„Ein attraktiver Angebotsmix verschiedener Wohnkonzepte hat den Fokus auf das Einfamilienhaus abgelöst“, erläutert Verbandsdirektor Gerd Hager die Trends. So ging der Anteil der Einfamilienhäuser bei den Wohnungsbaufertigstellungen von rund gut der Hälfte (53%) im Zeitraum 2002 bis 2006 auf etwa ein Drittel (32%) im Zeitraum 2015 bis 2020 zurück (vgl. Anlage 1).
Die Regionalverbandsverwaltung hat für den Zeitraum 2011 bis 2020 die Bevölkerungsentwicklung mit den Baufertigstellungen verglichen (vgl. Anlage 2). Dabei zeigt sich, dass sich ab dem Jahr 2018 die Zuwanderungsgewinne deutlich abschwächten. „Die stabile Bevölkerungsentwicklung hat aus dem zuletzt stark ange-spannten Wohnungsmarkt Druck herausgenommen. Der über Jahre aufgebaute Nachfrageüberhang wird nun Schritt für Schritt abgebaut“, verdeutlicht Hager.
So steige laut Regionalverband selbst in kleineren Umlandgemeinden die Nachfrage an Geschosswohnungen. Die Gemeinden würden diese zunehmend in ihren Bebauungsplänen berücksichtigen. Das Angebot entspreche dem Bedarf, dem Lebensstil und dem Lebensgefühl der Neubürger. Damit würde auch ein Beitrag zum Flächensparen geleistet.
Dennoch bleibt nach den StaLa-Daten auch das Einfamilienhaus weiterhin ein Bestandteil der Wohnraumbeschaffung. So werden pro Jahr im Durchschnitt fast 1.000 neue Einfamilienhäuser fertiggestellt (Zeitraum 2015 bis 2020), wohingegen es im Vergleichszeitraum 2002 bis 2006 über 1.300 Stück jährlich waren. „Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich die Nachfrage an verschiedene Wohnformen zyklisch entwickelt hat", erklärt Hager. Nachdem in den 1980er Jahren das Einfamilienhaus bei den Baufertigstellungen einen Anstieg verbuchte, erlebte der Geschosswohnungsbau in den 1990er Jahren mit dem starken Zuzug und den vielen Konversionsprojekten auf ehemaligen Kasernenflächen einen markanten Höhepunkt. In den 2000er Jahren gab es einen Einfamilienhausboom, während in den letzten Jahren nunmehr ein Wohnformenmix dominierte.
Bei den Standorten der neuen Wohngebiete sehen die Regionalplaner differenzierte Entwicklungen. Urbane Siedlungstypen mit ihren kurzen Wegen und einem guten Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr seien überall in der Region stark nachgefragt. Dabei würde eine flächensparende Struktur nicht nur bei der Innenentwicklung, sondern auch bei neuen Wohngebieten im bisherigen Außenbereich eine große Rolle spielen. Hager resümiert: "Unsere Kommunen schaffen beispielhafte Wohnbauprojekte und zeigen, dass Einwohnerdichte, hohe Lebensqualität und städtebauliche Attraktivität miteinander vereinbar sind.
Allerdings würde es auf der anderen Seite durch den im Jahr 2017 eingeführten Paragrafen 13b des Baugesetzbuches, der Wohngebiete in Außenbereichsflächen im beschleunigten Bauleitplanverfahren ermöglicht, eine gegensätzliche Entwicklung geben. "Durch 13b entstehen nun wieder vermehrt größere Einfamilienhausgebiete in eher ländlich gelegenen Orten. Dabei stellen sich Fragen nach den Eingriffen in das Landschaftsbild und dem haushaltärischen Umgang mit dem knappen Gut Fläche", gibt Hager zu bedenken.
Auch beim Indikator Wohnfläche werde nunmehr an die Trends vor 2015 angeknüpft. Die Menschen würden wieder großzügiger leben. Nachdem laut StaLA 2015 bis 2017 die Wohnfläche pro Einwohner landesweit vorübergehend zurückging, hat sie 2019 in der Region Mittlerer Oberrhein mit rund 48 Quadratmetern den bisher höchsten Stand aus dem Jahr 2014 knapp übertroffen.
Im Jahr 1990 lag hingegen die Wohnfläche pro Kopf noch bei rund 36 und im Jahr 2000 bei rund 40 Quadratmetern.
Hintergrund
Das vergangene Jahr 2020 markiert gemäß landesamtlicher Statistik mit konkret 3.479 fertiggestellten Wohnungen einen neuen Höchstwert in einer Phase verstärkter Bautätigkeit. Während im Zeitraum 2010 bis 2014 in der Region Mittlerer Oberrhein jährlich rund 2.000 Wohnungen fertiggestellt wurden, waren es 2015 bis 2019 bereits rund 2.800 pro Jahr.
Auch für das laufende Jahr 2021 rechnen die Regionalplaner mit einem eifrigen Wohnungsbau. Darauf lassen die Baugenehmigungen aus 2020 schließen, die rund 3.530 genehmigten Wohneinheiten betragen (vgl. Anlage 3).
Für die zukünftige Entwicklung des Wohnangebots sieht der Regionalverband die Region gut gerüstet. So haben die 57 Kommunen in der Region laut Erhebung des Regionalverbandes in ihren Flächennutzungsplänen rund 2.200 Hektar Flächenreserven für neue Baugebiete.
Hinzu kommen rund 1.200 Hektar Innenentwicklungspotenziale.
Anlagen
1. Anteil Einfamilienhäuser
2. Bevölkerungsentwicklung/Baufertigstellungen
3. Baugenehmigungen
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