Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat Bund und Länder aufgefordert, die Universitäten beim Aufbau von Corona-Testkapazitäten stärker zu unterstützen. "Die allmähliche Öffnung der Hochschulen hängt vom raschen Fortgang der Impfungen, aber auch von umfassenden Testungen ab. Um spätestens ab dem Wintersemester wieder verstärkt Präsenzveranstaltungen anbieten zu können, müssen die Weichen heute gestellt werden", erläuterte DHV-Präsident Professor Dr. Bernhard Kempen. Laut Berechnungen der Hochschulrektorenkonferenz könnten sich die monatlichen Kosten für regelmäßige Testungen pro Hochschule im bis zu sechsstelligen Bereich bewegen. "Durch die Bereitstellung von Mitteln kann die Politik unter Beweis stellen, dass die Öffnung der Hochschulen als systemrelevant anerkannt wird", so Kempen weiter.

Noch fehlten umfassende Teststrategien, vor allem für Studierende. Kempen verwies auf eine Umfrage des Nachrichtenportals "Watson", an der sich bis auf Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein alle Bundesländer beteiligt haben. Demnach verfügten bislang nur Hochschulen in Bayern, Brandenburg und im Saarland über Teststrategien für Studierende. Länder wie Berlin, Bremen, Hamburg und Baden-Württemberg arbeiteten zwar daran, die Testmöglichkeiten der Hochschulen auszubauen. Die Mehrzahl der Bundesländer testeten gleichwohl nur Hochschulangestellte und verwiesen Studierende an die öffentlich zugänglichen Corona-Testzentren.

"Die Belange der Lehrenden und Lernenden sind bei der bisherigen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie sträflich vernachlässigt worden", fügte Kempen hinzu. Es sei zwar sehr zu begrüßen, dass die Bundesregierung dem Petitum des Verbandes gefolgt sei und die Gruppe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Blick auf ihre Lehr- und Betreuungsaufgaben in der Coronavirus-Impfverordnung des Bundes vom 29. April 2021 mit der Gruppe der Lehrerinnen und Lehrer gleichgestellt habe. Beide zählten nunmehr zum Personenkreis mit erhöhter Impfpriorität. Aber das sei nur der Anfang einer Öffnungsperspektive. Um die Geschwindigkeit der Impfkampagne als zentralem Ausweg aus dem Flächenlockdown zu erhöhen, müssten rasch insbesondere auch die Betriebsärztinnen und -ärzte an Hochschulen in die Impfkampagne eingebunden werden. Sobald das System der Impfpriorisierungen falle, könne auch mit Hilfe von Impfmobilen und Impfstraßen die Immunisierung der Studierenden auf dem Campus dann substantiell
beschleunigt werden.

"Die Hochschulen haben mit Beginn der Pandemie rasch und erfolgreich einen Großteil ihrer Lehrangebote in digitale Formate überführt. Von diesem Digitalisierungsschub wollen sie auch weiterhin profitieren. Universitäre Lehre und der Prozess des Lernen und Verstehens sind aber ein zutiefst humaner Vorgang, der auf persönliche Begegnung und Interaktion angewiesen ist und auch bleiben wird", betonte Kempen abschließend. "Entscheidend ist nun, dass die Politik mit ihrer Zusage, Bildung und Forschung höchste Priorität einzuräumen, Ernst macht."

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