Das Staatstheater Darmstadt verabschiedet sich von seinem ehemaligen Generalmusikdirektor und Ehrenmitglied Hans Drewanz, der im Alter von 92 Jahren am 22. Juni 2021 friedlich in seinem Darmstädter Zuhause eingeschlafen ist.
Drewanz war außerdem Ehrendirigent des Staatsorchesters Darmstadt.

Drewanz wurde am 02. Dezember 1929 in Dresden geboren und wuchs in Berlin auf. Nach dem Studium an der Musikhochschule Frankfurt am Main wurde er Studienleiter und persönlicher Assistent von Sir Georg Solti an der Frankfurter Oper. 1963 als jüngster Generalmusikdirektor nach Darmstadt berufen, leitete er dort über drei Jahrzehnte das Opern- und Konzertleben und führte durch kontinuierliche künstlerische Arbeit die Tradition dieser Stadt fort, die von Karl Böhm über Gustav Rudolf Sellner bis zu den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik reicht. Als Professor an der Musikhochschule Saarbrücken bildete Hans Drewanz zudem seit 1984 den Nachwuchs aus.

Für seine Verdienste um das Musikleben der Stadt Darmstadt wurde Drewanz 1994 mit der „Goethe-Plakette des Landes Hessen“, der höchsten Auszeichnung des Kultusministeriums sowie mit der höchsten Auszeichnung der Stadt Darmstadt, der „Silbernen Verdienstplakette“, geehrt. Auch der Darmstädter Musikpreis 2014 wurde ihm zuerkannt.

Neben den Werken der Klassik und Romantik, die zu den Eckpfeilern seiner Arbeit gehören, brachte er durch die Vergabe von Kompositionsaufträgen junge Tonkünstler zu Gehör. Die kontinuierliche Pflege der Werke Gustav Mahlers, der Repräsentanten der Wiener Schule, Karl Amadeus Hartmanns und Dmitri Schostakowitschs bis hin zu den Komponisten der jüngeren Generation von Aribert Reimann bis Matthias Pintscher kennzeichnen die Spannweite des Repertoires von Hans Drewanz. Mit dem großen Spektrum seines Repertoires wirkte Drewanz auch weit über die Grenzen Darmstadts hinaus. Besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit war immer wieder die Oper. So dirigierte Drewanz regelmäßig an großen Bühnen (Düsseldorf/ Duisburg, Frankfurt am Main, Nationaltheater in München). Besonders in Erinnerung bleiben die Aufführungen von Hans Werner Henzes „Prinz von Homburg“ und Othmar Schoecks „Penthesilia“ am Staatstheater Darmstadt.

Die Konzertprogramme seiner Ära listen alle Klassiker des 20. Jahrhunderts auf. Als Konzertdirigent gastierte Drewanz unter anderem in Finnland, Frankreich, Holland, Italien, Polen und Schweden. Eine besonders langjährige, regelmäßige Zusammenarbeit verband ihn mit dem Yomiuri-Orchester in Tokio und dem NHK-Orchester. Mit Mendelssohns Reformations-Sinfonie und dem Schlagzeugkonzert „Veni Emmanuel“ von James MacMillan leitete er Ende März 2019 sein letztes Konzert mit dem Staatsorchester Darmstadt.

In seiner Arbeit legte er bewusst den Schwerpunkt darauf, mit Musik für seine Heimat-Stadt präsent zu sein, da für ihn Musik und Kultur im Allgemeinen ein wichtiger Baustein für das existentielle Leben einer Stadt waren.

Intendant Karsten Wiegand

„Ich habe Hans Drewanz über Jahrzehnte immer wieder erleben dürfen. Er war ein wundervoller Musiker, neugierig, herzlich und von großer Klarheit. Er gab mir immer klugen Rat, wenn ich ihn fragte. Ich bin ihm sehr dankbar und werde ihn vermissen.“

Generalmusikdirektor Daniel Cohen

„Ich hatte zwei schöne Begegnungen mit Hans Drewanz und konnte ihn 2019 auch in einer Probe mit dem Orchester erleben. Seine wundervolle Musikalität war für mich eine phantastische Stimme der alten Meister. Er führte das Orchester klug und durch seine Art zu dirigieren wurde das Orchester eins mit ihm.“

Stimmen der Musiker aus dem Staatsorchester Darmstadt

„Unermüdlich, inspirierend, fleißig, ein Vorbild für konzentrierte Opernarbeit“, heißt es aus dem Orchester. „Eine CD, die wir mit ihm aufgenommen haben, trug den Titel ‚Musik als Auftrag‘“, erinnert sich der Posaunist Uli Conzen. „Das sagt alles. Er galt als ungemein pflichtbewusst, dabei als uneitel. Seine Genauigkeit als Dirigent hat mir als damals jungem Orchestermitglied sehr geholfen.“ Und andere Stimmen: „Es war uns immer klar, wie Hans Drewanz sich um uns und das Haus kümmert. Das Orchester war sein „Baby. Moderne musste sein. Es gab Jahre, in denen in jedem Sinfoniekonzert ein Neues Werk zu hören war. Sein Kommentar: „Das Publikum muss das aushalten.“ Wir empfanden ihn als einen begnadeten Opernkapellmeister, der die Einzelheiten und die komplexen Zusammenhänge gleichzeitig im Blick hatte, immer im Dienst des Werkes.“ Michael Schubert, Solo-Oboist des Staatsorchesters: „Hans Drewanz war ein allumfassender Humanist.“

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