Mäuse einer Tierhaltung an der Medizinischen Universität Wien wurden extrem vernachlässigt; mehr als 100 Tiere sind verhungert und verdurstet. Die Verantwortlichen wurden nicht belangt. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert adäquate Konsequenzen und die sofortige Schließung der Tierversuchseinrichtung. Zudem sei die standardmäßige Tötung „überschüssiger“ Tiere rechtswidrig.

Medienberichten zufolge deckte eine Kontrolle bei einer Tierhaltung an der MedUni Wien im November 2020 ein Horror-Bild auf: hunderte von Mäusen litten unter unsäglichen Bedingungen in vernachlässigten, überbelegten Käfigen, in vielen fehlten Wasser und Nahrung. Mehr als 100 Tiere sind an Durst und Hunger qualvoll gestorben. Es wird von Mäusen ohne Ohren oder Schwänzen berichtet, die sich die Tiere gegenseitig abgebissen haben.

Die Organisation Tierschutz Austria hat Strafanzeige gegen das Versuchslabor wegen Tierquälerei erstattet. Beim Prozess am Wiener Landesgericht wurde die ehemalige Tierpflegerin freigesprochen. „Es ist erschütternd und haarsträubend, den qualvollen Tod von hunderten schmerzempfindlichen Tieren so zu bagatellisieren“, sagt Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Dem Verein sind mehrere Fälle in Deutschland bekannt, bei denen massive Tierschutzvergehen an Tierversuchseinrichtungen ebenfalls nicht oder kaum bestraft wurden.

Den Medienberichten zufolge, gab die Tierpflegerin an, sie hätte viele von den verdursteten und verhungerten Mäusen sowieso töten müssen. Sie habe 300 bis 600 Tiere pro Woche getötet, weil sie nicht für die Forschung gebraucht würden.

Ärzte gegen Tierversuche prangert seit vielen Jahren an, dass Millionen von Tieren jährlich in deutschen Laboren aus rein wirtschaftlichen Gründen getötet werden, weil sie das „falsche“ Alter, Geschlecht oder Genzustand haben. Diese Tiere sind für Versuche unbrauchbar und werden regelmäßig als „Überschuss“ getötet. In Deutschland sind dies laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 3,9 Millionen Tiere zusätzlich zu den 2,9 Millionen in Tierversuchen verwendeten Tieren. Nach Auffassung des Ärztevereins ist dies rechtswidrig und in deutschen Laboren wird deshalb regelmäßig gegen bestehende Gesetze verstoßen. Zusammen mit der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) hat der bundesweite Verein gestern exemplarisch Strafanzeigen gegen 14 hessische Tierlabore gestellt, die auf diese Weise im Jahr 2017 insgesamt 151.632 Tiere illegal getötet haben. „Der Fall in Wien bestätigt auf erschütternde Weise, dass der Umgang mit Tieren im Labor als Wegwerfware ein systemimmanentes Problem ist“, sagt Filipova.

Tierversuchsbefürworter preisen regelmäßig die hohen Standards an, die angeblich bei der Durchführung von Tierversuchen in Deutschland und der EU erfüllt werden müssen. Doch zeigen die Ermittlungen in Wien, welch fahrlässige Haltungsbedingungen und Verantwortungslosigkeit sich in den Tierversuchslaboren verbergen und zum extremen Tierleid schon vor den eigentlichen Versuchen führen können. Ärzte gegen Tierversuche plädiert für die sofortige Schließung der Tierhaltung an der Uni Wien und die Umwidmung der darin investierten Ressourcen zugunsten der humanbasierten, tierversuchsfreien Forschung.

Quellen:

1. Die Presse: Mäuse in Wiener Forschungslabor verdurstet: Tierpflegerin freigesprochen. 31.5.2021 >>
2.
 Tierschutz Austria: Strafanzeige gegen Tierversuchslabor >>
3. Ärzte gegen Tierversuche e.V.: Über 150.000 Tiere als „Überschuss“ illegal getötet – Strafanzeigen gegen 14 hessische Tierlabore, 01.06.2021 >>

Über den Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund stehen.

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