Steigende Rohstoffpreise sorgen derzeit für Höhenflüge auf den Devisenmärkten: Profiteure sind die Währungen rohstoffreicher Länder wie Norwegen, Südafrika oder Kanada. Die Wechselkurse steigen ebenso wie die Preise für Öl, Kupfer und Eisen. Auf Anlegerseite drängt sich damit die Frage auf, wie dieser Schwung mitgenommen werden kann und welche Währungen in einem solchen Szenario attraktive Renditen bieten können.

„Währungen von Ländern, deren Exporte und somit auch deren Wirtschaftswachstum besonders stark von natürlichen Ressourcen oder dem Export eines bestimmten Rohstoffs abhängig sind, werden typischerweise als ‘Rohstoffwährungen‘ bezeichnet“, sagt Andrea Sivierio, Investment Strategist bei Ethenea. Für diese Länder sei es üblich, dass ihre Währungen stark mit der Entwicklung der heimischen Rohstoffindustrie oder mit dem Preis des jeweiligen Rohstoffs korrelierten. „Klassischerweise als Rohstoffwährung betrachtet werden unter anderem die norwegische Krone, der südafrikanische Rand, der russische Rubel, der chilenische Peso, der kanadische-, neuseeländische sowie der australische Dollar. Für Anleger bedeutet die Investition in diese oder andere Fremdwährungen damit immer auch die Inkaufnahme eines gewissen Wechselkursrisikos und sollte sorgfältig abgewogen werden.“

Während Rohstoffe selbst in der Regel in US-Dollar gepreist würden, orientierten sich Rohstoffwährungen an dem Preis natürlicher Ressourcen, da ein Großteil der Wirtschaft des Landes auf der Produktion und dem Export dieses Rohstoffs basiert. „Ein Preisanstieg führt zu höheren Einnahmen und Wachstumsraten im exportierenden Land und bringt somit meist einen Aufschwung der Leistungsbilanz des Landes mit sich“, sagt der Experte. „Rohstoffwährungen bieten daher im Allgemeinen höhere Zinssätze, da Rohstoffexporteure in der Regel stärkere Wachstumsraten verzeichnen können als jene Länder mit scheinbar sicheren Währungen. Dies ist besonders für Schwellenländer relevant.“ Eine Anlage in Rohstoffwährungen könne besonders ertragreich sein, wenn zu erwarten sei, dass die Rohstoffwährung gegenüber der heimischen Währung aufgewertet wird. „Das ist insbesondere in Phasen von Wirtschaftswachstum und starker Rohstoffnachfrage der Fall, da die Rohstoffpreise hier steigen und die jeweiligen Rohstoffwährungen gegenüber den traditionellen Safe-Haven-Währungen aufgewertet werden.“

Fallstricke bei der Anlageentscheidung

Die derzeitige Phase der wirtschaftlichen Reflation gepaart mit der starken gesamtwirtschaftlichen Erholung und der steigenden Rohstoffnachfrage könnte entsprechend für Investitionen in Rohstoffwährungen günstig erscheinen. „Es gibt jedoch einige Fallstricke, die es zu beachten und zu vermeiden gilt“, erklärt Sivierio. „Rohstoffwährungen von Schwellenländern bieten zwar allgemein höhere Zinsen, ihre Gesamtperformance kann aber unter höheren Inflationsraten sowie sozialen und geopolitischen Problemen leiden. Zudem birgt die Investition in diese Währungen teilweise operative Risiken und höhere Kosten.“ Weiterhin wiesen Rohstoffwährungen in der Regel eine überdurchschnittliche Volatilität auf und auch die Preisbeurteilung sei herausfordernd, da die Rohstoffpreise nicht nur durch die physischen Nachfrage- und Angebotsdynamiken bestimmt würden, sondern auch durch den Preis der Finanzanlagen, die auf diese Rohstoffe aufsetzen.

Auch bei der Beurteilung scheinbar günstiger Anlagesituationen sei Umsicht geboten: „Eine Anlage in Rohstoffwährungen während des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes, des attraktiven Wirtschaftswachstums und risikofreudiger Märkte kann derzeit sehr reizvoll sein“, sagt Sivierio. „Aber die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation kann sich jederzeit ändern. Eine Straffung der Geldpolitik in den großen Volkswirtschaften, das harte Durchgreifen Chinas gegen Rohstoffspekulationen oder eine Konjunkturabschwächung könnten eine Korrektur der Preise von Rohstoffwährungen auslösen.“

Anlagealternative mit unterschiedlichen Risikoprofilen 

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren könnten Rohstoffwährungen jedoch eine Anlageoption darstellen. „Um eine Position in Rohstoffwährungen aufzubauen, ist eine fundierte Analyse der makroökonomischen und geopolitischen Situation des Rohstoffexporteurs zentral“, erklärt der Ökonom. Der Anstieg der Rohstoffpreise sei nicht per se eine Garantie dafür, dass die entsprechende Währung stabil bleibe oder weiter aufgewertet werde. Bei einem zu ausgeprägten Risikoprofil der kleineren Rohstoffwährungen könne es zudem eine Alternative sein, in Währungen größerer Volkswirtschaften zu investieren, die zwar meist niedrigere Zinssätze böten, dafür aber weniger volatil seien. „Hinsichtlich der Risikoprofile ist auch ein Mittelweg möglich: Erscheint eine Investition in Rohstoffwährungen selbst als zu risikoreich oder operativ kompliziert, kann durch Aktienanlagen in internationale Unternehmen eine Position im Rohstoffmarkt aufgebaut werden, die die entsprechenden Rohstoffe produzieren und exportieren“, sagt Sivierio. „Aber am Ende eint alle Anlagestrategien eins: Entscheidend ist das richtige Timing.“   

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