In Deutschland fehlt es an Rechts- und Investitionssicherheit, um die bestehenden Kapazitäten für die stoffliche Verwertung von Reifen und Gummi zu erhalten und weiter auszubauen. Davor warnt der bvse-Ausschuss Recycling von Reifen und Gummi in seinem jüngst veröffentlichten Positionspapier.

"Leider wird das Recycling von Reifen und Gummi zunehmend durch rechtliche Hemmnisse erschwert. Gerade für die Vermarktung der hochwertigen Produkte, die beim Reifenrecycling entstehen, werden immer höhere abfallrechtliche und stoffrechtliche Hürden aufgebaut", bedauert der Ausschussvorsitzende Bernd Franken.

Was die Branchenunternehmen aber besonders ärgert, ist die Abgabe von Altreifen an nicht zertifizierte Marktteilnehmer. "Da darf man sich dann nicht wundern, wenn es fast täglich zu Pressemeldungen kommt, die über Altreifenfunde in der Natur berichten. Das ist ein Phänomen, das nicht erst seit gestern auftritt und wir erwarten, dass hier energischer als bislang gegengesteuert wird", betont Bernd Franken.

Die Abgabe von Reifen an zertifizierte Fachbetriebe, die sich aktiv um Abfallvermeidung durch Vorsortierung und Weitergabe, beispielsweise an die Runderneuerung, bemühen, würde dagegen den Effekt des grauen Marktes gänzlich beheben, lautet daher auch eine Schlussfolgerung im Positionspapier des bvse-Ausschusses Recycling von Reifen und Gummi.

Wie aber kann das Reifenrecycling in Deutschland systematisch ausgebaut werden? Nach Auffassung des bvse-Ausschusses müssen praxisbezogene Lösungen für die Sicherung und den weiteren Ausbau hochwertiger Verwertungswege in Deutschland gefunden werden.

Der bvse setzt dabei auf einen offenen Dialog mit allen Marktteilnehmern – den Ministerien, Behörden, Verbänden, Herstellern und Verarbeitern – und scheut sich auch nicht davor, mit eigenen Vorschlägen einen inhaltlichen Anstoß zu geben.

So fordert der Ausschuss Recycling von Reifen und Gummi einen wirksamen gesetzlichen Rahmen in Form einer Altreifenverordnung. Beispiele aus den Bereichen Altholz und Altöl zeigen, dass solche Verordnungen bundesweit zu klaren Regelungen und einheitlichen Strukturen führen; hierdurch werde Investitionssicherheit generiert, Märkte stabilisiert sowie die politisch gewünschte Kreislaufwirtschaft gefördert.

"Wir sind der Meinung, dass eine gesetzliche Regelung gegenüber einer erweiterten Herstellerverantwortung oder einer abgabenbasierten Regelung klare Vorteile hätte. Mit einem Übernahmeschein könnte man auf einfacher Basis ein Nachweisverfahren etablieren", betont Ausschussvorsitzender Bernd Franken.

Angegangen werden sollte nach Meinung des bvse-Ausschusses auch die aus seiner Sicht nicht valide Datenlage. Vorhandene Daten zu Aufkommen und Verwertungsmengen seien daher zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Insbesondere müssten die bisher erhobenen Exportmengen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden.

Als wichtigen Punkt sieht das Positionspapier an, das Thema Design for Recycling bei der Reifenherstellung in den Vordergrund zu rücken. Neue Reifen seien so zu gestalten, dass bei der Sammlung, der Sortierung sowie der Verwertung, insbesondere dem Recycling, keine Probleme auftreten. In diesem Zusammenhang verweist das bvse-Papier auch auf negative Aspekte bei der Verwertung von Selbstabdichtenden-Reifen (Seal-Reifen), die nicht zusammen mit herkömmlichen Reifen verwertet werden können und von Reifen, die Batterien enthalten.

Ausdrücklich will der bvse-Ausschuss Recycling von Reifen und Gummi das Positionspapier nicht einfach als Forderungskatalog für andere verstanden wissen. Wir sind überzeugt, mit der Vielzahl an aktiven Marktteilnehmern, die bereits heute Mitglieder im bvse e.V. sind, die nötige Kompetenz und Erfahrung zu haben, einen substanziellen Beitrag bei der Bearbeitung und Lösung der oben beschriebenen Aufgaben leisten zu können, heißt es daher abschließend.

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