„Es ist wichtig, lokalen Akteur_innen eine größere finanzielle Mitgestaltung und Mitentscheidung in der humanitären Hilfe zu ermöglichen. Denn sie sind es, die vor Ort den besten Zugang zu Betroffenen haben und am besten wissen, welche Unterstützung benötigt wird“, erklärt Carsten Montag, Vorstand von VENRO.
Auf dem ersten Humanitären Weltgipfel am 23. und 24. Mai 2016 in Istanbul schlossen 63 Organisationen und Geberländer mit dem Grand Bargain eine einzigartige Vereinbarung, um die Wirksamkeit des humanitären Systems zu erhöhen. „Wir begrüßen daher ausdrücklich das Anliegen, im Zuge eines Grand Bargain 2.0 die Lokalisierung zu beschleunigen und die direkte Finanzierung lokaler NRO auszubauen“, betont Montag. „Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung hierfür stärker einsetzt.“
Seit dem Humanitären Weltgipfel vor fünf Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Unterstützung angewiesen sind, nahezu verdoppelt. Die Klimakrise, die COVID-19-Pandemie und ungelöste Konflikte wie im Jemen oder Nahost verschärfen weltweit die ohnehin prekäre Lage der Betroffenen. „Es ist dringender denn je, hierfür ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen und das internationale humanitäre System wirkungsvoller zu gestalten“, führt Montag aus. „Letztendlich muss es aber primäre Aufgabe der Politik bleiben, Krisen frühzeitig zu verhindern und abzumildern und dadurch die Notwendigkeit humanitärer Unterstützung zu verringern.“
Hintergrund:
Die direkte Finanzierung von lokalen humanitären Organisationen gehört zum Kern des Grand Bargain. Bislang erreichen jedoch nur zehn der 63 Unterzeichnenden das Ziel, mindestens 25 Prozent der humanitären Mittel „so direkt wie möglich“ an lokale Organisationen weiterzuleiten. Die Bundesregierung erreichte 2020 erst 22 Prozent. Im Juni 2021 beraten die Unterzeichner_innen über einen Bargain 2.0.
Die Forderungen von VENRO zur Zukunft des Grand Bargain finden Sie in unserer Stellungnahme „Wann kommt der Systemwandel in der humanitären Hilfe?“ (PDF).
VENRO (www.venro.org) ist der Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen (NRO). Ihm gehören rund 140 deutsche NRO an, die in der privaten oder kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, der Humanitären Hilfe sowie der entwicklungspolitischen Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit tätig sind.
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