Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bewerten derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der Medizinischen Hochschule Hannover den Nutzen von mobile-health-Anwendungen (z. B. Apps) zur Unterstützung des Selbstmanagements bei multipler Sklerose (MS).

Ihr vorläufiges Fazit: Einen klaren Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS konnten sie nicht finden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden aber Anzeichen, dass Depression und Fatigue bei Betroffenen mit MS gelindert und die kognitive Alltagskompetenz mit einer entsprechenden App verbessert werden kann.

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das Institut nun bis zum 28.06.2021 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um eine Gesundheitstechnologie-Bewertung (engl. Health Technology Assessment  = HTA) im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.

Anfrage eines Bürgers als Ausgangspunkt des Berichts

Ausgangspunkt des jetzt vorliegenden vorläufigen HTA-Berichts war die beim ThemenCheck Medizin gestellte Frage eines Bürgers, ob die Nutzung von mHealth-Anwendungen zu einem besseren Selbstmanagement bei MS führt.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, entzündliche und nicht heilbare Erkrankung, bei der das eigene Immunsystem Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark schädigt. mHealth-Anwendungen sind in der Regel Apps, die auf Smartphones oder Tablets installiert werden. Einige Apps sollen MS-Betroffene beim Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen, indem sie beispielsweise Informationen zur Erkrankung zur Verfügung stellen, an die Medikamenteneinnahme erinnern, ein Patiententagebuch enthalten oder den Austausch mit anderen Betroffenen ermöglichen.

Kein klarer Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS gefunden

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben elf überwiegend kleine Studien gefunden, die die Aspekte Selbstmanagement und vor allem den Umgang mit neuropsychiatrischen Beschwerden bei MS adressierten. Bei der Auswertung dieser Studien konnten sie aber keinen klaren Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS finden. So fehlen bisher überzeugende Daten, die ein verbessertes Selbstmanagement belegen. Die Daten sprechen nicht dafür, dass Apps mit Erinnerungsfunktion oder solchen, die körperliche Bewegung unterstützen sollen, positiv wirken.

Die Expertinnen und Experten fanden in den Studien allerdings Anzeichen dafür, dass die depressive Symptomatik sowie Antriebs- und Energiemangel und eine dauerhafte Erschöpfung und Schwäche (Fatigue) bei Betroffenen mit MS gelindert und die kognitive Alltagskompetenz (z. B. Konzentration und Aufmerksamkeit, informationsbezogene Verarbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnisleistung) mit einer entsprechenden App verbessert werden kann.

Zu dem nun vorliegenden vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 28.06.2021 um Stellungnahmen. Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durchgeführt. Die Ergebnisse aus der Anhörung können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.

Die HTA-Berichte im Rahmen des ThemenCheck Medizin werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.

Über Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersucht. Wir informieren laufend darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien und Diagnoseverfahren haben können.

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