Premiere „#2 ∞ ma non troppo“: Donnerstag, 01.07.2021, 16 – 20 Uhr

Premiere „#3 Die 10. Sinfonie“: Donnerstag, 01.07.2021, 20 Uhr

 

Mit einem Doppelprogramm am 1. und 2. Juli feiert die Berliner Opernkompanie Novoflot im Admiralspalast zum Auftakt des Post-Corona-Sommers 2021 nachträglich den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven: „Wir sind so frei #2 – ∞ ma non troppo“ als von der Friedrichstraße frei zugängliche musiktheatrale Installation im Hof und „Wir sind so frei #3 – Die 10. Sinfonie“ im Theatersaal des traditionsreichen Aufführungsortes in Berlin-Mitte.

Angelegt zwischen Oper und Klavierkonzert, musiktheatraler Ausstellung und Sinfonie, philharmonischer Raumerkundung und neu komponierter Musik, hat Novoflot mit der Trilogie „Wir sind so frei #1 – #3“ eine zeitgenössische Betrachtung von fast 250 Jahren heftigster Auswirkungen seines singulären musikalischen Œuvres auf die Kunst der Gegenwart und die Gegenwart der Kunst geschaffen. Unterschiedlichste Instrumentalensembles, Sänger*innen und Performer*innen entwickeln in „Wir sind so frei #1 – #3“ Aspekte der eigenwilligen kompositorischen Praxis Beethovens konsequent weiter und erkunden sie szenisch in extremen räumlichen Dispositionen. Seine unablässige Neugier auf das Widersprüchliche dient Novoflot hierbei als entscheidender Motor!

Erste Aufführungen von „Wir sind so frei #1 – #3“ konnten im Jahr 2020 stark reduziert stattfinden: „#1 Fidelio“ noch Mitte März in der Akademie der Künste am Hanseatenweg in Berlin, „#2 ∞, ma non troppo“ und „#3 Die 10. Sinfonie“ im Oktober vor und in der Kölner Philharmonie.

Nun aber bringt Novoflot den zweiten und dritten Teil der Trilogie als Doppelprogramm zur Berliner Premiere – selbstverständlich weiter unter strikter Berücksichtigung der geltenden Hygiene- und Sicherheitsregeln.

„Wir sind so frei #2 – ∞ ma non troppo“ markiert am Nachmittag des 1. Juli den Ausgangspunkt. Draußen im Hof des Admiralspalastes, frei zugänglich von der Friedrichstraße aus, ist als musiktheatrale Installation in mehreren Schleifen zwischen 16 und 20 Uhr die Entstehung eines Klavierkonzertes zu erleben. Patrik Baboumian, der stärkste Mann Deutschlands, und der Tänzer Rafal Dziemidok betrachten als Beethovens Stellvertreter und Rückblende ihr eigenes Werk und sortieren den Kompositionszyklus für die beiden Pianisten Antonis Anissegos und Joseph Houston in einen fragmentierten Ritt durch Beethovens Klavierwerk. Begehbare Kuben sind Schlupflöcher für die Zuschauer*innen, die während der vier Mal wiederholten, jeweils ca. einstündigen Performance einzeln, exklusiv und zeitlich begrenzt kostenlosen Zutritt erhalten.

Direkt im Anschluss an die letzte Schleife von „Wir sind so frei #2 – ∞ ma non troppo“ beginnt dann – praktisch in Hörweite – im Theatersaal des Admiralspalastes um 20 Uhr „Wir sind so frei #3 – Die 10. Sinfonie“. Dieses Musiktheater für Orchester, Gesangstrio, Performer*innen-Ensemble, Jazzband und Videoperformer spannt einen musikalischen Bogen von Beethovens späten Streichquartetten über Ausschnitte aus op. 125 bis hin zu seinem Fragment der 10. Sinfonie und Uraufführungskompositionen von Michael Wertmüller. Das Libretto zu dieser Erkundung offener Strukturen eines noch nicht vollendeten Werkes verfasste die Berliner Autorin Gesine Danckwart.

Wir sind so frei #2 – ∞ ma non troppo

Mit: Antonis Anissegos (Klavier), Joseph Houston (Klavier) sowie Patrik Baboumian, Maxime Barbasetti, Hayden Chisholm, Rafal Dziemidok, Renae Shadler (Performance)

Regie & Konzept Sven Holm Musikalische Leitung Vicente Larrañaga Raum Elisa Limberg Kostüme Silvie Naunheim, Lisa Fütterer Video Mirko Borscht Sounddesign Koray Alkan Produktion Dörte Wolter, Sophie Beck Kommunikation k3 berlin

Ein Projekt im Rahmen von BTHVN2020. Ein Projekt im Rahmen von BTHVN2020. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin.

Medienpartnerschaft: taz

Wir sind so frei #3 – Die 10. Sinfonie

Gesang: Christina Daletska, Aki Hashimoto, Eva Resch

Performance: Patrik Baboumian, Maxime Barbasetti, Mirko Borscht, Rafal Dziemidok, Renae Shadler

Ensembles:

Johnny La Marama, Kalle Kalima (E-Gitarre), Chris Dahlgren (E-Bass), Eric Schaefer (Schlagzeug)

Ensemble of Nomads: Emilio Guim (E-Gitarre), Talvi Hunt (Klavier), Gäste: Sofia Souldina (Geige), Lucas Niggli (Schlagzeug)

Sonar Quartett: Wojciech Garbowski (1.Geige), Susanne Zapf (2.Geige), Nikolaus Schlierf (Bratsche), Konstantin Manaev (Violoncello)

Daniella Strasfogel (1. Geige), Yumi Onda (2. Geige), Yodfat Miron (Bratsche), Martin Smith (Violoncello)

Hayden Chisholm (Saxofon)

Antonis Anissegos, Joe Houston, Jacopo Salvatori (Klavier)

Komposition Michael Wertmüller Libretto und Texte Gesine Danckwart Regie & Konzept Sven Holm Musikalische Leitung Vicente Larrañaga Raum Elisa Limberg Mitarbeit Raum Eleonora Pedretti Kostüme & Puppen Silvie Naunheim, Lisa Fütterer Video Mirko Borscht Lichtdesign / Technische Leitung Ismael Schott Sounddesign Koray Alkan, Jonathan Bruns Company Management Dörte Wolter Produktionsleitung Sophie Beck Künstlerische Produktionsleitung Teresa Reiber Kommunikation k3 berlin Tour Management TINA Agency

Ein Projekt im Rahmen von BTHVN2020. Ein Projekt im Rahmen von BTHVN2020. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin.

Medienpartner: taz

Über Novoflot und die Oper an sich

Die Oper ist ein Gesamtkunstwerk, deren einzelne Bausteine für sich genommen jeweils Kunstgeschichte schreiben. Und sie ist ein Missverständnis. Denn vieles von dem, was die Oper heute auszeichnet, widerspricht den eigentlichen Zielen ihrer Erfinder: eine Wiederbelebung der antiken Ideale. So wollte es die Florentiner Camerata Ende des 16. Jahrhunderts. Die Bourgeoisie Europas jedoch fand ein ganz eigenes Gefallen an dem neu geschaffenen Genre und deutete das einzigartige Potential der Gattung zu Ungunsten seiner Bauteile um: Erkenntnisgewinn bei Liebe, Mord und Totschlag wurde dem unbedingten Willen zur Repräsentation geopfert.

Novoflot versteht sich als Gegenpol dieser Entwicklung. Oder besser gesagt: als Gegenbewegung. In über 35 Inszenierungen* seit 2002 untersuchten die Künstlerinnen und Künstler des frei produzierenden Ensembles die verdeckten Dimensionen der Gattung Oper und setzten das Mosaik der Einzelteile immer wieder neu zusammen. Herausgekommen sind Opernereignisse abseits der scheinbar manifesten Präsentationsform, aufgeführt auf Volksbühnen, Trabrennbahnen, Brachflächen, in Radialsystemen, mobilen Opernhaus-architekturen, versunkenen Kirchen und ehemaligen Fitness-Studios am Berliner Alexanderplatz. Konflikte jeglicher Art waren und sind bei diesen Unternehmungen vorprogrammiert. Laut Duden jedoch bilden sie die Voraussetzung für das Drama. (Malte Ubenauf und Dörte Wolter aus dem Vorwort des Jubiläumsbandes »Die 15. Spielzeit« – erschienen 2018 bei Theater der Zeit)

*Mittlerweile sind zehn weitere Inszenierungen hinzugekommen.

2014 wurde die Kompanie mit dem Tabori Preis ausgezeichnet.

www.novoflot.de

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