Die Deutschen haben das Fahrrad wiederentdeckt. Und das nicht erst seit Corona. Viele nutzen das Rad auch für den Weg zur Arbeit und fördern damit ihre eigene Gesundheit. Verschiedene wissenschaftliche Studien kommen zu dem Schluss, dass Beschäftigte, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, im Durchschnitt seltener krankheitsbedingt bei der Arbeit fehlen als Auto- und ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer.
Allerdings haben bislang nur wenige Unternehmen das Thema für sich entdeckt. Das zeigt eine aktuelle – von der gesetzlichen Unfallversicherung in Auftrag gegebene – Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey (ZIP, 317 kB) mit mehr als 7.500 Teilnehmenden. Lediglich ein knappes Viertel der Befragten gibt darin an, dass sich ihr Arbeitgeber für das Fahrrad als Verkehrsmittel einsetze, indem er die Nutzung attraktiv mache – beispielsweise mit finanziellen Anreizen, Duschen, Fahrradchecks oder Abstellräumen.
Diese Haltung spiegelt sich auch in der betrieblichen Verkehrssicherheitsarbeit: Die Frage, ob das Fahrrad bei der betrieblichen Unterweisung eine Rolle spielt, beantwortet nur knapp jede vierte befragte Person mit "ja". Mehr als die Hälfte der Befragten (53,4 Prozent) gibt sogar an, dass der Weg zur Arbeit bei den betrieblichen Unterweisungen gar nicht vorkomme. Auch auf das Fahrrad bezogene sicherheitsrelevante Maßnahmen bleiben bislang weitgehend unberücksichtigt: So beantworten mehr als 70 Prozent der Teilnehmenden die Frage, ob ihr Betrieb für Fahrradhelme wirbt, mit ’nein‘, obwohl gerade ein Helm im Ernstfall vor schlimmen Verletzungen bewahren kann.
"Verschenktes Potenzial aus unserer Sicht", meint Gregor Doepke, Leiter der Kampagne "kommmitmensch" beim Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Denn aus dem Arbeitsschutz wisse man, dass sich Beschäftigte sehr wohl daran orientieren würden, wenn ihr Unternehmen sicheres und gesundes Verhalten fördere. „Gerade Führungskräfte haben in diesem Zusammenhang eine Vorbildfunktion. Wenn der Chef oder die Chefin einen Helm aufsetzt, macht das oft mehr Eindruck als jeder noch so gut gemeinte Hinweis.“ Zur Unterstützung von Führungskräften haben die gesetzliche Unfallversicherung und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat im Rahmen der Kampagne die "Praxishilfe – Sicherheit auf allen Wegen" unter www.praxishilfe-sicherheitaufallenwegen.de bereitgestellt, um mit einfachen Checklisten sehr schnell zielführende Vorgehensweisen und Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen im Straßenverkehr ableiten zu können.
Sorge macht dem DGUV-Kommunikationsleiter die Entwicklung der Unfälle mit dem Fahrrad. Denn die Zahl der Wegeunfälle mit dem Rad habe in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte zugenommen. Die sichere Nutzung des Fahrrades sollte zum innerbetrieblichen Gesprächsthema werden. Dabei unterstützen die gesetzliche Unfallversicherung und der DVR mit erprobten Online-Events oder Veranstaltungen vor Ort. Maßnahmen wie Fahrradaktionstage, das Training "Sicherheit für den Radverkehr", kostenlose Radchecks oder sichere Fahrradstellplätze anzubieten, könnte diesem Trend entgegenwirken und zusätzliche Sicherheit schaffen. "Diese Investitionen lohnen sich", so Doepke. "Denn weniger Unfälle bedeuten auch geringere Ausfallzeiten."
Weitere Informationen
- Website der Präventionskampagne: www.kommmitmensch.de
- Angebote von DVR und Unfallversicherung zu sicherer Mobilität im betrieblichen und öffentlichen Bereich: www.deinewege.info
- Weitere Tipps, wie Unternehmen sowohl die Fahrradnutzung als auch die Sicherheit im Straßenverkehr fördern können, geben die Unfallkassen in ihrem Führungskräftemagazin "top eins"
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