Deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber in Dortmund, viel mehr gemeldete Jugendliche als Stellen im Bezirk Hamm. Schon innerhalb der Region sind die Voraussetzungen sehr unterschiedlich, was auf den Vorjahresvergleich genauso zutrifft: In Dortmund gingen sowohl Angebot als auch Nachfrage zurück, in Hamm und Kreis Unna stiegen beide an. Gemeinsam ist in allen Regionen jedoch die Unausgewogenheit des Marktes, der fehlende Ausgleich und – das ist neu – die enorme Verzögerung der Findungsprozesse. Viele Jugendliche sind noch unentschlossen, zögern ihre Entscheidung weiter hinaus. Auch Betriebe haben sich häufig noch nicht entschieden. Die Zahl der aktuell unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen in der Region Dortmund-Hamm liegt bei 3.442. Gleichzeitig sind zum jetzigen Zeitpunkt noch 3.077 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt. Weitere 988 haben sich schon eine Alternative gesucht, sind aber nach wie vor an Ausbildung interessiert.
Die Veränderung der Rahmenbedingungen durch die Pandemie schildert Sebastian Unkhoff, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Dortmund: „Die Corona Pandemie hatte zu einem zwischenzeitlichen Stillstand auf dem Ausbildungsmarkt geführt. Die Jugendlichen waren kaum zu erreichen, die üblichen Wege waren versperrt. Berufsorientierungsprozesse sind weitestgehend zum Erliegen gekommen. Orientierungsmessen und -veranstaltungen haben nicht stattgefunden, Schülerinnen und Schüler konnten keine Praktika in den Betrieben absolvieren, Infotage und Tage der offenen Tür sind ausgefallen. Im Ergebnis spüren wir bei den jungen Menschen eine allgemeine Verunsicherung und Zurückhaltung. Entscheidungen werden häufig vertagt. Allerdings gilt es gerade jetzt, nicht länger abzuwarten und den Übergang in das Berufsleben aktiv in die Hand zu nehmen. Wir appellieren daher an die Jugendlichen, sich jetzt zu kümmern und dann auch zu entscheiden. Damit alle jungen Erwachsenen ihre Chance für einen guten Start in die berufliche Welt erhalten, bieten unsere Berufsberaterrinnen und Berater individuelle Unterstützung per Telefon, Videochat oder via Email an.“
Im Krisenjahr 2020 hatte sich die Pandemie bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen deutlich bemerkbar gemacht. In der Gesamtregion waren es knapp 7.000, 1.100 oder 13,6 Prozent weniger als noch 2019. Am stärksten waren erwartungsgemäß Berufe im Verkauf und in der Gastronomie betroffen. Dazu Michael Ifland, Geschäftsführer Berufliche Bildung der IHK zu Dortmund: „Leider hat sich die Pandemie im letzten Jahr stark auf das Berufswahlverhalten und die Möglichkeit, Ausbildungsverträge abzuschließen, ausgewirkt. Auch die Signale in diesem Jahr deuten nicht darauf hin, dass wir kurzfristig das Minus an neu eingetragenen Verträgen wieder ausgleichen. Aber gerade die jetzige Entwicklung der Pandemiesituation stimmt uns positiv, dass wir mit gemeinsamen Kräften noch möglichst viele Bewerber und offene Stellen zusammenbringen und zu einem Vertragsabschluss führen können. Denn eines ist klar, jeder nicht abgeschlossene Ausbildungsvertrag ist eine fehlende Fachkraft für den Aufschwung nach der Pandemie.“
Für das Handwerk ordnet Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Dortmund, die Entwicklung ein: „Bereits vor der Corona-Pandemie hatten gab es im Handwerk Probleme, freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Doch im Zuge der Lockdowns hat sich die Lage verschärft. Das muss sich jetzt, wo wir hoffentlich schrittweise in die Normalität zurückkehren können, erst einmal wieder entspannen. Wir sind da ganz zuversichtlich, denn die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in unserem Kammerbezirk ist ungebrochen groß, wie eine Sonderumfrage zur Ausbildungssituation jüngst gezeigt hat, und es gibt erste Positivtrends bei den Abschlüssen neuer Lehrverträge. Händeringend gesucht werden etwa Fachkräfte im Bau- und Ausbauhandwerk, aber auch in anderen Bereichen ist guter Nachwuchs stark nachgefragt. Ein idealer Startpunkt fürs Matching ist natürlich ein Praktikum. Wir können junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchen, nur darin bestärken, auf die Betriebe zuzugehen und den direkten Kontakt zu knüpfen. Wir von der HWK Dortmund haben ergänzend zahlreiche Beratungs- und Vermittlungsangebote für Bewerber und Unternehmen – es lohnt sich, diese in Anspruch zu nehmen!“
Thomas Keyen, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamm, appelliert an Jugendliche wie auch an die Betriebe, gerade in der aktuellen Situation Mut zur Ausbildung zu haben: „Der Fachkräftebedarf ist weiterhin da, und er wird nach der Krise wieder voll durchschlagen. Qualifizierte Arbeitnehmer werden immer gebraucht. Jeder Jugendliche, der Hilfe benötigt und keine Ausbildungsstelle antreten kann, wird im Rahmen der strategischen Unterstützungsangebote gefördert. Wir helfen mit Prämien aus dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ auch von der Krise betroffene Unternehmen, die trotzdem oder sogar zusätzlich ausbilden. Jetzt dürfen Jugendliche und Betriebe nicht nachlassen! Und mit der neuen digitalen Plattform „#AusbildungKlarmachen“ wird es noch einfacher, sich zu orientieren und die richtigen Informationen zu bekommen.“
Die Geschäftsführerin DGB-Region Dortmund-Hellweg, Jutta Reiter, führt hierzu aus: „Die Corona Pandemie stellt uns alle vor viele Herausforderungen. Daher ist es gut, dass mit dem neuen Instrument der digitalen Plattform „#AusbildungKlarmachen“ die Duale Ausbildung Jugendlichen und ihrem Umfeld nähergebracht wird. Jetzt ist es wichtig, dass die Unternehmen in ihrer Ausbildungsbereitschaft zulegen, denn nur dann wird das Angebot erfolgreich sein.“
Die neue Website richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Sie bündelt alle wichtigen Angebote rund um das Thema Ausbildung: von Tipps für die Berufswahl und dem Online-Berufserkundungstool „Check-U“ über das persönliche Gespräch mit der Berufsberatung – zum Beispiel per Videoberatung – bis hin zu tausenden Ausbildungsplatzangeboten aus der Online-Jobbörse. In einer Veranstaltungsdaten-bank finden die Jugendlichen außerdem virtuelle Ausbildungsmessen, Speed-Datings und weitere digitale Events in ihrer Region. Auch Arbeitgeber, Eltern und Lehrkräfte finden hier wichtige Hinweise und weiterführende Links. Ausbildungsbetriebe erhalten zum Beispiel alle wichtigen Informationen zum Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ und gelangen per Link direkt zu den Förderanträgen. Lehrerinnen und Lehrer können Materialien für den Berufsorientierungsunterricht herunterladen. Eltern finden Tipps, wie sie ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen können oder welche finanziellen Hilfen es gibt.
Die Ausbildungsmarktpartner der Region Dortmund-Hamm schließen mit einem gemeinsamen Appell: „Aufgrund der pandemiebedingten Besonderheiten geht das Ausbildungsrennen erst viel später auf die Zielgerade als in früheren Jahren. Es gibt eine Verzögerung von mehreren Monaten. Viele Jugendliche beginnen jetzt erst richtig mit der Suche, viele Betriebe haben sich noch nicht entschieden. Da ist noch sehr viel in Bewegung. Jetzt heißt es aktiv werden und nicht nachlassen!“
Bundesagentur für Arbeit
Regensburger Straße 104
90478 Nürnberg
Telefon: +49 (911) 179-0
Telefax: +49 (911) 179-2123
http://www.arbeitsagentur.de
Telefon: +49 (231) 8429600
E-Mail: Ulrich.Brauer@arbeitsagentur.de