Moore, Flussauen, Wälder und Grünland: Intakte Ökosysteme bieten Lebensräume für viele Arten, können langfristig Kohlenstoff binden und Extremwetter-Ereignisse wie Dürren oder Hochwasser abmildern. Auf mehr als 20 Prozent Bundesfläche – verteilt in ganz Deutschland – ist eine Aufwertung besonders sinnvoll, über die Hälfte davon sind Wälder. Das hat eine Studie im Auftrag des NABU ergeben.

Eine grundsätzlich gute Eignung für Renaturierungsmaßnahmen besteht demnach auf rund 9.300 km² Moorböden (2,6 Prozent der Bundesfläche), rund 3.700 km² in Auen größerer Flüsse (1 Prozent) sowie auf rund 39.800 km² Waldfläche (11,1 Prozent) und rund 24.600 km² Grünlandfläche (6,9 Prozent).

Ein enormer Hebel, um Klimakrise und Artensterben gemeinsam zu adressieren, stellt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger fest: „Die neue Bundesregierung sollte die Wiederherstellung der Natur zur Priorität machen – nicht nur wegen der angekündigten verbindlichen EU-Renaturierungsziele. Es gilt jetzt zügig einen Renaturierungsplan zu entwickeln, ihn ab dem nächsten Jahr mit ausreichender Finanzierung zu hinterlegen und umzusetzen. Mindestens 15 Prozent der Landes- und Meeresfläche müssen für Renaturierungsprojekte vorgesehen werden. Mit der Studie liegt nun auch ein erster Vorschlag für eine mögliche Auswahl von besonders geeigneten Flächen auf dem Tisch. Die Renaturierungsmaßnahmen an sich sind bekannt. Notwendig ist vor allem der Wille der Politik und Behörden.“

Aus Biodiversitätssicht kommt auch der Wiederherstellung von artenreichem Grünland eine herausragende Rolle zu. Bei Mooren und Flussauen lässt sich schon auf relativ kleinen Flächen viel für Biodiversität und Klima bewirken. Über die Studie und ihre Ergebnisse diskutieren NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger und Abgeordnete verschiedener im Bundestag vertretener Parteien im NABU-Online-Talk „Ökosysteme wiederherstellen: Wo und wie kann dies in Deutschland gelingen?“

„Sowohl die künftigen EU-Renaturierungsziele als auch die vom Bundesverfassungsgerichts eingeforderten höheren Klimaschutzziele nehmen Bund und Länder in die Pflicht, sich zeitnah mit dem Thema zu befassen “, so Magdalene Trapp, NABU-Biodiversitätsexpertin. „Die in unserer Studie identifizierten Potenzialräume können als Entscheidungshilfe zur Flächenauswahl genutzt und weiter konkretisiert werden. Zwingend erforderlich ist es für die Umsetzung, dass neben ausreichendem Budget auch das notwendige Personal in der Verwaltung zur Verfügung steht. Außerdem ist es wichtig, dass die wiederhergestellten Lebensräume dauerhaft erhalten und die Fortschritte über ein begleitendes Monitoring erfasst werden.“

Der NABU empfiehlt, in einem nächsten Schritt zu analysieren, wie viele der besonders geeigneten Flächen bereits in staatlicher Hand liegen. Hier könnte vergleichsweise schnell mit der Umsetzung von Maßnahmen begonnen werden.

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