Als PROUT PERFORMER ehrt die Stiftung PROUT AT WORK jedes Jahr zur Pride-Saison Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben, die sich für die Belange lesbischer, schwuler, bisexueller, trans*, inter* und queerer Menschen, englisch abgekürzt LGBT*IQ, stark machen und so selbst zu Vorbildern werden. Sichtbarkeit schafft Chancengleichheit, macht Firmen aber auch erfolgreicher. Die wichtigsten Listen führen in diesem Jahr Frauen an.
Sabine Bolz ist stolz auf ihre Auszeichnung. Die Geschäftsführerin der G+H Isolierung aus Mannheim führt in diesem Jahr vor Sandra Vollmer, Vorstand Finanzen und HR von 1+1, sowie Birgit Spors, Bereichsleiterin Marketing der KfW Bankengruppe, die Liste der 100 PROUT Executives an, die die Münchner PROUT AT WORK-Foundation jedes Jahr für ihren Einsatz im Bereich LGBT*IQ auslobt. „Diese Platzierung freut mich sehr, denn Sie gibt mir die Möglichkeit, durch meine Sichtbarkeit anderen bisher nicht geouteten Betroffenen zu zeigen, dass es sowohl im privaten Umfeld mit Familie wie auch im beruflichen Kontext als Führungsperson möglich ist, seinen Weg zu gehen. Wichtig ist, die Angst zu überwinden, den ersten Schritt zu gehen und authentisch zu bleiben.“
Die Jury, der unter anderem Vorstände von Konzernen wie Metro, Deutsche Bahn und Commerzbank angehören, war sich in ihrem Urteil schnell einig: Bolz‘ Engagement für die Sichtbarkeit und Interessen sexueller Minderheiten in- und außerhalb des eigenen Unternehmens etwa in Netzwerken wie PROUT AT WORK, der Charta der Vielfalt, der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) und in Diversity-Gruppen anderer Firmen habe es vielen Menschen leichter gemacht, selbst offen zu leben. Mit dem Coming-out Sabine Bolz‘ als trans* Frau durchlief die G+H Isolierung einen Transformationsprozess Richtung Diversity, der bis heute andauert.
Noch immer: Mobbing gegen LGBT*IQ im Büro
„Diverse Teams machen ein Unternehmen erfolgreicher“, sagt Albert Kehrer, neben Jean-Luc Vey einer der Begründer und Vorstände von PROUT AT WORK. Das beweisen zahlreiche Studien. Neben Geschlecht, Alter, Herkunft, körperlichem Vermögen, Religion etc. sind sexuelle Orientierung und Gender-Identität zwei der Merkmale, die die Vielfalt in einer Firma ausmachen. „Dafür müssen die Führungskräfte aber zunächst einmal die Bedingungen herstellen“, sagt Kehrer. „Denn nur wer sich nicht verstecken muss, kann sein Potenzial voll entfalten.“
Tatsächlich outen sich, wie die Studie „Out im Office?!!“ von Dominic Frohn aus dem Jahre 2017 klar darlegt, 30 Prozent der Betroffenen im Job nicht. Und von denen, die sich offen geben, machen
79 Prozent Diskriminierungserfahrungen. Das geht vom dummen Schwulenwitz bis zu Mobbing und Gewalt. Viele zeigen sich nicht, weil sie fürchten, ihren Posten zu verlieren oder andere Nachteile zu erfahren. Das Programm PROUT PERFORMER will deshalb jegliche Aktivität für die Chancengleichheit von LGBT*IQ fördern, indem es die Köpfe dahinter würdigt.
Sieben Rankings bilden das ganze Wirtschaftsleben ab
Neben den PROUT Executives gehören zu den PROUT PERFORMER dieses Jahr erstmals auch Vorbilder aus kleinen und mittleren Unternehmen (PROUT in SMEs), dem öffentlichen Dienst (PROUT in the Public Service), der Politik (PROUT Politicians) sowie aus Medien, Kunst und Kultur (PROUT in Media, Art, Culture) sowie Verbündete von LGBT*IQ in Unternehmen (PROUT Executive Allies) und einflussreiche Stimmen der LGBT*IQ-Community selbst (PROUT Voices).
„All diejeningen zu ehren, die es verdient haben, ist uns ob der Komplexität des Wirtschaftslebens zunehmend schwerer gefallen“, so Albert Kehrer. Die PROUT AT WORK-Foundation wollte deshalb differenzierter vorgehen. Über die Zusammensetzung der sieben Listen und die Reihenfolge der Nominierten in der Spitze urteilen zwei Jurys: Die Executive Jury nimmt sich PROUT Executives, PROUT in SMEs und PROUT Voices vor, die Community-Jury die vier übrigen Listen. Bedingungen für eine Nominierung sind immer die Sichtbarkeit qua Position sowie der außerordentliche Beitrag einer (bis auf die PROUT Executive Allies) geouteten Führungskraft für LGBT*IQ in- und außerhalb des eigenen Wirkungskreises. Hier die Kriterien im Detail
Vorbild Mittelstand
Eine besondere Rolle kommt da den kleinen und mittleren Unternehmen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu. Immerhin erbringen sie in den drei Ländern die größte Wirtschaftsleistung, stehen aber, was Diversity-Management angeht, noch im Schatten der großen internationalen Konzerne. Umso bedeutsamer ist es da, wenn eine lesbische Frau wie Kathrin Mahler Walther mit ihrem Forschungsinstitut EAF in Berlin gerade mittelständische Unternehmen zu Diversity-Management und Chancengleichheit berät. Mahler Walther steht auf Platz 1 der Liste PROUT in SMEs.
In den Trainings sensibilisiert Mahler Walther stets für die Relevanz von LGBT*IQ im Arbeitskontext und bringt ihre persönlichen Erfahrungen als lesbische (Ehe-)Frau und Mutter ein. Dass LGBT*IQ am Arbeitsplatz offen leben können, war Kathrin Mahler Walther schon immer ein Anliegen. Als sie 2019 für ihr Mittun in der Bürgerrechtsbewegung der DDR mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat sie in der Dankesrede im Schloss Bellevue selbstverständlich auch auf ihr eigenes Lebensmodell verwiesen. Die Ausgezeichnete empfindet ihren ersten Platz als Ehre und wichtigen Auftrag: „Diskriminierung ist weiterhin bittere Realität für Menschen aus der LGBT*IQ-Community – insbesondere für alle, die Mehrfachdiskriminierung zum Beispiel aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft erfahren. Das muss sich ändern und dazu trägt die PROUT PERFORMER-Initiative bei. Ich freue mich, dabei zu sein!“
Ein ähnliche Vorbildfunktion nimmt Angela Andresen ein, die Nummer 1 der PROUT Voices. Die offen lesbische Frau arbeitet innerhalb der Commerzbank für die Compliance-Abteilung. Ehrenamtlich ist sie seit über 15 Jahren bei ARCO Mitglied, dem LGBT*IQ-Netzwerk der Bank. ARCO war für Andresen einst gar der Grund, sich für die Ausbildung bei der Commerzbank zu entscheiden. Vor über zweieinhalb Jahren wurde sie zur Sprecherin von ARCO gewählt und hat sich seitdem insbesondere um das Thema Lesbische Sichtbarkeit verdient gemacht. Andresen sagt: „Mit all den anderen tollen Personen auf der Liste möchte ich ungeouteten Menschen Mut machen, sich auch im beruflichen Kontext nicht verstecken oder verstellen zu müssen. Gemeinsam wird unsere Vielfalt noch deutlicher, können wir Vorurteile weiter abbauen, dadurch das Schubladendenken weiter minimieren, die überfälligen rechtlichen Gleichstellungen lauter fordern und nachfolgenden Generationen vorleben, dass es keinen Grund gibt, einen Teil von sich zu verleugnen.“
Karriere ohne Angst
PROUT AT WORK ist sehr glücklich mit den Gewinner_innen in diesem Jahr, so Albert Kehrer. „Die PROUT PERFORMER zeigen, dass eine Karriere im Unternehmen unabhängig von der sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität oder dem geschlechtlichen Ausdruck möglich ist.“ Und das, meint der Stiftungsvorstand, dürfte vor allem junge Leuten ermutigen, ihren Weg zu gehen.
Die Listen mit allen Gewinner_innen finden Sie ab 7. Juni 2021 gegen 9 Uhr hier.
PROUT AT WORK entstand 2013 auf Initiative von Albert Kehrer und Jean-Luc Vey. Kehrer ist Coach für Diversity-Management, Vey arbeitet hauptberuflich bei der Deutschen Bank. Die Stiftung gibt Tipps fürs Coming-Out, hilft Mitarbeiter_innen und Unternehmen, die LGBT*IQ-Netzwerke im eigenen Haus gründen wollen, vernetzt diese und informiert zum Thema mit Networking-Veranstaltungen (ToGathering), Workshops (Deep Dive), Seminaren, einer Konferenz, Publikationen und Studien. Mit den LGBT*IQ-Awards zeichnet PROUT AT WORK jedes Jahr LGBT*IQ-Mitarbeitendennetzwerke, mit den PROUT PERFORMER die engagiertesten Supporter von LGBT*IQ in Unternehmen und öffentlichem Leben aus. PROUT AT WORK ist die einzige gemeinnützige Organisation im deutschsprachigen Raum, die sich für die Belange lesbischer, schwuler, bisexueller, trans*- und inter*-geschlechtlicher sowie queerer Menschen in Unternehmen einsetzt.
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