % als gleichbleibend. Lediglich 5,6 % haben verringerte Geschäftstätigkeiten im abgelaufen Quartal zu verzeichnen. Knapp 39% der Betriebe haben im abgelaufenen Berichtszeitraum rückläufige Umsätze zu verzeichnen, hier spielen längere Lieferzeiten von Materialien, steigende Preise und der stärkere Winter im Vergleich zu den vorherigen Winterumfragen eine Rolle.
Im Ausblick auf die Geschäftslage im Sommer sehen die Betriebe keine Änderungen, die o.g. Einschätzung zum abgelaufenen Berichtszeitraum ist identisch mit dem Ausblick auf den kommenden Zeitraum. Das Bauhandwerk ist nach wie vor krisenstabil. Auch der Umsatz wird sich, so schätzt es die Mehrzahl der Betriebe, wieder verbessern.
Ausbau (Maler und Lackierer, Installateur- und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Tischler, Raumausstatter, Glaser, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Stuckateure)
Die Ausbaugewerke vermelden eine konstant gute Geschäftslage auf hohem Niveau, 84,8 % sind mit der Geschäftslage zufrieden (Herbst 2020: 88 %). Auch zukünftig sehen mehr als ein Drittel der Betriebe eine positive Entwicklung der Geschäftslage. Auch die Beschäftigungsquote bleibt sehr gut. Aktuell geben 93,2 % an, unveränderte oder steigende Mitarbeiterzahlen zu haben (Herbst 2020: 87 %). Die Preisentwicklung im Ausbau bleibt ebenfalls unverändert hoch, 93,2% (Herbst 2020: 92 %) der Betriebe konnten unveränderte oder höhere Verkaufspreise durchsetzen. Die Umsatzentwicklung sehen die meisten Betriebe positiv, auch die Auslastung bleibt konstant auf hohem Niveau. Die Investitionsquote ist im Vergleich zum letzten Herbst minimal gestiegen.
KFZ
Die KFZ-Gewerke sind die großen Verlierer im abgelaufenen Berichtszeitraum.
89 % der befragten Betriebe verzeichnen eine negative Geschäftsentwicklung, die auch genauso für den Sommer erwartet wird. Die Mitarbeiterzahlen im KFZ-Bereich sind ebenfalls rückläufig, 44,4 % der Betriebe berichten von einem personellen Aderlass. Eine Stabilisierung ist hier nicht in Sicht, für den Sommer gibt kein Befragter an, eine Besserung zu erwarten. Die Verkaufspreise und auch die Umsätze sind im abgelaufenen Zeitraum gleichermaßen stark eingebrochen. 78% der Betriebe geben an, in beiden Kategorien Verluste gemacht zu haben.
Gewerke für den gewerblichen Bedarf (u.a. Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Gebäudereiniger)
Die Geschäftslage der Gewerke für den gewerblichen Bedarf hat sich recht konstant entwickelt, so sind 85,8% mit der aktuellen Lage zufrieden (Herbst 2020: 88 %). Die Auftragslage der Betriebe ist auf konstant hohem Niveau, auch die Prognosen lassen hier keinen Einbruch erwarten. Zukünftig rechnen sogar knapp 43% mit einer verbesserten Geschäftslage und auch die Umsätze werden bei fast 29% der Betriebe als steigend eingeschätzt.
Lebensmittelhandwerke (Bäcker, Konditoren, Fleischer)
67% der befragten Betriebe bewerten die Geschäftslage als zufriedenstellend (Herbst 2020: 50 %), exakt ein Drittel der Befragten rechnet allerdings mit einer rückläufigen Geschäftsentwicklung im Sommer. Alle befragten Betriebe geben an, zukünftig kein Personal abzubauen, es rechnet sogar jeder sechste Betrieb mit einem Zuwachs an Mitarbeitern. Die Auftragslage im Lebensmittelhandwerk wird sich nicht signifikant ändern.
Gesundheitshandwerke (Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker, Orthopädietechniker, Orthopädieschuhmacher)
Der bisherige Abwärtstrend im Gesundheitshandwerk hält an. 40 % der Betriebe melden eine schlechtere Geschäftslage gegenüber dem Herbst 2020, kein Befragter meldet einen Anstieg.
Die Entwicklung der Umsätze und Verkaufspreise spiegelt die rückläufige konjunkturelle Entwicklung ebenfalls wider. So rechnen 90% der Betriebe mit gleichbleibenden oder schlechteren Umsätzen, auch die Einschätzung der Verkaufspreise verhält sich ähnlich. Die Personalsituation im Gesundheitshandwerk wird konstant eingeschätzt.
Personenbezogene Dienstleistungen (u.a. Friseure, Kosmetiker, Fotografen)
Noch stärker als das KFZ-Handwerk leiden die personenbezogenen Dienstleistungen unter der aktuellen wirtschaftlichen Situation, viele Gewerke wie Kosmetiker und Friseure hatten über einen längeren Zeitraum corona-bedingt geschlossen. Daher wundert es nicht, dass die Geschäftslage rückläufig ist, aufgrund der nicht absehbaren Entwicklungen im Kampf gegen das Virus erwarten auch nur einige Betriebe eine Besserung (27,3 %) im Sommer. Parallel sind auch die Umsatz-und Preisentwicklungen verlaufen, zumindest deutet sich hier eine Besserung an, ein Drittel aller Betriebe rechnet mit steigenden Umsätzen. Auch die Entwicklung im Bereich der Beschäftigten ist stark rückläufig, so vermelden fast 42 % aller teilnehmenden Betriebe einen Personalabbau, der sich im kommenden Zeitraum mit rund 36% abschwächt, aber nach wie vor drohen vermehrt Kündigungen.
Weitere Informationen
Die vollständige Auswertung der Konjunkturumfrage finden Sie im Internetauftritt der Handwerkskammer Bremen (www.hwk-bremen.de) im Bereich „Wir über uns“ – „Konjunkturentwicklung“.
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