Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, kommentiert: "Eltern sind sich ihrer Verantwortung in Sachen Ernährung bewusst und wollen diese auch nicht delegieren. Sie möchten selbstbestimmt handeln und sich nicht vom Staat etwas vorschreiben lassen. Sie wissen um den Wert von Werbung und wofür wir sie in einer freien Marktwirtschaft brauchen. Außerdem haben sie das richtige Gespür und Wissen, wenn es um kindliches Übergewicht geht. Die Antworten der Befragten zeigen, dass ihnen bewusst ist, dass die Gewichtsentwicklung von Kindern von vielen Faktoren abhängt und Übergewicht multikausal bedingt ist."
Was spielt eine Rolle bei der Übergewichtsentwicklung?
Die Befragten sollten 14 Aspekte nach ihrer Rolle bei der Übergewichtsentwicklung bewerten – und haben in nahezu allen aufgelisteten Punkten einen Einflussfaktor gesehen. Am häufigsten denken die Befragten, dass das Vorbildverhalten der Eltern und der Umgang mit Ernährung im Elternhaus einen Einfluss darauf hat, ob Kinder in Deutschland übergewichtig sind. 80 Prozent messen diesen beiden Aspekten eine sehr große bzw. eher große Rolle zu. Dahinter folgen mit 72 Prozent das mangelnde Wissen der Eltern über Ernährung und mit 71 Prozent das mangelnde Wissen der Kinder über Ernährung. Auf den hinteren Plätzen, aber trotzdem von jedem zweiten noch genannt, sind der negative Einfluss von Influencern in sozialen Netzwerken (54 Prozent), die persönliche Veranlagung (55 Prozent) und die Werbung für Lebensmittel (56 Prozent). Aber, sobald es um eine Gewichtung geht, wird deutlich, dass Verantwortung und Bildung weit vor der Werbung liegen. So wird das Vorbildverhalten der Eltern und der Umgang mit Ernährung im Elternhaus mit Abstand am häufigsten als Hauptursache für Übergewicht bei Kindern in Deutschland genannt (38 Prozent). Dahinter folgt das mangelnde Wissen der Eltern über Ernährung mit 29 Prozent und zu wenig Möglichkeiten für Bewegung, also zu wenige Spielplätze und zu wenig Schulsport, mit 25 Prozent. Werbung für Lebensmittel sieht nur jeder Zehnte unter den drei Hauptgründen für Übergewicht.
Forderungen des vzbv konterkarieren dessen Mitarbeit an der Nationalen Reduktionsstrategie
Mit Blick auf die Umfrageergebnisse, die der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) heute veröffentlicht hat, erklärt Christoph Minhoff zudem: "Die Forderungen des vzbv nach Höchstgrenzen für Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln sowie nach staatlichen Regulierungen sind überraschend vor dem Hintergrund der Beteiligung des vzbv an der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie. Denn hier hat der vzbv von Beginn an konstruktiv am Runden Tisch und im Begleitgremium mitgearbeitet und die Strategie einer freiwilligen Selbstverpflichtung unterstützt. Aus den Debatten hat der vzbv mitgenommen, dass die Lebensmittelwirtschaft einerseits auf einem sehr guten Weg der Optimierung der Produktzusammensetzung ist, dass aber andererseits in der Realität, nämlich an der Supermarktkasse, die Verbraucherinnen und Verbraucher anders entscheiden, als Verbraucherschützer es sich vielleicht wünschen und mit Umfragen suggerieren möchten. Eingekauft wird, was schmeckt. Niemanden ist geholfen, wenn Lebensmittelrezepturen durch staatliche Vorgaben in ein einheitliches Korsett gedrängt werden, und am Ende akzeptieren die Verbraucherinnen und Verbraucher die Produkte nicht."
Rahmendaten der Umfrage des ZAW:
Repräsentative Online-Befragung bei haushaltführenden Personen (verantwortlich für den Einkauf des Haushaltes) in Privathaushalten in Deutschland mit Internet-Anschluss und Kind(ern) unter 16 Jahren. Befragung im Insa Online-Panel. Erhebungszeitraum 12. bis 17. Mai 2021. Fallzahl: 1.000.
Der Lebensmittelverband Deutschland e. V. ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette "von Acker bis Teller", aus Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie an. Daneben gehören zu seinen Mitgliedern auch private Untersuchungslaboratorien, Anwaltskanzleien und Einzelpersonen.
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