Weltweit wurden insgesamt 35 Branchen aus 20 Ländern aufwärtsrevidiert. Vom Aufwärtstrend ist auch Deutschland betroffen, wo die Einschätzungen für die Pharma- (von mittleres auf niedriges Risiko), die Papier- (von hohes auf mittleres Risiko) und die Metall-Branche (von sehr hohes auf hohes Risiko) angehoben wurden.
Weniger Arztbesuche aufgeschoben, mehr Bedarf an Kartonagen
Der Ausblick für die Pharmaindustrie hat sich aufgehellt, weil die Pharma-Rohstoffknappheit großteils abgenommen hat und weil im aktuellen Lockdown Arztbesuche seltener aufgeschoben werden. Dadurch hat sich die Medikamentennachfrage normalisiert. „Deutschland profitiert zudem vom starken Fokus auf Forschung und Entwicklung. Gerade im Bereich der Behandlung von COVID-19 wird aktuell viel investiert“, erklärte Volkswirtin Christiane von Berg beim 14. Kongress Länderrisiken von Coface, der dieses Jahr erstmals per Livestream aus Mainz übertragen wurde.
Der Papiersektor wird zum einen beflügelt von der hohen Nachfrage nach medizinischen Produkten wie Masken, zum anderen von der Verpackungsindustrie und deren Nachfrage nach Kartonagen, die im E-Commerce genutzt werden. Ein Manko bleibt allerdings die weiterhin sinkende Nachfrage nach hochwertigen Papieren, da immer weniger Druckerzeugnisse wie Magazine oder Zeitungen gelesen werden.
„Die Metall-Branche profitiert vor allem von der Belebung des Maschinenbaus und des globalen Automobilmarktes, bleibt aber auch auf der neuen Risikostufe eines unserer Sorgenkinder“, sagt Christiane von Berg. Gerade die Rohstoffknappheit, beispielsweise von Aluminium, bremst derzeit die Produktion stellenweise aus. Die Risikoeinschätzung von Coface spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen in einer Branche in den nächsten sechs Monaten wider.
Deutschland bleibt bei A3
Die Länderrisikoeinschätzung für Deutschland bleibt zum Ende des ersten Quartals 2021 bei A3. „In gewisser Weise ist das ärgerlich. Der Fokus der deutschen Wirtschaft auf das Verarbeitende Gewerbe ist derzeit eine sehr gute Ausgangsposition für eine deutliche Belebung und damit einhergehend auch für eine Aufwärtsrevision der Länderrisikoeinschätzung. Der große Knackpunkt bleibt aber die Impfkampagne. Lange Zeit stagnierte die Zahl der täglichen Impfungen. Hinzu kamen das Hin und Her über den Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca sowie die Lieferengpässe des Unternehmens“, sagt Christiane von Berg. In Kombination mit der Ausbreitung hochansteckender COVID-19-Mutationen und immer weiteren Lockdown-Verlängerungen ist eine Anhebung der Risikoeinschätzung zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich gewesen. Deutschland hält die Note A3 seit dem Ausbruch der globalen Corona-Pandemie. Es ist die bisher schlechteste Note, die Deutschland in den vergangenen 20 Jahren zugewiesen bekam.
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