Eine Änderung der Impfempfehlung für Schwangere bietet eine neue Grundlage für die Covid-19-Impfungen von werdenden Müttern: Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht sich – anders als bisher – nun dafür aus, dass Schwangere ab dem 2. Trimenon mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden können. Dies soll vor allem für Risikoschwangerschaften gelten. Prof. Walter Klockenbusch, einer der beiden Leiter der UKM Geburtshilfe und Pränatalmedizin, geht in seiner Empfehlung sogar noch weiter: Er würde die Impfung Schwangeren generell empfehlen, sofern dem nach der Anamnese individuell nichts entgegensteht.

Die aktuelle Datenlage spricht eine deutliche Sprache: Laut dem CRONOS-Register der Deutschen Gesellschaft für Perinatalmedizin (DGPM) wurden deutschlandweit bis zum heutigen Tag über 2.136 SARS-CoV-2-Infektionen bei Schwangeren registriert. Von den infizierten Müttern mussten 86 auf Intensivstationen behandelt werden – leider verstarben davon auch einige Schwererkrankte. Schwangere zeigen – auch mit Blick auf internationale Studien – generell deutlich häufiger schwere Krankheitsverläufe im Vergleich zu Nicht-Schwangeren.

„Ich kann aus eigener Anschauung sagen, dass Covid-19 bei werdenden Müttern einen sehr schweren, sogar tödlichen Verlauf nehmen kann“, sagt Prof. Walter Klockenbusch. „Die Gefahr, dass diese Frauen intensivmedizinisch betreut werden müssen, ist um ein Sechsfaches erhöht. Das Risiko, dass sie beatmet werden müssen, sogar 23 Mal größer als bei Nicht-Schwangeren. Die genauen Ursachen dafür kennen wir nicht. Ursächliche Faktoren sind aber unter anderem wahrscheinlich eine verminderte Elastizität der Brustwand und der Zwerchfellhochstand in der Schwangerschaft.“

Zweifellos sind Schwangere besonders gefährdet und sollten daher bevorzugt geimpft werden. Für den Fall, dass der Frauenarzt die Impfung nicht selbst vornimmt, könnten Betroffene ein Impfempfehlungsschreiben ihres Gynäkologen zur Vorlage beim Hausarzt oder im Impfzentrum bekommen. Grundsätzlich sollte ein mRNA-Impfstoff eingesetzt werden. Studien belegen, dass mRNA-Impfstoffe hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen bei Schwangeren keine Unterschiede im Vergleich zu Nicht-Schwangeren zeigen und auch nicht mit erhöhten Schwangerschaftskomplikationen verbunden sind.

Mehrere Fachgesellschaften haben sich in einem Schreiben für eine großzügige Auslegung der STIKO-Impfempfehlung ausgesprochen. „Die Nutzen-Risiko-Abwägung legt nahe, dass eine Impfung Vorteile für Mutter und Kind hat“, so Klockenbusch. „Die Studienlage zeigt, dass bei der Geburt auch die Kinder einen immunologischen Nestschutz gegen das Virus mitbringen. Auch beim Stillen werden die Antikörper gegen Covid-19 weitergegeben, sofern die Mütter geimpft sind.“ Dies sei zwar bei zuvor genesenen Müttern auch der Fall, so der Leiter der UKM-Geburtshilfe. „Allerdings umgeht die Schwangere bei Impfung eben die Gefahr eines schweren Verlaufs.“

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